Tierschützer in Sorge: Solaranlage in Zirndorf bedroht Zauneidechsen

26.1.2021, 19:00 Uhr
Tierschützer in Sorge: Solaranlage in Zirndorf bedroht Zauneidechsen

© Helmut Willert

Die deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde hat sie 2020 zum "Reptil des Jahres" erkoren: die Zauneidechse. Hierzulande steht sie seit einiger Zeit auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Und schon lange sorgt sich Helmut Willert aus Oberasbach um das Wohlergehen von heimischen Reptilien und Amphibien in Stadt und Landkreis Fürth.

Erst im Herbst hat er eine Population am Hauptbahnhof Fürths entdeckt. Aktuell treibt den 60-Jährigen eine geplante Photovoltaikanlage an der Stadtgrenze zwischen Oberasbach und Zirndorf um. "Wenn die Flächen jetzt für die Installation eingeebnet werden, überlebt das kein Tier", befürchtet er.

Die Rede ist von dem Projekt "Solarfeld am Steinacker", das Playmobil neben seiner Unternehmenszentrale errichten möchte. Willert hat dort seinen Angaben zufolge eine ganze Reihe an Eidechsen-Exemplaren, aber auch Blindschleichen, hinter dem Bauzaun entdeckt und mit Fotografien dokumentiert.


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Dabei möchte er das Vorhaben jedoch keinesfalls komplett ausbremsen, wie er beteuert: "Ich bin selbst Elektromeister und finde Solaranlagen grundsätzlich sehr gut." Nur sollte beim Bau eben möglichst viel Rücksicht auf die Reptilien genommen werden. "Das geht schon mit relativ wenig Aufwand, wenn man am Rand einen paar Meter breiten Streifen unberührt lässt", findet er.

Bei den für den Naturschutz zuständigen Behörden vor Ort ist Helmut Willert mit seinem Anliegen noch nicht durchgedrungen. So habe die Untere Naturschutzbehörde bislang kein entsprechendes Gutachten über die Fauna auf dem Grundstück an der Zwickauer Straße erstellt, wie das Landratsamt auf FN-Anfrage mitteilt. "Im Rahmen der Beteiligung zum Bebauungsplan ‚Sondergebiet Solarfeld am Steinacker‘ im Sommer 2020 lagen keine Erkenntnisse über Zauneidechsen vor.

Die Zauneidechse ist eine "besonders geschützte Art"

Grundsätzlich sind Zauneidechsen besonders und streng sowie die Blindschleiche besonders geschützt", erklärt die Behörde. Sollte sich dort tatsächlich eine größere Population etabliert haben, bedürfe es gegebenenfalls einer Ausnahmegenehmigung durch die Regierung von Mittelfranken.

Doch so weit muss es gar nicht kommen. "Wir werden sicher eine gute Lösung für alle finden", versichert Playmobil-Sprecher Björn Seeger. Ohnehin sei das Projekt wegen der Corona-Pandemie "erst einmal auf Halt gesetzt." Mit Helmut Willert, der sich im Übrigen als Privatmann und nicht als Vertreter eines Vereins oder Verbands dem Naturschutz verschrieben hat, habe man bereits in Kontakt gestanden und werde diesen auch wieder suchen, sollte es mit der Photovoltaikanlage konkret werden.

Den von Willert ins Spiel gebrachte Eidechsenstreifen könne sich das Unternehmen gut vorstellen. "Wer würde sich dem entgegenstellen wollen", meint Björn Seeger und versichert, dass Playmobil "ökologische Aspekte beim Bau berücksichtigen" werde.

Stadt Nürnberg als Vorbild

Das "Solarfeld am Steinacker" ist für den seit Jahrzehnten engagierten Willert aber nur der aktuelle Aufhänger, um auf die Lage von Reptilien und Amphibien aufmerksam zu machen. Beispielsweise habe er auf Abschnitten der ehemaligen Bibertbahntrasse einst "Tausende" Eidechsen gezählt, "jetzt sind es vielleicht noch 50".

Es müssten deshalb im ganzen Landkreis dringend Maßnahmen ergriffen werden, wie sie etwa die Stadt Nürnberg im Bereich des Kanalhafens schon lange praktiziere. Dank Totholz-Anlagen habe sich die Population dort zuletzt verdoppelt, so Willert: "Das ist vorbildlich."

Landschaftspflegeverband steht zur Seite

Unterstützung könnte vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken kommen, den der Oberasbacher ebenfalls schon informiert hat. "Wir sind ein Dienstleister, der solche Maßnahmen fachlich korrekt umsetzt", erklärt Dieter Speer, stellvertretender Geschäftsleiter des vom Bezirk geförderten Verbands.

Gerade im südlichen Landkreis, etwa an der Bahnstrecke Nürnberg-Ansbach, gebe es einige geeignete Flächen, über die man sich bereits ausgetauscht habe. Noch gebe es jedoch keine konkreten Aufträge von Kommunen oder Unternehmen.

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