Steiner Wohnquartier ohne Autos?

21.3.2018, 06:00 Uhr
Steiner Wohnquartier ohne Autos?

© Hans-Joachim Winckler

Eigentlich ging es nur um ein kleines Detail, aber in der jüngsten Bauausschusssitzung war schon zu ahnen, dass die Realisierung der hochfliegenden Pläne für 200 Wohneinheiten nicht ohne Widerstand über die Bühne gehen wird.

Die Stadt hat nun ein sogenanntes Mobilitätsgutachten in Auftrag gegeben. Das ist durchaus nicht üblich bei neuen Baugebieten und soll dazu dienen, Möglichkeiten auszuloten, von der kommunalen Stellplatzverordnung abzuweichen. Normalerweise wird in Abhängigkeit von der Größe des Bauvorhabens die Zahl der nachzuweisenden Stellplätze festgelegt, zumeist ein Parkplatz pro Wohneinheit. Wegen der immer kleineren Lücken, die bebaut werden, ist es aber oftmals gar nicht möglich, eine ausreichende Anzahl zu schaffen. Deshalb gibt es die Stellplatzablöse. In dem neuen Wohnviertel, das statt der üblichren 430 Stellplätze nur 312 vorsieht, soll nur am Rande geparkt werden.

Carsharing und Bus vor der Tür

Das neue Quartier aber soll hauptsächlich Menschen anziehen, die sich gar kein Auto mehr vor die Tür stellen wollen. Pkw werden innerhalb  nicht zugelassen, es wird nur Fuß- und Radwege geben. In der Nähe geparkt werden hauptsächlich Wagen einer Carsharing-Flotte, die die Bewohner bei Bedarf nutzen. Eine gute Anbindung an den ÖPNV ist ebenfalls vorgesehen. All diese Ideen soll ein Mobilitätsgutachten aufgreifen. Denkbares Resultat: Von der Stellplatzverordnung kann abgewichen werden, denn in dem Wohnviertel sind die Parkplätze überflüssig.

"Ich bin dagegen", sagte CSU-Fraktionssprecher Norbert Stark in der Bauausschusssitzung kategorisch. Es sei illusorisch, davon auszugehen, dass Menschen auf ihr Auto verzichten. Bürgermeister Kurt Krömer hielt dagegen, dass sich Mobilität angesichts der riesigen Verkehrsprobleme ändern müsse, ein Umdenken habe schon begonnen. Auch hier hatte Stark seine Zweifel, denn die Zulassungszahlen der Pkw sprächen eine andere Sprache.

Klaus Heckel (CSU) wollte nochmals ausdrücklich festhalten, dass die angeforderte Expertise lediglich eine Diskussionsgrundlage biete. Eine Entscheidung Pro und Kontra Stellplätze werde noch nicht getroffen. Auch Lothar Kirsch, Fraktionssprecher der SBG, betonte, dass er es als Arbeitspapier sehe. Bezahlen muss dieses Papier übrigens die Investorin, rund 23 000 Euro wird es kosten.

Doch bevor das Parkplatz-Problem gelöst ist, steht zuerst der Abriss der alten Krügel-Wohnwelt bevor. Dieser wird, wie die Geschäftsführerin der Wilhelm Krügel Gesellschaft, Stefanie Krügel, wissen lässt, im April beginnen. Zunächst werden nur kleinere Gebäudeteile wie Zäune, Tore oder Überdachungen entfernt. Parallel werden die alten Gebäude geräumt. Ende Juni beginnt der Abriss, zunächst der niedrigeren Häuser und Werkstätten, danach der Tiefgarage. Das soll zirka drei Monate dauern. Das Ende der beiden markanten großen Betonbauten folgt im Oktober. Hierfür sind vier Monate einkalkuliert.

Spätestens Ende März 2019 könnten die Arbeiten abgeschlossen sein. Vermutlich muss während dieser Zeit die Deutenbacher Straße einige Male gesperrt werden. Der genaue Termin ist aber noch nicht geklärt.

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