Stunde der Wintervögel: Fürther erspähen wenige Vögel im Garten

5.2.2021, 11:00 Uhr

© Karlheinz Hiltl

Mehr Beobachter, weniger Vögel: So lässt sich stark verkürzt das Ergebnis der diesjährigen "Stunde der Wintervögel" zusammenfassen. Zu der Mitmach-Aktion rufen der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in der kalten Jahreszeit seit 2011 deutschlandweit auf.

Schnell erklären lässt sich, warum mehr Menschen aus dem Fenster sahen und das Treiben im Garten beobachteten: Corona und der damit verbundene Lockdown fesselt an das Zuhause, so dass viele die Natur vor der Tür mehr im Blick haben, so LBV-Vogelexpertin Annika Lange.

Den Schwund der Vögel zu erklären ist ungleich schwieriger. Ein Alarmsignal muss das nicht gleich sein, beruhigt Stefanie Bernhardt. Wenn viele Arten ausbleiben und der Winter eher mild ist, kann es auch an dem noch verfügbaren Nahrungsangebot im Wald liegen. "Dann versorgen sich die Vögel dort und kommen nicht zu den Futterhäuschen", sagt die LBV-Pressesprecherin.

Auch Gäste wie manche Meisenarten, die bei Nahrungsmangel aus Nord- und Osteuropa zu uns kommen, wurden weniger oft gesichtet, was den Schluss nahelegt, dass sie in ihrem Brutgebiet noch genügend Freßbares finden.


Neuer Rekord: Das sind die Ergebnisse der "Stunde der Wintervögel"


Bayernweit wurden in den Gärten heuer im Schnitt nur 32 Vögel pro Stunde gezählt – so wenige wie noch nie. In Fürth und im Landkreis waren es sogar noch weniger. 25 Vögel (2020: 28) tummelten sich in den Gärten der Kleeblattstadt, auf dem Land waren es 26 (2020: 31).

Rekordverdächtig war dagegen die Menge der Teilnehmer, die sich Anfang Januar Zeit für die Aktion nahmen. 247 Fürther hielten eine Stunde lang Ausschau nach den gefiederten Freunden. 2020 waren es nur 162 gewesen. Für den Landkreis meldeten 354 Menschen ihre Beobachtungen (2020: 282).

Bei den häufigsten Gartenvögeln liegt im Landkreis der Haussperling vorn, gefolgt von Feldsperling, Kohlmeise, Blaumeise, Amsel, Elster und Rotkehlchen. Große Veränderungen zum Vorjahr gibt es nicht. 2020 lag die Kohlmeise auf Platz zwei, der Feldsperling belegte den dritten Rang.

Positiv zu vermerken ist, dass die Blaumeise, wie schon im Vorjahr, auf Platz vier liegt, mit leichten Verlusten allerdings. Ihr Bestand hatte im vergangenen Frühjahr wegen eines tödlichen Bakteriums dramatisch abgenommen. Ein Grund zur Sorge ist das aber inzwischen zumindest in Bayern nicht mehr. Dass weniger der Vögel gezählt wurden, dürfte auch am noch reichlichen Futterangebot in den Wäldern liegen.

In der Stadt hatte der Haussperling bei der Zählung den Schnabel vorn, es folgten Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise, Elster, Amsel und Taube. Unter den Top-Platzierungen lag vergangenes Jahr noch die Blaumeise vor dem Feldsperling.

Apropos Sperling: Auch wenn es die beiden Spatzenarten noch relativ häufig zu sehen gibt und beide bei der Vogelzählung immer Spitzenpositionen belegen, trügt der Schein. "Ihnen geht es nicht wirklich gut", sagt Bernhardt. Der Haussperling finde anhand vieler sanierter oder komplett gedämmter Häuser immer weniger Nistplätze.

Und weil Feld und Flur immer aufgeräumter sind, erobern die Feldsperlinge in ihrer Not die Gärten. Helfen kann den Tieren nur ein Umdenken, auch unter Gartenbesitzern. Bernhardt rät zu weniger Kiesbeeten, etwas mehr Mut zu "wilden" und unaufgeräumten Ecken und vor allem dazu, im Herbst nicht alles abzuschneiden und wegzuräumen.

Corona hat vielen den Blick auf das Leben und die Natur vor der Tür geöffnet, sagt sie. Weitaus mehr Menschen als sonst hätten beispielsweise an Online-Seminaren zum Vögel-Bestimmen oder an Live-Streams teilgenommen. Spannend sei es nun zu sehen, ob dieser Trend länger Bestand hat oder das Interesse nur den eingeschränkten Möglichkeiten während des Lockdowns geschuldet war.

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