Telefonbetrug an Tankstellen: Fiese Masche mit Cash-Codes

15.10.2017, 16:00 Uhr
Tankstellen mit ihrem Sortiment an Guthabenkarten stehen im Fokus der Betrüger.

© dpa Tankstellen mit ihrem Sortiment an Guthabenkarten stehen im Fokus der Betrüger.

In zwei schlaflosen Nächten ist die Frau, die an dem Tag Dienst hatte, das Telefongespräch immer wieder gedanklich durchgegangen. Hätte sie etwas merken können? "Der war hochprofessionell", sagt die 49-Jährige. "Er hat gesagt: Wenn Sie Kunden haben, dann warte ich." So, wie sie es von einem Mitarbeiter der Firma Lekkerland eben erwarten würde.

Als solcher hatte sich der Anrufer am vergangenen Samstag ausgegeben. Das Unternehmen beliefert Tankstellen in ganz Deutschland mit Lebensmitteln, Tabakwaren und den beliebten Guthabenkarten, mit denen man im Internet einkaufen oder das Handyguthaben aufladen kann. Der Mann, der sich Rainer Wolf nannte, bat sie darum, ihm die Codes diverser Karten durchzugeben; eine Softwareumstellung mache dies angeblich nötig.

Die Frau begann, die Karten zu scannen. Das Gerät druckte die Bons mit den Codes aus, die sie ins Telefon diktierte. Die Beute: eine Paysafe-Karte für 100 Euro, eine E-Plus-Karte für 30 Euro, neun iTunes-Karten für 50 Euro, eine für 15 Euro. Der Schaden beträgt insgesamt 595 Euro. Lange sei sie am Telefon gewesen, irgendwann brach das Gespräch ab. Sie rief ihren Chef an – und der wusste sofort, was passiert war.

Immer wieder höre man von solchen Fällen, sagt der Pächter. Niemals dürften Mitarbeiter deshalb Codes am Telefon herausgeben, das werde jedem bei der Einarbeitung gesagt. Warnungen, die er von der Tankstellenkette nach Betrugsfällen bekommt, lege er fürs Personal aus. Und das Gerät, das die Cash-Codes ausgibt, drucke mehrmals am Tag selbstständig eine Erinnerung, dass man Codes nie telefonisch übermitteln dürfe. Auch stoppe es automatisch, wenn auffällig viele Karten abgefragt werden oder ein bestimmtes Guthaben-Limit überschritten wird.

Ist der Chef da?

Die Betrüger fragen erst nach dem Chef, weiß er. Ist er da, legen sie auf. Ihr Glück versuchen sie offenbar lieber bei Aushilfen, gerne am Abend oder Wochenende. Und obwohl die Masche bekannt sein sollte, haben sie immer wieder Erfolg. Im Internet stößt man rasch auf Fälle aus anderen Städten. In Fürth wurde der Polizei 2016 ein solches Delikt gemeldet, wie Polizeisprecher Bert Rauenbusch auf FN-Nachfrage sagt. Der Täter ist noch immer unbekannt.

Der Pächter rief sofort bei der Firma Lekkerland an, die Codes aber ließen sich nicht mehr stoppen. Die Täter hatten sie sofort eingelöst. Die Polizei ermittelt nun.

Das Landesarbeitsgericht Düsseldorf hat sich erst im August mit einem ähnlichen Fall befasst, bei dem ein Schaden von 3720 Euro entstanden war. Es urteilte, dass die Kassiererin aus Essen ihn nicht selbst tragen muss. Sie sei von professionell agierenden Kriminellen geschickt getäuscht worden. Im Landkreis befürchtet die Aushilfskraft, die Summe zahlen zu müssen. Sie ist noch in Gesprächen mit dem Pächter.


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