Tarifzonenreform verteuert Zirndorfer Schülerkarten

9.2.2019, 10:00 Uhr
Tarifzonenreform verteuert Zirndorfer Schülerkarten

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Als Landrat Matthias Dießl die Neuerungen im Dezember vergangenen Jahres vorstellte, ließ er keinen Zweifel daran, dass alle an dem Projekt Beteiligten etwas gestemmt haben, was es in dieser Größenordnung noch nicht gegeben hat. Mit Blick auf die Ticketpreise wählte er seine Worte aber mit Bedacht: "Wir werden häufig günstiger, manchmal teurer, aber auf alle Fälle einfacher."

Der große Wurf liegt nicht nur darin begründet, dass von einst 20 Tarifzonen im Landkreis nur noch fünf übrig geblieben sind und das gesamte System damit übersichtlicher geworden ist. Wichtig: Vor allem Fahrten von Zirndorf und Oberasbach nach Fürth sowie Nürnberg sind seitdem mit Zeitkarten günstiger. In beiden Städten, die mit Stein die sogenannte "neutrale Zone" bilden, gilt seit Januar die Preisstufe B, also der Stadttarif Fürth. Somit zahlen auch Bürger in einigen Steiner Teilorten mit Zeitkarten nach Nürnberg weniger.

Allerdings ist nun ein Problem aufgetaucht. Klar war: Innerhalb der "neutralen Zone" wird es auf einigen Strecken teurer als bisher. Nicht so offensichtlich war wohl dagegen, dass davon auch Schüler in Zirndorf betroffen sind, die beispielsweise die Staatliche Realschule in der Bibertstadt oder das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) in der Nachbarkommune besuchen. Wer weiter als drei Kilometer von der jeweiligen Schule entfernt wohnt, muss sich keine Sorgen machen, in diesem Fall übernimmt der Landkreis ohnehin die Beförderungskosten. Es geht vielmehr um jene Schüler, die innerhalb dieser Zone daheim sind.

Thomas Zwingel, Kreisrat und Zirndorfer Bürgermeister, hatte das Thema bereits im Kreisausschuss angeschnitten. Als es nun in der Kreistagssitzung um die Verabschiedung des Etats ging, stellte er einen entsprechenden Antrag, diese Gruppe zu unterstützen. Im Rückblick auf die Beratungen zur Tarifzonenreform meinte Zwingel, auch er habe die Problematik "nicht auf dem Schirm gehabt". Dies sei "keine böse Absicht" gewesen, deshalb die "herzliche Bitte" an den Landkreis, einzugreifen.

Statt wie bisher 33,50 Euro werden nun seit dem 1. Januar 50,10 Euro fällig. Diese Zahlen nannte Andrea Müller, im Landratsamt für den ÖPNV zuständig. Trotz großer Anstrengungen sei es nicht gelungen, diese Steigerung zu vermeiden. Allerdings, dies sagte die Expertin auf Nachfrage unserer Redaktion, können die Schülerinnen und Schüler mit dieser Karte nun eben auch nach Fürth fahren, was vorher nicht möglich war – für mehr Geld gibt es also einen Mehrwert.

Genaue Zahl ist unklar

Doch um wie viele Schülerinnen und Schüler geht es bei der Diskussion überhaupt? Insgesamt besuchen 408 Kinder aus Zirndorf und Leichendorf das Oberasbacher DBG, die keinen Anspruch auf eine kostenlose Monatsmarke haben. Bei der Staatlichen Realschule sind es 268 – einen Sonderfall stellen hier die 16 Mädchen und Jungen aus dem Ortsteil Weiherhof dar. Ihnen erstattet das Landratsamt im Winterhalbjahr, also von Oktober bis März, die Fahrtkosten. Eines kann die Behörde jedoch nicht ermitteln, so steht es jedenfalls in der Antwort auf eine Presseanfrage der FN zu lesen: die Anzahl der tatsächlich Betroffenen, also jener Schüler und Schülerinnen aus beiden Gruppen, die auf eigene Kosten ein Monatsticket kaufen. Fakt ist für das Landratsamt dagegen: Würde man sich hier engagieren, stelle dies eine freiwillige Leistung dar, so Andrea Müller; sie warnte vor "einer großen Ungleichbehandlung der Schüler" im gesamten Landkreis.

Dann müsste man auch in Langenzenn und anderen Orten handeln, verdeutlichte der Landrat. "Unschön" und "unerfreulich" sei das Thema, allerdings bestehe in diesem speziellen Fall – innerhalb der Drei-Kilometer-Zone – auch keine Beförderungspflicht. Ja, noch mehr: Der Landkreis dürfe hier überhaupt nicht aktiv werden, das sei vom Freistaat so vorgegeben. Den betreffenden Kommunen stehe es aber frei, sich finanziell zu engagieren.

Gleich nach Fürth?

Geschehe nichts, so Zwingel, dann würden Schüler nach dem Übertritt zunehmend gleich nach Fürth oder Nürnberg abwandern: "Wir steigern die Attraktivität der Schulen dort." Doch damit drang er ebenso wenig durch wie seine SPD-Kollegin Elke Zahl. Dass Schüler, wie im Gremium so formuliert, laufen oder radeln sollten, mag die Zirndorfer Kreisrätin nicht annehmen. Zumindest bei schlechtem Wetter würden die Eltern ihre Kinder doch mit dem Auto zur Schule bringen. Eine Tatsache, die nicht nur bei Gymnasien und Realschulen nicht gerne gesehen wird.

Während Norbert Schikora (Bündnis 90/Grüne) das Zirndorfer Anliegen nachvollziehen konnte, aber die Schwierigkeit sah, aus dem großen neuen Tarifzonenmodell "einzelne Relationen herauszupicken", warnte Marco Kistner (CSU) davor, "ein stimmiges Gesamtpaket aufzuschnüren". Dem folgte der Kreistag und lehnte Zwingels Antrag ab.

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