Videoüberwachung macht die U-Bahn nicht sicherer

22.8.2013, 17:50 Uhr
Die mutmaßlichen Schläger von Fürth sind dank Videoüberwachung überführt. Doch verhindert haben Kameras den brutalen Übergriff dennoch nicht.

© Günter Distler Die mutmaßlichen Schläger von Fürth sind dank Videoüberwachung überführt. Doch verhindert haben Kameras den brutalen Übergriff dennoch nicht.

"Keine Kamera verhindert einen Angriff auf Reisende", ist sich Bayerns oberster Datenschützer Thomas Petri sicher. Videoüberwachung helfe lediglich bei der Strafverfolgung. Der Vorfall am Sonntagabend am Fürther Hauptbahnhof bestätigt Petris These. "Straftaten verhindern, das können nur Menschen."

Auch der Erlanger Psychologie-Professor Friedrich Lösel, der sich seit Jahren mit der Wirksamkeit von Videoüberwachung in London beschäftigt, äußert sich skeptisch: "Die präventive Wirkung von Videoüberwachung ist sehr begrenzt.“ Das heißt: Die Kameras verhindern Kriminalität nur an speziellen Orten in nennenswertem Umfang. Während Kameras in Parkhäusern die Zahl der Aufbrüche um bis zu 25 Prozent verringerten, war an überwachten Kriminalitätsschwerpunkten keine präventive Wirkung festzustellen.

Lösel wundert dies nicht: "Potenzielle Täter werden dort gar nicht gewahr, dass sie videoüberwacht werden. Außerdem geschehen Gewaltakte oft aus emotionaler Erregung, Wut oder Provokation heraus. In 50 Prozent der Fälle stehen die Täter unter Alkohol. Die denken nicht darüber nach, ob sie jetzt von einer Kamera aufgenommen werden oder nicht."

Der Vorfall am Fürther Hauptbahnhof wurde von unseren Usern intensiv kommentiert. Viele schilderten ihre persönlichen Erlebnisse in der U-Bahn und ihr Unbehagen, dass sie seitdem haben, wenn sie die Abend oder spät Nachts die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. In einer Umfrage bei Nürnbergern zum Thema Videoüberwachung sprach sich die Mehrheit für ein Mehr an Kameras in U- und S-Bahnhöfen aus.

"Vor allem als junge Frau fühlt man sich doch sicherer, wenn man weiß, dass bestimmte öffentliche Orte videoüberwacht sind - besonders am Abend und am Wochenende, wenn man etwas später noch unterwegs ist", findet Kymia Laleh (22).

 

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