Tanz der Untoten

10.6.2019, 17:35 Uhr
Tanz der Untoten

© Foto: Heinz Wraneschitz

Regisseurin Sue Rose lässt dabei, ganz wie von Wilde vorgegeben, aufgeblasene Amerikaner auf pikierte Briten treffen. Den Text, mit dem der Dichter 1887 seinen Durchbruch als Erzähler feierte, hat Rose, Leiterin des Theater Jugend Clubs am Stadttheater Fürth, für die Klosterhofer bearbeitet, näher in die Gegenwart gerückt und kräftig durchgepustet.

Wildes spitze Zunge und sein feiner Spott bleiben dabei auf der Strecke. Die traditionell von herzlichen Vorurteilen geprägte Beziehung zwischen dem englischen Mutterland und den USA wird freilich mit viel Spaß an Klischees herausgestellt, der Fundus aktueller Reizthemen jedoch elegant umschifft. Nix Trump, nix Brexit. Ein überlegter Schritt, der ein Abgleiten in ein kabarettistisches Spektakel verhindert.

Stattdessen bleibt Raum für den zeitlosen Zauber dieser doppelbödigen Geschichte, die das große, mit spürbarer Begeisterung aufspielende Ensemble trägt. Zum Reiz dieser Aufführung gehören Ausstattung und Kostüme, die mit sorgfältig ausgewählten Details wirken.

Für Stephan Schulz gibt es eine Paraderolle als großspuriger Ami, dem nichts heilig ist. Abgesehen vielleicht von "Pinky", dem Fleckentferner, der es auch mit jahrhundertealten Blutflecken aufnimmt. Spätestens wenn Schulz zu "Born in the USA" raumgreifend abrockt, haben altenglische Gespenstertaktiken ausgedient. Der Kreuzgang bebt.

Ausgeklügelte Bühne

Von gleichem Kaliber sind die Zwillinge Wesley und Washington, die Louis Kahlert und Leon Spano, beide sind 13 Jahre alt, souverän agieren lassen. Ein zartbesaitetes Gespenst (Richard Höfler) muss angesichts solcher Klientel Fracksausen bekommen. Die ausgeklügelte Bühnenkonstruktion erlaubt es ihm wenigstens, umweht von Nebelschwaden an den vertracktesten Stellen aufzutauchen. Für spezielle Effekte sorgte bei der Premiere allerdings die Natur. Ein Schauer, begleitet von dramatischen Böen, löste den zunächst prächtigen Abendsonnenschein ab.

Kompliment, wie professionell und gelassen die Klosterhofer dem launischen Wetter begegneten. Nicht nur Claudia Lindenmeier (Mrs. Umney) spielte weiter, als sei nichts, während die Regisseurin einen kurzen Spielabbruch — denn auch das Publikum ließ sich nicht erschüttern — nutzte, um die Bühne abzuwienern. "Ich bin aus England, das Wetter kenne ich."

Das im Handumdrehen wieder bespielbar gemachte Podium wurde unversehens zum Fechtboden für einen Schaukampf, der geradewegs zur Erlösung des bedauernswerten Gespensts führte. Nicht länger ist dafür in Langenzenn wie einst "das Gebet eines unschuldigen Kindes" nötig. Die mitleidige Virginia (Theresa Hiemer) kann nach einer klärenden Rückschau für Erkenntnis und Einsicht sorgen.

Eine geistreiche Therapie fürs geplagte Gespenst – und ein Spaß für alle anderen. Den Takt gibt zum Abschied noch einmal die Pop-Geschichte vor: Die "Ghostbusters" lassen schön grüßen.

Info: Klosterhofspiele Langenzenn: "Das Gespenst von Canterville", Klosterhof (Prinzregentenplatz 2). Weitere Termine: 23. (18 Uhr)/28./30. Juni, 5./6./11./12., 18.-20. und 25.-27. Juli, jeweils 20.30 Uhr. Karten mit ZAC-Rabatt in der FN-Geschäftsstelle (Schwabacher Straße 106, Tel. 2 16 27 77), ohne Rabatt an der Vorverkaufsstelle der Klosterhofspiele (Nürnberger Straße 22, Langenzenn) und an der Abendkasse.

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