Wirtschaft

Trotz Corona: Fürther Firmen sind zuversichtlich

4.6.2021, 20:18 Uhr
Trotz Corona: Fürther Firmen sind zuversichtlich

© Foto: Tim Händel

"Wenn man kaltes und heißes Wasser zusammenschüttet, hat man lauwarmes Wasser", antwortet Maike Müller-Klier auf die Frage, wie es momentan um die Fürther Wirtschaft bestellt ist. Will heißen: "Wir funktionieren als gesamte Gesellschaft. Wenn es ein paar gut geht, hält das ein paar über Wasser", so die Leiterin der IHK-Geschäftsstelle in Fürth. Für die Industrie und den Bau etwa laufe es so gut wie nie.


Fürths Inzidenz kratzt an der 35er-Marke


Das Gegenteil ist im Einzelhandel, bei verbrauchernahen Dienstleistungen und in der Gastronomie der Fall. Hier sorgt die Pandemie, wenig überraschend angesichts der langen Schließungen, für schlechte Geschäfte. Hinzu kommt: Traditionell arbeiten in der Gastronomie zahlreiche Minijobber, viele dieser Stellen sind jedoch während der Krise weggefallen, weiß Müller-Klier. Und: Das Gaststättengewerbe tue sich ohnehin stets schwer, Fachkräfte zu finden. "Dadurch, dass sich für viele wenig Perspektiven geboten haben, hat sich die Lage nicht gerade verbessert."

Um 24 Uhr ist Schluss

Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller hofft nun, dass die Wirte von den Lockerungen profitieren, die Ministerpräsident Markus Söder am Freitag verkündet hat. Ab einem Inzidenzwert (Freitag in Fürth: 35,8) unter 100 darf ab Montag die Innengastronomie wieder öffnen, erst um 24 Uhr müssen die Lokale schließen; bisher war um 22 Uhr Schluss. Für Müller sind die Zugeständnisse der Staatsregierung ein "wichtiges und überfälliges Zeichen, ein großer Schritt in Richtung Normalität".

Auch im bayerischen Einzelhandel greifen ab Montag Erleichterungen: "Click & Meet" entfällt bei einer Inzidenz unter 100, bisher lag der Grenzwert bei 50 für eine normale Öffnung. Weil Fürth stabil unter dieser Marke liegt, gilt diese Regelung in der Kleeblattstadt seit Freitag jedoch ohnehin schon.

Horst Müller und Maike-Müller Klier zufolge wirkt sich die Pandemie auf die hiesige Wirtschaft nicht so stark aus, wie anfangs von vielen befürchtet – was vor allem an der Unterstützung für Kurzarbeit liege.

Die Zahlen geben ihnen recht; 2020 wurden in der Stadt Fürth 1287 Gewerbeanmeldungen verzeichnet, im Landkreis waren es 1108. Demgegenüber standen 920 Gewerbeabmeldungen in der Stadt und 878 im Land. Zum Vergleich: 2019 wurden in Fürth 1294 Gewerbe und im Landkreis 1087 an- und 1193 beziehungsweise 1140 abgemeldet.

Der Blick auf die Insolvenzen macht obendrein Hoffnung: 2020 registrierte das Landesamt für Statistik in Fürth 28 Unternehmensinsolvenzen, im Landkreis 33. Im Jahr 2019 waren es 42 beziehungsweise 26 gewesen. Auch die Stimmung bei den Unternehmern könnte schlechter sein. Einer aktuellen IHK-Umfrage in mittelfränkischen Betrieben zufolge gehen sie "mehrheitlich zuversichtlich in die Zukunft".

Müller-Klier rechnet auch nicht mit einer Flut von Insolvenzen in den kommenden Monaten – auch wenn einige Firmen auf der Strecke bleiben dürften. Endgültig, so Horst Müller, könne man erst im Herbst sagen, wie die Pandemie die Fürther Gewerbelandschaft verändert hat. Dass es aber so schlimm kommt, wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband prophezeit hatte und ein Drittel der gastronomischen Betriebe die Krise nicht überlebt – das glaubt der Wirtschaftsreferent nicht.

Auch Müller-Klier übt sich in Zuversicht. Sie ist überzeugt, dass alle Branchen wieder auf die Beine kommen – auch die Gastronomie. "Die Menschen haben Nachholbedarf." Am schwierigsten bleibe es für den Veranstaltungssektor. Nach anderthalb Jahren sei das Stammpublikum weg. Perspektiven gibt es für Clubs und Bars – auch nach den jüngsten Söder’schen Ankündigungen – nach wie vor nicht: Sie müssen vorerst geschlossen bleiben.

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