Veitsbronn: Günter Löslein deckt Vögeln den Tisch

29.4.2020, 14:52 Uhr
Veitsbronn: Günter Löslein deckt Vögeln den Tisch

© Foto: Marion André

In gefiederten Kreisen dürfte es ein Geheimtipp sein: selbstgemachtes Fettfutter, frisch aus der Küche, noch warm. Waltraud Löslein hat Haferflocken, Erdnussbruch und einige Rosinen mit geschmolzenem Fett zu einer modellierbaren Masse verarbeitet – eine auch für menschliche Nasen durchaus angenehm riechende Mischung.

Günter Löslein vom Vorstand des Landesbundes für Vogelschutz im Landkreis Fürth streicht den Futterbrei an mehreren Stellen im Garten auf speziell dafür angefertigte Holzträger. "Wir haben Pflanzenfett verwendet. Optimaler wäre Rindertalg. Aber der ist nicht leicht zu bekommen und schwerer zu verarbeiten." Die Lösleins servieren das selbstgemischte Futter alle zwei bis drei Tage in ihrem Garten – und es geht weg wie warme Semmeln. Dazu gibt es am Vogelbuffet immer auch Sonnenblumenkerne und frisches Wasser.

Mehr Eier im Nest

"Lange Zeit war nicht bekannt, dass Vögel gerade in der Brutzeit, also auch jetzt, Unterstützung brauchen", sagt der Hobby-Vogelkundler, "doch man weiß aus Studien, dass durch das Zufüttern nicht nur die Gelegegröße – also die Anzahl der Eier im Nest – zunimmt, sondern längerfristig auch die Artenvielfalt und Artenzahl profitiert." Gerade in den Monaten Mai und Juni sind Vogeleltern von frühmorgens bis spätabends unterwegs, um Raupen und Insekten für ihre Jungen aufzustöbern. Weil es davon aber immer weniger gibt, müssen sie zusehends weitere Strecken zurücklegen. Da liegt es nahe, dass den Altvögeln "Energietankstellen" in der Nähe sehr willkommen sind. Fett und Sämereien also für die Eltern, Insekten für die Nachkommenschaft.

Professor Peter Berthold vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell bestätigt das: "Wenn in der Not der Altvogel seine Jungen mit Vogelfutter füttert, ist das immer noch besser als nichts." Das passiere allerdings selten. Und sollten die Jungen doch einmal etwas Falsches in den Hals gesteckt bekommen, spuckten sie es wieder aus, so der Fachmann. Das hätten er und seine Mitarbeiter am Institut bei Tausenden von Hand aufgezogenen Vögeln beobachten können.

"Vögel füttern, das bedeutet zufüttern", betont Günter Löslein. Dass sie dadurch fett oder faul werden könnten oder gar die Fähigkeit verlieren, selbst Essbares zu suchen, sei keinesfalls zu befürchten. Vielmehr könne man beobachten, dass die Futterstellen je nach Bedarf angeflogen werden – an warmen Tagen weniger als an kalten, wenn nicht so viele Insekten unterwegs sind.

Dezimiertes Angebot

Mit Professor Berthold plädiert Günter Löslein dafür, Vögel das ganze Jahr über zu füttern. Denn durch Monokulturen und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Insektiziden werde das Nahrungsangebot dramatisch dezimiert. "Auch in den Gärten kommen Wildkräuter und Blumen nicht mehr zum Aussamen. Gute Futterpflanzen wie Löwenzahn, Wegerich oder Wegwarten werden vor der Samenbildung abgemäht", so der Veitsbronner Vogelschützer. "Mit einem vogelfreundlichen, naturnahen Garten kann viel getan werden. Das heißt: Im Herbst nicht alles abschneiden und Laubhaufen liegen lassen, denn in den Halmen befindet sich Futter."

Auch der gute alte Komposthaufen sei hilfreich, denn bei Fruchtfliegen, Schnecken und Regenwürmern laufe so manchem gefiederten Gast das Wasser im Schnabel zusammen.

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