Vor Altbau-Abriss: Stadt Fürth schreibt Eilbrief

17.1.2020, 21:00 Uhr
Vor Altbau-Abriss: Stadt Fürth schreibt Eilbrief

© Wolfgang Händel

Noch vor dem Wochenende schickt die Bauverwaltung auf Wunsch von Oberbürgermeister Thomas Jung und des Bauausschusses ein Schreiben an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und das übergeordnete Kultusministerium. Enthalten soll es den Appell, die städtebauliche Bedeutung nicht außer Acht zu lassen, wenn es darum geht, ein Gebäude wie das 1867 errichtete Wohnhaus in der Ludwigstraße 24 in die Denkmalliste aufzunehmen.

Vor Altbau-Abriss: Stadt Fürth schreibt Eilbrief

© Quelle: Fürther Geschichtswerkstatt (Lothar Berthold)

Bei dem leerstehenden Anwesen in der Ludwigstraße handelt es sich um eines der ältesten Häuser der Fürther Südstadt. Seine nachträgliche Anerkennung als Baudenkmal hat das Landesamt laut Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz abgelehnt und dies im Wesentlichen damit begründet, dass in den 70er Jahren im Inneren Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt wurden.

Nach einem Eigentümerwechsel soll auf dem Grundstück nun eine Baulücke geschlossen werden. Die Firma Schultheiss Wohnbau will an der Straßenfront einen Neubau mit 15 Eigentumswohnungen errichten und im rückwärtigen Teil, wo sich der Altbau befindet, Stellplätze für Autos.

"Rechtlich schwer"

Stünde "Karls Geburtshaus", wie Jungkunz und ihr Stellvertreter Lothar Berthold das Gebäude wegen einer entsprechendem Notiz auf einem historischen Foto nennen, unter Denkmalschutz, könnte die Stadt die Baugenehmigung verweigern. So aber, betonte Baureferentin Christine Lippert im zuständigen Ausschuss, "tun wir uns rechtlich schwer". Vor dem Gremium empörte sich Jungkunz, auch etlichen ihrer Kollegen in Mittelfranken missfalle, dass das Landesamt bei der Beurteilung von Objekten fast nur nach der Bausubstanz gehe. Dabei seien nach dem Gesetz auch Aspekte wie die geschichtliche, künstlerische, städtebauliche, wissenschaftliche oder volkskundliche Bedeutung zu berücksichtigen.

OB Jung kritisierte die Entscheidungen der Münchner Behörde als "abgehoben, selbstherrlich und nicht mehr vermittelbar". Beim Woolworth-Kaufhaus poche sie auf Erhalt – "und wir müssen den hässlichen Anblick in zentraler Lage ertragen". Andererseits gebe sie "zum Abschuss frei, was die Bevölkerung schön und erhaltenswert findet".

Jungs Vorschlag, die Stadt solle den Heimatpflegern den Rücken stärken und in einem Eilbrief an den Chef der Behörde, Generalkonservator Mathias Pfeil, sowie seinem Vorgesetzten, Kultusminister Michael Piazolo, ihren Unmut kundtun, stieß im Ausschuss auf Zustimmung. "Wir müssen alle Register ziehen, um solche Gebäude zu erhalten", sagte SPD-Fraktionschef Sepp Körbl.

Zugleich sprachen sich die Stadträte dafür aus, noch keine Baugenehmigung zu erteilen. Der Abbruch des Altbaus ist damit nicht vom Tisch. Denn, so Baureferentin Lippert: Ein Abriss ist nicht genehmigungs-, sondern nur anzeigepflichtig. Will heißen: Die Stadt muss über ein entsprechendes Vorhaben lediglich informiert werden, und zwar vier Wochen vorher.

Wie berichtet, hat die Firma Schultheiss den Fall nach eigenem Bekunden "umfangreich untersucht" und kam dabei zu dem Schluss, dass sich der Altbau nicht erhalten lasse. Daran änderte auch nichts, dass Referentin Lippert diese Woche anregte, Schultheiss könne doch auf die nötigen Stellplätze im Hof verzichten und dafür Ablöse – pro Stellplatz wären das 10 000 Euro – zahlen. Das Unternehmen habe auch mit Verweis auf die Sanierungsbedüftigkeit des Gebäudes verneint, so Lippert. Gegenüber den FN hatte Vorstand Rüdiger Sickenberg zuvor auch darauf verwiesen, dass der Altbau durch den Neubau zu wenig Licht bekäme.

Während Kamran Salimi, OB-Kandidat der Grünen, einwandte, hier gehe es um "Gewinnmaximierung", sagte Jungkunz, sie verstehe nicht, warum man so nah am Hauptbahnhof mit bestem ÖPNV-Anschluss im Hof Pkw-Stellplätze braucht.

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