Viel teurer: Ärger über die Millionen fürs Erhard-Zentrum

29.3.2017, 06:00 Uhr
Viel teurer: Ärger über die Millionen fürs Erhard-Zentrum

© Foto: Hans Winckler

"Das macht uns betroffen", räumt der städtische Baureferent Joachim Krauße mit Blick auf die Kostensteigerung um 4,8 Millionen auf nun knapp 17,4 Millionen Euro ein – zumal das Projekt hauptsächlich aus Steuergeldern finanziert werde. Doch er sagt auch: "Das kann immer passieren." Bauen, so der altgediente Referent, "das ist Blut, Schweiß, Pest, Cholera und Haarausfall".

Und das bedeute auch: Erste Kalkulationen, die dann sogleich als "fixe Zahl" gehandelt würden, entwickeln sich bei Bauprojekten oft nach oben. Dafür gebe es diverse Gründe: Wenn – wie im Fall Ludwig-Erhard-Zentrum – Jahre bis zur Fertigstellung ins Land gehen, können Material und Leistungen teurer werden, bauliche Unwägbarkeiten und dergleichen mehr die Bilanz gründlich verhageln.

So sei es auch jetzt: Beim Zentrum – übrigens ein privates Vorhaben der Fürther Stiftung Ludwig-Erhard-Haus, keines der Kommune – werden gestiegene Preise, "baukonstruktive, statische und gestalterische Gründe" ins Feld geführt. Die Liste der von der Stiftung beauftragten Architekten umfasse "deutlich über 30 Einzelposten", bei denen höhere Summen fällig werden, sagt Krauße.

Um was geht es konkret? Vor allem, so die Stiftungsvorsitzende Evi Kurz auf FN-Nachfrage, mache den Verantwortlichen die "überhitzte Konjunktur" zu schaffen. Von "völlig verrückten Preisen" spricht sie, die man bei ersten Berechnungen im Jahr 2014 unmöglich habe vorhersehen können.

Hinzu kämen Probleme mit der Gründung des mächtigen Neubaus über dem darunter verlaufenden U-Bahn-Schacht, die man in diesem Umfang erst beim Vordringen ins Erdreich erkannt habe, zudem unschöne Überraschungen in der Substanz des gegenüber liegenden historischen Erhard-Geburtshauses, das renoviert wird. Auch Probleme mit der Statik des mitgenutzten früheren Stallungsgebäudes im Rathaushof schlagen Kurz zufolge heftig zu Buche.

Großes Misstrauen

Kommentatoren im Internetangebot unserer Zeitung sprechen von unzureichender Planung und mutmaßen, man habe doch von vornherein gewusst, dass im Endeffekt alles viel teurer werde. Kurz wie Krauße können solches Misstrauen, auch befeuert durch bundesweit bekannt gewordene Finanzdesaster wie Berliner Flughafen oder Elbphilharmonie, durchaus nachvollziehen – doch sie versuchen, energisch gegenzusteuern. "Wir sind doch alle erschrocken", versichert Kurz. Und Krauße sekundiert: Nach seinem Eindruck wurde der Bedarf beim Ludwig-Erhard-Zentrum vor drei Jahren richtig eingeschätzt, es sei "seriös kalkuliert worden".

Nun freilich habe man, so Krauße, den Punkt erreicht, an dem es heißen muss: Konkurs oder Nachfinanzierung? Eine Frage, die für ihn wie für Stadtkämmerin Stefanie Ammon nur die zweite Option zulässt. Zum einen ist das Zentrum bald fertig, die Stiftung will es noch dieses Jahr eröffnen; zum anderen verspricht man sich vom Projekt in weiten Teilen der Kommunalpolitik positive Effekte für die Stadt.

Ammon spricht von "großer Strahlkraft", gibt aber zu: Die nach und nach gestiegenen Kosten schmecken ihr als Verwalterin der kommunalen Finanzen nicht. Denn neben Bund und Land, die über öffentliche Fördermittel die größte Last tragen und nun Millionen nachschießen müssen, blutet die Stadt laut Vereinbarung mit rund zehn Prozent der Gesamtkosten mit. Knapp 600 000 Euro muss sie draufsatteln, insgesamt 1,87 Millionen Euro werden jetzt fällig.

Heute (15 Uhr, Rathaus) soll der Stadtrat zum einen diese zusätzlichen Mittel aus der eigenen Kasse absegnen und zum anderen zustimmen, dass Fürth die nachträglich nötigen Fördermittel fürs Ludwig-Erhard-Zentrum bei Bund und Land beantragt. Formal ist dafür trotz des privaten Vorhabens die Stadt zuständig.

Dass die Kommunalpolitiker mehrheitlich weiter grünes Licht geben, daran gibt es freilich wenig Zweifel – denn kaum jemand will eine Bauruine hinter dem Rathaus stehen haben.

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