Streit um Unterasbacher Kärwa: Veranstalter warnt vor Hetze

22.3.2018, 13:00 Uhr
Streit um Unterasbacher Kärwa: Veranstalter warnt vor Hetze

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Der Unterasbacher Streitfall hat bereits überregional Schlagzeilen gemacht: Ein Anwohner, der seit 2016 am Festplatz wohnt, will die Kirchweih nicht länger in der gewohnten Form hinnehmen. An drei der vier Kirchweihtagen wird hier bis 1 Uhr nachts gefeiert. Eine Verkürzung des Betriebs oder eine Verlegung, wie sie der Mann vorschlug, lehnte der Stadtrat ab. Wie geht es nun weiter? Im Interview äußert sich dazu Harald Patzelt, SPD-Stadtrat und Vorsitzender der Stammtischgesellschaft Unterasbach, die als Veranstalter der Kärwa auftritt.

Welche Rückmeldungen gibt es seit der Entscheidung des Stadtrates, dass die Musiker künftig etwas weniger aufdrehen dürfen, aber ansonsten bei der Kirchweih alles bleibt, wie es war, Herr Patzelt?

Harald Patzelt: Es gab keine negative Äußerung, ganz im Gegenteil: Wir haben von den Bürgern, gerade von den Anwohnern rund um den Festplatz, volle Rückendeckung bekommen. Die Menschen stehen hinter ihrer Kärwa. Und natürlich war der Presserummel groß: Das Fernsehen, Radiosender und überregionale Zeitungen haben sich für das Thema interessiert.

Welche Bedeutung hat die Kärwa für Unterasbach?

Patzelt: Die Kärwa findet seit 65 Jahren auf dem Festplatz mitten im Viertel statt. Für diesen Zweck hat die Siedlervereinigung die Fläche auch der Gemeinde übereignet. Seit Generationen treffen sich hier die Menschen – und zwar nicht nur aus Oberasbach, sondern darüber hinaus. Hier feiern manchmal über 1000 Besucher pro Tag und man kennt sich dennoch untereinander. Wir haben ein entsprechend großes Bierzelt, das die Stammtischgesellschaft betreibt. Wir stemmen unsere Kärwa in Eigenregie. Das ist in dieser Größenordnung alles andere als selbstverständlich. Denn wir sind ein Verein, der sogar noch wächst und einen hohen Anteil junger Mitglieder hat.

Laut Polizei gab es in den vergangenen Jahren bei der Unterasbacher Kärwa keine besonderen Vorkommnisse, die über das Maß einer derartigen Veranstaltung hinaus gehen. Können Sie trotzdem verstehen, dass sich jemand von der Musik und der Festkulisse gestört fühlt?

Patzelt: Ich bin seit elf Jahren Vorsitzender und seit 40 Jahren im Festbetrieb an der Schänke, da gab es keine Probleme. Wir sind auch immer im Austausch mit der Stadt und der Polizei, fragen nach, ob alles passt. Ich hätte mir gewünscht, dass der Anwohner zunächst mit uns den Kontakt sucht, anstatt sich gleich an die Stadt zu wenden.

Die Stammtischgesellschaft hätte doch auch Kontakt aufnehmen können.

Patzelt: Ich kenne den Mann nicht. Und ich warne dringend vor Hetze – speziell in den sozialen Netzwerken – und ungerechtfertigten Verdächtigungen, wie sie neulich eine Familie in der Herbststraße getroffen haben, die mit ihrer Firma die Kärwa sogar als Sponsor unterstützt. So etwas verurteile ich aufs Schärfste.

Wie sehen Sie im Rückblick den Beschluss des Stadtrates? Sind Sie froh über die einmütige Rückendeckung für die Kärwa?

Patzelt: Der Vorschlag, den Schallschutzpegel von 90 auf 85 Dezibel zu reduzieren, der kam ja von der Stammtischgesellschaft. Dass die Betriebszeiten nicht eingeschränkt wurden, darüber bin ich natürlich froh.

Warum ist dieser Punkt für Sie so wichtig?

Patzelt: Wie gesagt: Unser Verein macht alles in Eigenregie, wir vergeben die Kärwa also nicht an einen Festwirt. Wir zahlen allein 8000 Euro für das Zelt und rund 10.000 Euro für die Musik. Insgesamt kostet uns die Kärwa jedes Jahr mehrere zehntausend Euro. Wir sind auf die Zeiten angewiesen, sonst funktioniert das wirtschaftlich nicht. Obwohl wir auch noch 18 Sponsoren haben, bleibt trotzdem nicht viel übrig.

Sie sitzen selbst im Stadtrat, eine Reihe Ihrer Kolleginnen und Kollegen, über alle Fraktionen hinweg, sind Mitglieder bei der Stammtischgesellschaft. Setzen sie sich da nicht dem Vorwurf aus, sie machten sich einfach selbst die passenden Beschlüsse?

Patzelt: Das sehe ich nicht so. Wir beschließen auch Dinge über die Sportvereine, in denen bestimmt auch die Hälfte der Stadträte als Mitglieder dabei sind.

Wäre eine Verlegung der Kärwa eine Lösung?

Patzelt: Das will keiner, weder wir noch die Unterasbacher. Der Festplatz hat genau diesen Zweck. Die Kärwa an einer anderen Stelle? Das wäre genauso, wie wenn die SpVgg ihre Heimspiele nur noch in Nürnberg austrägt, weil sich die Anwohner am Ronhof über den Lärm beschweren.

Und mit welchen Gefühlen blicken Sie dem Kirchweihtermin im Juli entgegen?

Patzelt: Das Zelt, die Musik, alles ist geregelt. Wir werden eine schöne Kärwa haben und wollen dafür auch um Unterstützung werben. Deshalb wird es am 21. April einen Aktionstag auf der Festwiese geben.

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