Unterwegs zu inneren Landschaften

2.4.2016, 14:07 Uhr
Unterwegs zu inneren Landschaften

© Foto: Markus Kohler

Äußere Gegebenheiten zeigen ihre Fotografien, die Einzelheiten wie Türen, Stühle, Vasen oder Geschirr in den Blick nehmen. Es handelt sich um Alltagsgegenstände, die scheinbar achtlos liegen geblieben sind, bewusst bruchstückhaft und unperfekt in Szene gesetzt.

Die Aufnahmen spiegeln unmittelbar das Engagement, das Susanne Böttger ihrem Gegenstand entgegenbringt. Ihre Spontaneität wird spürbar und ihr Gefühl für den besonderen Atem dieser zugleich ruhigen und bewegten Dinge. Die Eindringlichkeit der Bilder liegt in ihrer knappen Darstellung, die Qualität in der funktionellen Zweckmäßigkeit dieser Reste. Die Foto-Serie „Kleine Himmel“ wiederum zeigt in Schnappschuss-Form Ausschnitte des Firmaments mit Wolken, Wind und Wetter zu unterschiedlichen Tageszeiten.

Die inneren Landschaften repräsentieren Böttgers Zeichnungen voller feiner Striche und mit ausgefeilter Schraffur-Technik in Tusche. Eine zart schwingende Linie ruft den Horizont in Erinnerung, schraffierte Felder lassen Kultur und Natur aufeinander treffen. Diese Linien werden langgezogen, aufgewickelt, zerteilt.

Das alles tendiert stark ins Philosophische und ist geschmückt mit Titeln wie „Geschlossener Zirkel“, „Diskursive Wahrheit“ und „Private Wahrheit“. Man könnte meinen, Böttger hätte hier versucht, die Essenz zwischenmenschlicher Beziehungen zu Papier zu bringen. Mal ist eine Freundschaft kreisrund, mal stößt eine Liebe an ihre Grenzen, brodelt es in einer Gruppe von Leuten, die Nachbarn oder Kollegen sein könnten. So ähnlich skizzieren psychologische Supervisoren die Strukturen, die sie vorfinden. Nur, dass Böttger konsequent von sich ausgeht und Innenschau betreibt.

Zugleich beweist sie, wie sicher sie Fläche, Proportion und Raum bewältigt, ohne sich je auf eine unmittelbar narrative Ebene zu begeben. Dabei entwickeln sich manchmal auf der Ebene des goldenen Schnitts vom Bildrand zum Zentrum hin unregelmäßige Rhythmen, sich verstärkende und dann wieder schlanker werdende Schraffuren. Manche dieser Gewebe brechen plötzlich ab und finden ihre Fortsetzung anderweitig. Striche wie Spuren: bewegt, verdichtet und schlicht. Reduzierter geht es kaum, und doch steht dem Betrachter eine ganze Person mit ihrem Charakter, ihren Ideen und Erlebnissen vor Augen.

„Selbstauskunft“: Kulturort Badstraße 8. Wochenenden 12-18 Uhr, freitags 15-18 Uhr. Bis 17. April.

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