Terror in Halle: Fürths Kirchenglocken schweigen

11.10.2019, 20:29 Uhr
Terror in Halle: Fürths Kirchenglocken schweigen

© Hendrik Schmidt/dpa

"Wir verpflichten uns dazu, Antisemitismus in jeder Form zu widersprechen", heißt es in einem Aufruf der Fürther Dekane Jörg Sichelstiel (evangelisch) und André Hermany (katholisch). Man habe den Samstag gewählt, weil dann in jüdischen Gemeinden Sabbatruhe herrsche. Der Aufruf sei mit der Israelitischen Kultusgemeinde abgestimmt.

Normalerweise läuten die Kirchenglocken samstags um sieben Uhr fünf Minuten lang den Tag ein, erklingen um 14 Uhr, um den Sonntag anzukündigen, und in katholischen Gemeinden zu den Vorabendmessen. Auch den Stundenschlag soll es in Fürth heute nicht geben. Die Dekane mahnen, hinsichtlich Sprache und Wortwahl gerade in den sozialen Medien "zur Besinnung zu kommen".

Ein mutmaßlicher Rechtsterrorist hat am Mittwoch vor der Synagoge in Halle eine Passantin, einen Mann in einem Döner-Imbiss erschossen und ein Ehepaar schwer verletzt. Zuvor hatte er versucht, mit Waffengewalt die Synagoge zu stürmen, in der mehr als 50 Menschen das Jom-Kippur-Fest feierten.

Der Vorsitzende des Trägervereins des Jüdischen Museums Franken, Armin Kroder, erklärt: "Wir sind zutiefst erschüttert, dass die jüdische Gemeinde in Halle an ihrem höchsten Feiertag Jom Kippur eine solche Katastrophe erleben musste." Das Attentat sei "ein Angriff auf Demokratie und Freiheit". Dass Antisemitismus und Rechtsextremismus in Deutschland und Europa immer salonfähiger würden, sei offensichtlich. Die Behörden müssten ihre Maßnahmen überprüfen und intensivieren.

Laut Polizeisprecherin Elke Schönwald hat der Schutz jüdischer Einrichtungen in Fürth ohnehin "höchste Priorität", dennoch werde er nun "anlassbezogen verstärkt".

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