Volleyball: Bernard hört als Coach in Zirndorf auf

22.1.2020, 11:51 Uhr
Volleyball: Bernard hört als Coach in Zirndorf auf

© Foto: Oliver Gold/Zink

"Es hätte durchaus auch anders ausgehen können", sagt Bernard. Es war der verflixte fünfte Satz. Mehr als zwei Stunden wogte das Spitzenspiel zwischen dem Zweiten und dem Fünften hin und her. Dann führten die Zirndorferinnen im Tie-Break mit 5:1. Das Unmögliche schien möglich. Wenn da nicht die Gegnerinnen gewesen wären, die noch Reserven hatten und bei Schlaghärte und Abschlaghöhe zulegen konnten. Langsam entglitt den Gastgeberinnen das Match. "Wir konnten uns im Angriff nicht mehr richtig durchsetzen", sagt der Trainer.

Traurig ist Bernard aber nur, dass damit die Heimserie gerissen ist. In dem Spiel seien schließlich die beiden Bayernliga-Meister erstmals überhaupt aufeinander getroffen, tröstet er sich. Bernards Ziel ist der siebte Tabellenplatz, der den Klassenverbleib verspricht. "Oben können wir im Dreikampf zwischen Hahnbach, Gotteszell und SW München nicht mehr mitmischen", glaubt er.

Bernard ist – ohne zu übertreiben – eine sportliche Institution in der Region. Dabei liegen seine Wurzeln im Handball. In Zirndorf schaffte er es bis in die Oberliga, durfte im DHB-Pokal gegen den VfL Gummersbach sogar vier Tore werfen. Dann wollte ihn die HG Erlangen in die 2. Bundesliga holen, doch sein Lehramtsstudium in Erlangen ging vor. "Ich bin aber nicht traurig. Volleyball ist eine fantastische Sportart, die ich strategisch mit American Football vergleiche", erzählt er.

Zum Volleyball kam er spät als B-Jugendlicher, nachdem er mit seinen Eltern in einer Freizeitmannschaft in Oberasbach die ersten Bälle über das Netz geschlagen hatte. Später kam die Familie zur sechs Jahre zuvor gegründeten Volleyball-Abteilung des TSV. Bernard kämpfte sich von der untersten Klasse hoch bis in die Bayernliga. Mit Ende Zwanzig begann seine Karriere an der Seitenlinie. Bis zum A-Trainer bildete er sich weiter, hätte Bundesligisten coachen können. Doch hielt ihn die Verbundenheit zu seinem TSV davon ab.

Abteilungsleiter wird Bernard auch künftig bleiben. Wenn man ihn fragt, was er noch vorhat, kommt er auf zwei Vereine zurück, die ihm als Vorbild dienen. Zum einen die Gäste aus dem Bayerischen Wald, die mit einem Reisebus nach Zirndorf gekommen sind. Drinnen saßen neben den Spielerinnen aus Gotteszell auch rund 40 Fans. Stilecht gekleidet mit Hemd, Anzug und Fliege, bewaffnet mit Trommeln und Trompeten. Dabei sei es ein respektvoller, aber auch enthusiastischer Umgang miteinander gewesen. "So etwas fehlt in unserer Sportart." Außerdem hat der Verein aus Niederbayern ganz auf den Nachwuchs gesetzt.

Zum anderen der TV Bad Windsheim, der zwar in einer niedrigeren Liga spielt, es dort aber mit einem 60-köpfigen Fanklub und vielen Zuschauern geschafft hat, für Identifikation mit dem Verein zu sorgen.

Erste Ansätze hat Bernard auch beim TSV beobachten können: Eine Mischung aus Frauen und Männern der dritten Mannschaften hat die Regionalliga-Frauen angefeuert. Hinzu kam ein Freundeskreis, den Spielerinnen wie Nina Retsch motiviert hatten. Auf musikalische Einlagen oder Cheerleader will der Abteilungsleiter freilich auch künftig verzichten.

Seine Freiheiten möchte Bernard in den nächsten beiden Jahren nutzen, den Akku wieder aufzuladen, der im vergangenen Jahrzehnt mit mehr als 700 teils ganztägigen Volleyball-Terminen gelitten hat. Männer, Frauen, Nachwuchs – Bernard hat alles trainiert. Das zehrt an den Kräften. "Es gibt immer wieder schwierige Gespräche mit den Mädels, die Stress für mich sind." Im Amateursport müsse man ständig Rücksichten nehmen, diplomatisch sein, alle bei der Stange halten.

Zudem ist er gerade noch einmal Vater geworden. "Es ist doch schön, abends daheim zu sein." Und er ist weiter als Jugend-Trainer aktiv. Einen Wunschkandidaten für seinen Nachfolger als Frauen-Coach gibt es auch schon. "Ich führe noch Gespräche, da will ich noch keinen Namen preisgeben", sagt Bernard.

 

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