Vorboten des Wahlkampfs in Langenzenn

8.6.2019, 21:00 Uhr
Diskussionen gibt es über das Naturbad Keidenzell.

© Athina Tsimplostefanaki Diskussionen gibt es über das Naturbad Keidenzell.

So gab die bisherige Vorsitzende der SPD-Fraktion im Rat, Irene Franz, am Ende der Stadtratssitzung am Donnerstagabend bekannt, dass sie dieses Amt zum nächstmöglichen Zeitpunkt abgeben und in die zweite Reihe zurücktreten werde. Den Vorsitz übernimmt SPD-Stadträtin Melanie Plevka (42), die schon seit Anfang April als Herausforderin des Bürgermeisters Jürgen Habel (CSU) nominiert ist. 2014 hatte Irene Franz kandidiert; sie war Habel aber trotz eines Achtungserfolgs unterlegen.

Protest der Sozialdemokraten in der aktuellen Stadtratssitzung löste die Tatsache aus, dass die Naturbadestelle Keidenzell seit Donnerstag geschlossen hat. Der Grund: Die Stadtwerke hatten Bürgermeister Habel darüber informiert, dass bei einer routinemäßigen Kontrolle die Qualität des Wassers zwar einwandfrei war, es aber zu trüb sei. Erst wenn der Boden des Schwimmbeckens wieder sichtbar sei, so die Auskunft des Experten, könne das Naturbad wieder geöffnet werden. Denn: Wenn ein Schwimmer untergeht, müsse er am Grund erkennbar sein.

Irene Franz gab im Namen der SPD zu Protokoll, dass die Schließung großen Unmut bei den ehrenamtlichen Helfern ausgelöst hat, die den Badeteich in Schuss halten und reinigen. Vor zwei Tagen, so Franz, sei der Boden des Beckens noch sichtbar gewesen. Ein Naturbad habe nun mal keinen blau gefliesten Boden.

Misstrauische Stadträte

"Wie geht es weiter? Müssen die Ehrenamtlichen jetzt den Boden putzen?", wollte Franz wissen. Statt sie zu verärgern, solle die Stadt die freiwilligen Helfer besser pflegen.

Immerhin sei die Kommune verantwortlich und trage das Risiko, wenn ein Unfall geschieht, gab Birgit Osswald (CSU) zu bedenken. Für den Mediziner Bernhard Heeren (Bündnisgrüne) ist trübes Wasser jedenfalls kein Grund, das Bad zu schließen. Da reagiere jemand übervorsichtig. Lena Goos (SPD) ergänzte, andere Naturbäder wie das in Großhabersdorf würden auch nicht wegen trüben Wassers geschlossen. Und Markus Vogel (Freie Wähler) wollte wissen, ob der Staubsauger für das Keidenzeller Bad nicht längst angeschafft sei. Der Bürgermeister versprach demnächst Aufklärung.

Das Misstrauen etlicher Stadträte speist sich ganz offenkundig aus der heftigen Diskussion vor einem Jahr, als die Stadtwerke die Schließung des Naturbades propagiert hatten, weil eigentlich eine Badeaufsicht vorgeschrieben sei. Damals schmetterte der Stadtrat den Vorstoß ab. Um die Ehrenamtlichen nicht zu überfordern, sucht die Stadt noch immer eine fest anzustellende Kraft als Aufsicht.

Einmütig stimmten die sieben SPD-Ratsmitglieder vorgestern auch gegen Gebührenerhöhungen in den Kindertagesstätten und für die Mittagsbetreuung. Wegen zuletzt deutlich gestiegener Kosten werden die Gebühren in den Kindergärten um durchschnittlich 10 Euro pro Stundenkategorie und Monat angehoben, in der Krippe auf das Doppelte des Kiga-Betrages. Im Hort steigt der Preis um 9 Euro pro Kategorie. Damit liegen die Langenzenner Gebühren weiter unter dem Durchschnitt vergleichbarer Nachbarorte.

Die Lieferanten des Mittagessens haben ihre Preise um 3,5 Prozent nach oben geschraubt. Die sogenannte Geschwister-Ermäßigung wird von 25 auf 40 Euro erhöht. Und die Gebühren für die Mittagsbetreuung wachsen um monatlich drei auf 81 Euro.

Die SPD stimme den Erhöhungen nicht zu, bekräftigte Christian Sieber. Erziehung und Bildung seien höchstes Gut. Langfristig streben die Sozialdemokraten hier sogar absolute Gebührenfreiheit an. Christian Ell (CSU) konterte, dass die kirchlichen Träger der Kitas ebenso verfahren und die Preise erhöhen. "Niemand ist gegen Gebührenfreiheit", betonte Bürgermeister Habel, "aber das muss der Staat finanzieren – wir können das nicht."

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