Tigermücke in Fürth: Darum dauert die Plage länger

25.9.2020, 05:54 Uhr
Die Tigermücke hat es sich in Fürth bereits heimisch gemacht. 

© James Gathany/Centers for Disease Control and Preventions (dpa) Die Tigermücke hat es sich in Fürth bereits heimisch gemacht. 

In ganz Bayern endet die Mückensaison – aber nicht in Fürth. Dort hat sich die Asiatische Tigermücke angesiedelt, und die bleibt auch im Herbst angriffslustig. Da sie ein sehr geeigneter Krankheitsüberträger ist, will man ihre Ausbreitung in Deutschland verhindern – in Fürth ist der im Vorjahr entdeckte Bestand aber schon zu groß.

Während sich die heimische Hausmücke langsam zurückzieht, bleibt die Tigermücke aktiv und aggressiv. Das betrifft inzwischen nicht mehr nur die Kleingartenanlage Süd, im Laufe dieses Sommers kamen ringsum weitere Straßen hinzu. Auch die gesamte angrenzende Kalb-Siedlung ist jetzt betroffen.


Klein und aggressiv: Tigermücke in Fürth lässt sich nicht mehr ausrotten


"Die Population der Tigermücke hat ihren Höhepunkt erst zwischen Ende August und Mitte September erreicht", berichtet Silke Göttler von der für die Überwachung zuständigen Firma BioGents. Seit Mai hat sie in ihren Fallen bereits rund 1000 Tigermücken gefangen, jede hätte im Schnitt 100 Nachkommen haben können. "Es ist eine große Population. Und je nach Außentemperaturen kann sie noch bis Ende Oktober oder Anfang November aktiv sein."

Keine guten Nachrichten für die Anwohner, denn die winzigen Blutsauger verfolgen den Menschen hartnäckig. "Wir trauen uns kaum noch in den Garten", schreibt ein Betroffener an diese Zeitung. "Man wird richtig intensiv belästigt. Nicht nur in den Kleingärten, auch in der Wohnsiedlung", bestätigt der Infektionsbiologe Helge Kampen vom Friedrich-Löffler-Institut, der sich vor Ort umgesehen hat.

Noch droht kein Dengue-Fieber

In den Tropen überträgt die Tigermücke Krankheiten wie Dengue-Fieber, Chikungunya oder Zika. Dafür muss sie aber vorher einen infizierten Menschen gestochen haben. Und anschließend sind rund zwei Wochen mit hohen Außentemperaturen nötig, in denen sich das Virus im Körper der Mücke weiterentwickelt. Ein Szenario, das in Deutschland noch sehr unwahrscheinlich ist. In Frankreich und Italien hingegen, wo diese Mücke in großen Gebieten heimisch ist, hat sie schon lokale Ausbrüche von Tropenkrankheiten ausgelöst.

In Baden-Württemberg gibt es etwa in Freiburg größere Bestände, die sich nicht mehr beseitigen, aber in Schach halten lassen. Bayern wurde erstmals 2017 heimgesucht, die Stadt Erding konnte die kleine Mückenpopulation aber vernichten. In Fürth stehen die Chancen schlecht: "Sie auszurotten ist wohl unmöglich", befürchtet Göttler. Kampen bestätigt: "Die Situation ist eher schlimmer als im vergangenen Jahr. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, diesen Bestand zu eliminieren", sagt Kampen. Das liegt an der hohen Zahl und auch am Verbreitungsgebiet rund um die Kleingärten. "Das ist ein schwieriges Areal mit vielen Brutplätzen. Man findet die Tigermücke auch in der angrenzenden Wohnsiedlung, obwohl sie sehr standorttreu ist und nur kurze Strecken fliegt. Dort findet sie also auch Brutplätze, aber es ist noch unklar, wo genau."

Die Tigermücke hat sich geradezu spezialisiert auf schwer erreichbare Orte zur Eiablage. In der Kleingartenanlage hat Judith Auer von der Schädlingsbekämpfungsfirma APC bereits unzählige Gefäße und Untersetzter ausgeleert, entfernt oder umgedreht sowie Regentonnen mit Moskitonetzen überspannt und Bti-Tabletten zur Vernichtung von Larven ins Wasser gegeben. Nun sind die Balkons und Gärten in der Kalbsiedlung dran. Aber es könnten sich auch unter jedem Gullideckel weitere Brutplätze verbergen. "Die Gullis sollen im kommenden Jahr angegangen werden", sagt Auer.

Hinzu kommt in diesem Gebiet womöglich noch ein besonderes unterirdisches Bewässerungssystem: "Darauf deuten die Schwengelpumpen hin, die es hier in vielen Gärten gibt. Teilweise sind diese Pumpen stillgelegt, aber das müssen wir noch genauer untersuchen", erklärt die Schädlingsbekämpferin. Weil es kaum möglich ist, alle Brutmöglichkeiten aufzuspüren, geht auch sie nicht davon aus, dass die Tigermücke aus Fürth verschwinden wird. Aber der Bestand dürfte sich zumindest unter Kontrolle kriegen lassen: "Wir können ihn wohl nicht ganz vernichten. Aber zu 90 Prozent."

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