Trotz Kritik an "Sommertagen": Fürth plant "Herbstvergnügen"

3.8.2020, 16:00 Uhr
Trotz Kritik an

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Ein Riesenrad mitten in der Stadt – das allein wäre in Nürnberg schon ein ungewöhnlicher Anblick, anders als in Fürth. Nun stehen daneben noch ein Kettenkarussell, der Autoscooter und die Wilde Maus. Kaum waren die Attraktionen für die "Sommertage" am Hauptmarkt aufgebaut, wurden sie kontrovers diskutiert.


Etikettenschwindel in Nürnberg: Hauptmarkt als Rummelplatz


Schnell schwappte eine Welle der Empörung durch die sozialen Medien. Der Tenor: Statt einem dezentralen Volksfest hat man plötzlich ein Volksfest an zentralster Stelle. Fahrgeschäfte, Buden und Gastro-Angebote an anderen Orten der Innenstadt kommen ja noch hinzu. Viele bezweifeln, dass das in Corona-Zeiten eine gute Idee ist.

Die Reaktionen verfolgt man auch im Fürther Rathaus, steckt man hier doch seit der Absage der Michaelis-Kirchweih in den Planungen für ein ähnliches Angebot: fürs "Herbstvergnügen" ab Anfang Oktober.

Dass die "Sommertage" in der Nachbarstadt nun so viel Kritik hervorrufen, könne er nur "bedingt" nachvollziehen, sagt Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller auf FN-Nachfrage. Er erinnert daran, dass die Schausteller ja ursprünglich auf den Volksfestplatz wollten, mit einem abgespeckten Freizeitpark-Konzept. Dafür gab’s mit Blick auf die Infektionsgefahr von den Behörden kein grünes Licht – anders als beim jetzigen Format im Herzen der Stadt.

Freilich sei das Ganze ein Spagat, so Müller: "Es sollen ja Leute kommen, sonst macht man kein Geschäft. Aber es sollen eben auch nicht zu viele sein." Wie Fürth will Nürnberg den Schaustellern helfen, denen alle Kirchweihen weggebrochen sind, und im gleichen Zug die Innenstadt beleben. Niemand aber wolle eine zweite Corona-Welle. Übrigens auch die Schausteller nicht, betont Müller: "Sie wollen nichts gefährden, sie hoffen doch auf die Weihnachtsmärkte".

Als "komplett vernünftig" erlebe er jedenfalls die beiden Schaustellerverbände, mit denen das Fürther Rathaus das Konzept fürs Herbstvergnügen erarbeitet. "Wir planen sehr verantwortungsvoll", sagt Müller. "Das ist keine vorsätzliche Gesundheitsgefährdung."

Andere Dimensionen

Keinesfalls wolle man zu viel hinstellen. "Das wird weit entfernt sein von Dimensionen wie in Nürnberg oder München", versichert der Wirtschaftsreferent. Auch zeitlich. In Nürnberg dauern die "Sommertage" fünf Wochen, in München könnte der "Sommer in der Stadt", wenn er sich trägt, zwei Monate laufen. In Fürth werde man sich am Zeitraum der Michaelis-Kärwa orientieren.

Weil vieles noch abgestimmt werden muss – auch mit dem Gesundheitsamt – , kann Müller die Pläne bisher nur grob skizzieren: Das Angebot könnte sich auf Freiheit, Kleine Freiheit, Hallplatz und Bahnhofplatz verteilen. Gedacht sei an "ein paar wenige Fahrgeschäfte", dazu Buden und "kleine Aufenthaltsbereiche mit Abstand, Nummerierung und Maskenpflicht". Auch einige Markthändler sollen ihre Stände aufbauen können.

Gastro-Bereiche zu schaffen, mit Regeln, wie sie für Gaststätten gelten, hält Müller für eine gute Lösung, die auch für Vorort-Kirchweihen denkbar wäre: "Das ist doch besser, als wenn sich Menschen vor Buden drängen." Oder auf Plätzen, wie es im Nürnberger und Bamberger Nachtleben zu beobachten war.

Ebenfalls angedacht ist, zum Herbstvergnügen einen verkaufsoffenen Sonntag anzubieten. Für die Innenstadt wäre das wichtig, sagt Müller. Die Fürther Stadtspitze hatte im Juni gemeinsam mit anderen Kommunen und bisher vergeblich gefordert, in diesem Jahr verkaufsoffene Sonntag ausnahmsweise auch ohne Anlass durchführen zu können. 

Bei den jetzigen Corona-Fallzahlen könne man die Menschen auch nicht zuhause einsperren. "Man sollte versuchen, ein halbwegs normales Leben zu führen." Klar ist: Alles, was jetzt geplant wird, könnte im Oktober hinfällig sein, falls die Infektionszahlen steigen. Bei all dem, so Müller, gehe es nicht darum, dass Fürth nicht ein Jahr ohne Kirchweih überstehen würde – "es geht um die Existenz von Schaustellern". Auch jetzt schon unterstützt die Stadt die Branche, indem sie am Bahnhofplatz und am Paradiesbrunnen Platz für einige Buden zur Verfügung stellt. Auch das Riesenrad darf sich den Sommer über auf der Freiheit drehen.

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