Viele der Fürther Stadtbäume sind geschwächt

16.8.2019, 06:00 Uhr
Viele der Fürther Stadtbäume sind geschwächt

© Hans-Joachim Winckler

Dirk Osterloh kann eine exakte Zahl nennen, jedenfalls wenn man die Bäume, die "in waldartigen Beständen" stehen, einmal ausklammert: 15 181 "Einzelbäume" betreuen er und seine Kollegen aus dem Grünflächenamt zurzeit im Fürther Stadtgebiet, 8061 davon sind Straßenbäume. Letztere müssen oft damit zurechtkommen, dass ihre Wurzeln wenig Platz haben und es wenig offenen Boden gibt, durch den Wasser dringen kann.

Was Osterloh noch nicht sagen kann, ist, wie viele abgestorbene Bäume heuer noch gefällt werden müssen. "Wir stecken gerade mittendrin, uns darum zu kümmern", sagt der städtische Baumpfleger. Und: "Was da an Bäumen abstirbt, ist schon erschreckend."

Gefällt werden zurzeit nur die abgestorbenen Bäume, die zur Gefahr für Passanten geworden sind, weil sie umzustürzen drohen. Eine zweite Welle des Fällens wird im Oktober beginnen: Tote Bäume, die jetzt noch "verkehrssicher" sind, bleiben, um Vögel zu schützen, bis zum Herbst stehen. Gibt es noch eine Chance, dass der Baum überlebt, wird nur das Totholz weggeschnitten.

Was den Gehölzen zugesetzt hat, war die Witterung gleich mehrerer Jahre. Zu trocken und zu heiß war es, viele der Riesen sind geschwächt. Umso mehr, wenn ihre Standortbedingungen schlecht sind. Kommen aggressive Schädlinge oder Pilze hinzu, haben viele nicht mehr genug Widerstandskraft und gehen ein.

Früher eine gute Wahl

Bereits seit 2008 ist in Bayern das Eschentriebsterben zu beobachten, erzählt Osterloh. Ein Pilz macht den ausgetrockneten Bäumen zu schaffen. Lange seien Eschen "ein guter Stadtbaum" gewesen, sie zierten etwa die Nürnberger Straße und die Hans-Vogel-Straße. Dort mussten sie zum Teil schon ersetzt werden: durch Robinien. Heute sehe man davon ab, Eschen zu pflanzen.

Sorgen bereiten heuer außerdem besonders die Hainbuchen; sie scheinen anfällig für Pilzerkrankungen zu sein, viele zeigen Anzeichen dafür, dass sie absterben werden. "Aber auch der Spitzahorn, der Bergahorn und selbst die Linde haben inzwischen Probleme", sagt Osterloh.

Die Liste ist noch länger: Kiefern leiden nicht nur im Wald, auch an der Erlanger Straße habe man etliche entfernen müssen, die abgestorben waren. Zugleich verabschieden sich Birken derzeit massiv aus dem Stadtgebiet, sagt Osterloh bedauernd. Sie vertragen die heißen Temperaturen im Sommer nicht gut, erleiden Verbrennungen.

Die Mitarbeiter des Grünflächenamts sind deshalb seit längerem bemüht, Baumarten zu finden, die besser mit den klimatischen Veränderungen zurechtkommen. Gewissheit gebe es da nicht, sagt Osterloh. Ob sich die Hoffnungen erfüllen, werde sich erst in Jahren zeigen. Doch die Erfahrungen, die man bisher macht, seien nicht schlecht. Zu den "Neuen" gehören der Eisenholzbaum, der zum Beispiel in der Mathildenstraße heranwächst, der Amberbaum, den man etwa vor der kunst galerie findet, oder die Reihe von Zürgelbäumen, die in der Langen Straße stehen. Auch Silberlinden und andere Ahornarten als bisher sind auf dem Schirm des Grünflächenamts.

OB kündigt mehr Schutz an

Dass der Schutz des vorhandenen Baumbestands mehr Gewicht erhalten soll, hat nun auch Oberbürgermeister Thomas Jung in einer Pressemitteilung angekündigt. Gerade das sogenannte "Straßenbegleitgrün" leide unter Platzmangel und hohem Parkdruck, was jüngst auch der Bund Naturschutz kritisierte. Die Umweltschützer lenkten den Blick speziell auf die Kaiserstraße mit ihren 80 stattlichen Platanen.

Jung zufolge soll nun eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern des Grünflächen- und Tiefbauamts "die sensiblen Stellen im Stadtgebiet erfassen und einen umfassenden Plan für einen besseren und nachhaltigen Schutz der vorhandenen Pflanzen erarbeiten".

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