Vier Birken als Erinnerung

14.4.2009, 00:00 Uhr
Vier Birken als Erinnerung

© Marion Reinhardt

Am Karsamstag hatte sich eine kleine Gruppe um Seppl Schneider an der Uferpromenade eingefunden, um ihrer zu gedenken. Die Gedenkminute gestaltete Trompeter Joachim Keide musikalisch mit der «Abendruhe» von Mozart und den «Moorsoldaten», komponiert und gedichtet im Konzentrationslager.

Am 10. März 1933 waren Benario und Goldmann von der SA verhaftet und am 12. April im Konzentrationslager Dachau von den Nazis ermordet worden. Beide waren Juden und Kommunisten. «Ihr Tod hat mein Leben geprägt», so Schneider in seiner kurzen Ansprache. «Ich bin mit beiden aufgewachsen, sie waren wie Brüder für mich.»

Wo heute noch die vier kräftigen Birken stehen, befand sich damals das Bootshaus des Fürther Kanuklubs. Benario, Goldmann und Gustl Schneider, der Vater von Seppl Schneider, gründeten ihn im Jahr 1927. Die Mitglieder des Klubs trafen sich dort nicht nur, um ihren Sport zu pflegen, sondern sie bildeten auch eine Gemeinschaft, die sich gegen die Nationalsozialisten stellte. «Wir waren wie eine große Familie», erzählt Seppl Schneider.

Als Achtjähriger war er mit dabei, als Benario und Goldmann gemeinsam mit seinem Vater die Birken zur Befestigung des Ufers einpflanzten. «Ich habe die jungen Bäumchen aus der Erde gezogen, Ernst hat geschaufelt und Rudolf hat das Wasser geholt», erinnert er sich. Die beiden Freunde waren bereits junge Männer. Rudolf Benario studierte Jura und Staatswissenschaften u. a. an der Universität Erlangen und schloss das Studium mit dem Doktortitel ab. Sein Bild ist auch auf der Gedenktafel unter den Birken zu sehen. Von Ernst Goldmann existiert nicht einmal mehr das. MARION REINHARDT