Tauschgeschäft für neues Wohnquartier

11.5.2012, 11:00 Uhr
Tauschgeschäft für neues Wohnquartier

© Edgar Pfrogner

Das Vorhaben der P&P Gruppe Bayern birgt Konfliktpotenzial. Die Lage des Quartiers unmittelbar am Wasser- und Landschaftsschutzgebiet hat längst die Naturschützer auf den Plan gerufen. Sie warnen vor Eingriffen in das sensible Ökosystem der Talränder. Die Stadt wiederum möchte dem Verfall des Maag-Areals entgegenwirken und hat es zum Sanierungsgebiet erklärt. Eingeschlossen ist auch das Richtung Dambach anschließende Gelände der infra und der Stadt, auf dem bis vor einem Jahr noch das ehemalige Wirtshaus „Zur frischen Quelle“ stand.

Hier will der Bauträger vier Doppelhäuser mit zwei Carport-Anlagen errichten. Wie Baureferent Joachim Krauße erläutert, toleriert das Wasserwirtschaftsamt das zusätzliche Überbauen von 600 Quadratmetern, weil im Gegenzug die Ausstellungspavillons des Möbelhauses am Fußweg des Dambacher Talübergangs abgerissen werden sollen. Für Reinhard Scheuerlein, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz, immerhin besser als ein Ausbau der Pavillons unmittelbar am Talrand.

Der Naturschützer macht aber auch darauf aufmerksam, dass der gesamte Dambacher Talrand – selbst der bebaute – im Flächennutzungsplan als Grünfläche ausgewiesen ist. Neubauten seien deshalb äußerst kritisch einzustufen. Dem Wunsch der Stadt, Ordnung in das zunehmend verwilderte Gelände zu bringen, hält Scheuerlein entgegen, dass gerade der Wildwuchs ein Eldorado für die Tierwelt sei. Bei einer Bebauung müsse daher vor allem der Schutz der alten Bäume gewährleistet werden.

Baureferent Krauße gibt wiederum zu bedenken, dass bei der vorgesehenen Bebauung gegenüber früheren Planungen bereits deutliche Abstriche gemacht wurden. Ursprünglich seien hier einmal vier dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit zentralem Garagendeck vorgesehen gewesen. Jetzt ist neben den Doppelhäusern noch ein Grundstück für ein Einfamilienhaus frei. Architektonisch füge sich das neue Quartier sehr gut in die angrenzende Siedlungsstruktur mit ihrer aufgelockerten Bebauung.

Von einem „Kompromiss, der allen Bedenken Rechnung trägt“, spricht Bürgermeister Markus Braun. Grünen-Stadtrat Harald Riedel hätte es allerdings lieber gesehen, wenn die Kommune den Möbel-Maag-Bau erworben und abgerissen hätte, um die Landschaftsschutzzone ausdehnen zu können. Für den Baureferenten ist das keine Option, weil es in der Nachbarschaft immer noch Gebäude in ähnlich prekärer Lage gibt. Auch eine Ausdehnung des Schutzgebiets auf die Grundstücksteile der zum Abbruch vorgesehenen Ausstellungsund Lagerräume sei nicht möglich.

Das alte Möbelhaus, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1896 zurückreichen, soll nach den Worten Kraußes komplett modernisiert und in seiner Nutzung intensiviert werden. Die angrenzenden Weiher würden nicht angetastet. Allerdings müssten aus feuerschutztechnischen Gründen an der zum Flusstal hin zeigenden Hausfront Fluchtbalkone angebracht werden. Die Alternative wäre das teilweise Aufschütten der Weiherfläche für eine Feuerwehrzufahrt gewesen. Dass die Balkone ins Landschaftsschutzgebiet hineinragen, hält auch Scheuerlein für unbedenklich.

Zur besseren Verkehrsverbindung wird im Bauamt an einem Vorschlag zum „maßvollen Ausbau“ der Weiherhofer Straße gearbeitet. Dazu ist allerdings noch Grunderwerb nötig. Für Radler und Fußgänger soll die Verbindung zum Hochwassersteg des Talübergangs erhalten bleiben. Die Entscheidung hat der Bauausschuss dem Stadtrat überlassen, der am 23. Mai zusammenkommt.

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