Von ganz unten nach oben: Fürther Kickboxer ist Weltmeister

12.11.2019, 15:49 Uhr
Von ganz unten nach oben: Fürther Kickboxer ist Weltmeister

© Foto: Kritsotakis

Bei der Weltmeisterschaft in Bregenz siegte Kritsotakis im Finale der Veteranenklasse im Kick-Light und besiegte dabei ausgerechnet seinen Nachfolger in der Altersklasse, in der er im Vorjahr den Titel geholt hatte. "Die größere Erfahrung hat sich ausgezahlt", erzählt der alte und neue Weltmeister mit einem Lächeln.

Die Vorgeschichte des Kickboxers erinnert ein klein wenig an die des Kleeblatt-Torjägers Daniel Keita-Ruel. Wie der Fußballer saß auch Kritsotakis im Gefängnis. Zwei Aufenthalte wegen Gewaltdelikten und weiterer Straftaten führten zu einem Sinneswandel – und zum Kickboxen.

Seit acht Jahren betreibt er die Sportart nun kontinuierlich. Dass es trotz des späten Einstiegs für einen Weltmeistertitel reicht, hängt für den 37-Jährigen mit dem Willen zusammen. "Wenn ich mir was in den Kopf setze, klappt es meistens auch." Zu Beginn war hinter dem Training zwar Ehrgeiz, aber kein Wettkampfgedanke. "Ich habe es aus Spaß gemacht. Irgendwann kamen dann Trainer auf mich zu und haben mich gefragt, ob ich nicht mal bei einer WM antreten möchte."

Er wollte, kam, sah und siegte. Dabei geht es bei einer Weltmeisterschaft schneller und härter zu. Doch Kritsotakis hatte keine Anpassungsschwierigkeiten und siegte 2018 im ersten Anlauf. Das war Ansporn für mehr. Natürlich sollte die Weltmeisterwürde in Fürth bleiben.

Wird man als Titelverteidiger anders wahrgenommen? Für Kritsotakis schwer zu sagen. Fest steht für ihn jedenfalls: "Als amtierender Weltmeister habe ich mich noch mehr angestrengt." Dabei sind ihm neue Gegner lieber als bekannte. "Ich kämpfe lieber gegen fremde Kickboxer. Die anderen kennen einen schon. Man denkt: Was, wenn der andere gewinnt?"

Live im Fernsehen

Mittlerweile hat es der Kickboxer bis ins Nationalteam der WKU geschafft – und ins österreichische Fernsehen. Im Rahmen einer "Fight Night" übertrug der ORF das Nationenfinale zwischen Deutschland und Österreich. Zwar setzten sich die Kämpfer der Alpenrepublik durch, doch das Erlebnis war für Kritsotakis ein besonderes, umso mehr, weil er seinen Kampf gewonnen hat.

In der Nationalmannschaft arbeitet der Fürther seit Jahren mit Harald Rögner und Vassilios Malios zusammen, zwei "Top-Menschen, die mit Leib und Seele dabei sind" wie Kritsotakis findet. Wie viel die Hilfe eines Trainers wert ist, bringt der Weltmeister mit einem einfachen Detail auf den Punkt: "Es kann sein, dass man die Hände mal unbewusst hängen lässt. Das sieht der Trainer sofort. Der Trainer gibt die Richtung vor. Während des Kampfes ist dein Kopf leer. Ein kurzer Zuruf von draußen hilft dir sehr."

Jetzt wird die nächste Generation angespornt

Inzwischen ist der Fürther selbst in die Rolle des Trainers geschlüpft. Das Fight Team Kritsotakis war bei der WM mit einer weiteren Kämpferin vertreten, Selina Seifert trat in der Nachwuchsklasse an. Für den Trainer geht es mittlerweile darum, die nächste Generation anzuspornen und seine Erfahrungen weiterzugeben. Ohne die Hilfe von Sponsoren wäre das nicht möglich, betont er.

Das kann nächstes Jahr auch bei einem anderen Verband sein. Zwar fühlt sich Kritsotakis bei der WKU gut aufgehoben, dennoch tue es gut, auch andere Einflüsse zu kriegen. Nachdem im Kickboxen verschiedene Verbände Weltmeisterschaften ausrichten, steht die WAKU, der weltweit größte Verband, und die ISKA im Fokus.

Zwei Weltmeisterschaften, zwei Titel. Kritsotakis ist auf den Geschmack gekommen. Den Geschmack des Sieges.

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