Kunstprojekt

Umsonst und draußen: Fürther Frei Luft Galerie geht an den Start

12.6.2021, 16:00 Uhr
Umsonst und draußen: Fürther Frei Luft Galerie geht an den Start

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Völlig neue Seiten und Ansichts-Sachen der Innenstadt entdeckt, wer sich die Stationen kunsthungrig erläuft - zum Nulltarif. Zeitdruck? Nicht die Spur, denn im Gegensatz zum alljährlichen Atelierwochenende, für das ebenfalls der Kulturring C verantwortlich zeichnet, bleiben sämtliche Arbeiten der "Frei Luft Galerie" bis 12. September im Stadtbild präsent.

Nach vielen tristen Monaten ist die Frei Luft Galerie für die meisten der beteiligten Künstlerinnen und Künstler die erste Gelegenheit, wieder Arbeits-Lebenszeichen zu senden. Genau darum ging es dem Kulturamt als Kooperationspartner des Projekts, das die Stadt Fürth mit einem Teil der ehemaligen Kulturhauptstadt-Gelder unterstützt. "Im Sommer 2021 ist es wichtiger denn je, dass wir Möglichkeiten zu Auftritten, Vernissagen und Präsentationen bieten", so Amtsleiterin Gerti Köhn. Der Stadtrat hatte im Vorjahr beschlossen, die für das Kulturhauptstadt-Begleitprogramm vorgesehenen Mittel trotzdem zu verwenden - trotz des Nürnberger Scheiterns.

Licht in Scheiben

Üppig ist die Bandbreite der eingesetzten Stilmittel; wer dazu Näheres wissen will, kann die Künstler höchstpersönlich (und selbstverständlich unter Wahrung aller geltenden Hygiene- und Abstandsregeln) am Sonntag ab 14 und bis 20 Uhr befragen. Max Baumer etwa zeigt seine Video-Installation "Licht in Scheiben" im Souterrainfenster der Volkshochschule (Hirschenstraße 27). Dem Thema "Freiheit" widmet sich Anne Devries am Sonntag (und zu weiteren Terminen bis September) in der Adenaueranlage mit stündlich zwei Performances zwischen 14 und 20 Uhr.

Gegenüber der Mauer des alten Israelitischen Friedhofs hat Julia Frischmann einer alten Sandsteinwand mit ihrem Gemälde zu neuem Glanz verholfen. Eine überdimensionale Brille aus Holz, auf einem Betonsockel in der Hornschuchpromenade (Ecke Pickertstraße) liegend, präsentiert Sebastian Hertrich. Der Geleitsgasse auf dem ehemaligen Gänsberg hat sich Ulrike Hofmann-Schüll angenommen. Sie sieht das Sträßchen als Ort der Spannung, aber auch der kulturellen Vielfalt und des Wandels. "Leben - Freude - Gemeinschaft" heißt ihre Reifen-Installation.

Gespräche unter der Kuppel

Lutz Krutein gestaltet die Sockel eines Strommastes auf der Wiese bei der Siebenbogenbrücke. Zu sehen sind Portraits von Greta Thunberg und ihrer Doppelgängerin, deren Bild Ende 2019 in den sozialen Medien auftauchte. Die junge Frau gleicht der Klimaaktivistin aufs Haar. Die Aufnahme stammt jedoch aus dem Jahr 1898 und zeigt die Doppelgängerin bei der Arbeit in einer Goldmine.

Eine "Gedankenkonstruktion" nennen Anja Schoeller und Thomas Mohi ihre Kuppel aus vertrockneten japanische Staudenknöterich-Stangen am U-Bahn-Halt Jakobinenstraße - nutzbar als Ort der Gespräche über Diversität und Toleranz. Für ihre Buchstaben-Installation verwendet Wicky Reindl einen vergessenen Betonsockel im Grünstreifen der Hornschuchpromande. Eine Hauswand an der Ecke Hirschen-/Badstraße hat die regionale Künstlergruppe Knicktick gekapert. An den Fundamenten eines Hochspannungsmastes zwischen Foerstermühle und Scherbsgraben stellt die Nürnberger Kunstraum Werkstadt Lebenshilfe aus, am Kulturgewächshaus Vacher Straße 204 die Gruppe Planetary Intimacies.

Aus Zedernholz ist Joseph S. Wurmers Arbeit "Lichter Raum LXV" im Uhrenhäuschen an der Adenaueranlage. Einen Park weiter, im Stadtpark nämlich, spielen Posaunist Ralf Bauer und Kollegen bei der Auferstehungskirche auf, von 15 bis 18 Uhr; weitere Termine sind geplant.

Alle Informationen über Beteiligte, Lage und Spielzeiten unter https://senf.xyz/events/freiluftgalerie

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