Steinbach feiert seinen 650. Geburtstag

13.3.2020, 13:00 Uhr
Steinbach feiert seinen 650. Geburtstag

© Hans-Joachim Winckler

Herr Müller, ein Zeitsprung ins Jahr 1370: Muss man sich Steinbach als Dorf vorstellen oder gab es nur einzelne Höfe?

Konrad Müller: Es war damals schon ein Dorf mit 16 größeren und kleineren landwirtschaftlichen Betrieben. Ich schätze, es haben rund 100 Menschen in Steinbach gelebt. Wir sind ein ganz besonderes Dorf, denn die Struktur hat sich im Prinzip bis in die 1980er Jahre nicht verändert. Damals hatten wir noch 22 Höfe im Ort, die rund 330 Hektar bewirtschafteten. Diese Fläche entspricht der heutigen Größe des Dorfes. Spätestens nach 1980 kam der große Wandel in der Landwirtschaft auch bei uns an. Heute haben wir noch vier Vollerwerbshöfe.

 

In welchem Dokument wurde Steinbach das erste Mal erwähnt?

Müller: Im Urbar des Burggrafentums Nürnberg aus den Jahren um 1370, damals bereits in seiner heutigen Schreibweise.

 

Was ist ein Urbar?

Müller: Ein Steuerverzeichnis. Daraus konnte man ersehen, wer wie viele Scheffel Korn, wie viele Eier oder Honig an die Herrschaft abgeben musste.

Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Steinbacher Höfe ihre Herrschaft mehrfach.

Müller: Sie gehörten zum burggräflichen Amt Cadolzburg, zum Augustiner Chorherrenstift in Langenzenn, dann wieder den Burggrafen von Nürnberg, später dem Bischof von Bamberg. Im Jahr 1808 hatten wir die kuriose Situation im Dorf, dass die 25 Höfe neun verschiedenen Besitzern verpflichtet waren.

 

War die Beziehung zu Cadolzburg schon immer enger als zu anderen Herrschaften?

Hermann Zempel: Ja, in Cadolzburg war die Schule, die Kirche, da kauften wir ein. Als in den 1970er Jahren die Gebietsreform anstand, war Steinbach gemeinsam mit Egersdorf und Wachendorf noch eigenständig. Wir Steinbacher wollten nach Cadolzburg, die Wachendorfer hingegen die Selbstständigkeit erhalten. Wie es ausgegangen ist, ist bekannt.

 

Wie wollen Sie beide die Dorfgeschichte lebendig erhalten?

Zempel: Wir haben unseren Dorfchronisten Konrad Müller, der immer wieder Dokumente aus dem Ort zusammenträgt. Vieles steht schon in unserer Chronik, die Eduard Präger 1995 veröffentlicht hat, auch damals hat Konrad Müller mitgearbeitet. Auch in den verschiedenen Festschriften geht es immer wieder um die Historie.

Müller: Mit unseren Festen sorgen wir auch dafür, dass die jüngere Generation schöne Erinnerungen an das Dorfleben hat. Sie wissen, nur wenn alle zusammen helfen, kann so ein Fest gelingen.

 

Apropos Feste und Festschriften: Sie feiern heuer erst das 125-jährige Bestehen der Feuerwehr, obwohl sich die Gründung schon 2019 gejährt hat. Warum?

Zempel: Ein kleines Dorf mit 370 Einwohnern kann nicht zwei Feste in so kurzer Zeit stemmen. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr nur zu einem Festakt für die Feuerwehr eingeladen und heuer gibt es das große Dorffest.

 

Sie stellen ein umfangreiches Programm auf die Beine. Was sind die Höhepunkte?

Zempel: Das ist der große Festzug am Samstagabend, zu dem allein aus dem Landkreis über 40 Feuerwehren Delegationen schicken und sich mehr als 20 Vereine aus unserer Gemeinde beteiligen. Außerdem erwarten wir Abordnungen aus den Partnergemeinden, verschiedene Wagen, unsere Theatergruppe die Wiesentaler oder die Dorfkinder. Nicht zu vergessen die Musikanten. Am Sonntag folgt dann das große Dorffest. Ein Oldtimertreffen und eine Ausstellung mit modernen Landwirtschaftsmaschinen stehen auf dem Programm, die Wiesentaler spielen. Außerdem wird eine alte Dreschmaschine im Einsatz sein und Kunsthandwerker zeigen ihr Können. Die Dillenbergschlorcher sind dabei, und es gibt Hubschrauberrundflüge.

 

Hat das Dorf denn einen so großen Festplatz?

Zempel: Eigentlich nicht, aber wir haben unsere Landwirte gebeten, dafür extra Flächen anzusäen.

Müller: Nicht vergessen dürfen wir den ökumenischen Festgottesdienst am Sonntag. Hermann ist es gelungen, dafür Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm als Prediger zu gewinnen. Es wird hoffentlich ein Open-Air-Gottesdienst bei schönem Wetter.

Zempel: Außerdem laden wir zu einer großen Sternpolka ein. Wer will, kann dabei mittanzen. Wir haben auch schon zahlreiche fest angemeldete Paare, die mit Tanzmeisterin Steffi Zachmeier üben. Für Interessenten wurde die E-Mail-Adresse sternpolka@steinbach-franken.de eingerichtet.

 

Sie rechnen also mit mehr Besuchern, als Steinbach Einwohner hat.

Zempel: Auf jeden Fall. Insbesondere am Freitag, wenn die Dorfrocker bei uns gastieren, erwarten wir viele junge Gäste von auswärts.

 

Wie viele Steinbacher arbeiten an dem Programm?

Zempel: Wir sind eine Gruppe von rund 15 Leuten, aber am Schluss wird dann vermutlich das sprichwörtliche halbe Dorf auf den Beinen sein, um mitzuhelfen.