Ferienende naht

Vorfreude und Bauchgrimmen: Wie ist die Stimmung vor dem Schulstart?

12.9.2021, 10:00 Uhr
Vorfreude und Bauchgrimmen: Wie ist die Stimmung vor dem Schulstart?

© Archivfoto: Hans-Joachim Winckler

Wenn am Dienstag früh um acht Uhr der Gong nach sechs Wochen erstmals wieder die Schule einläutet, dürfte das, nach zwei Schuljahren im Schatten der Pandemie, bei vielen Beteiligten gemischte Gefühle auslösen. Die FN haben sich bei Direktoren sowie bei Eltern- und Lehrervertretern umgehört.

Claus Binder, Rektor der Mittelschule Soldnerstraße und Kreisvorsitzender des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV), über seine Erwartungen an das neue Schuljahr:

Momentan ist Binder beim "Stundenplan-Sudoku", wie er das Erstellen der Stundenpläne im Scherz nennt. Viel Arbeit ist das, die sich aber auszahle, denn: "Je besser die Stundenpläne, desto zufriedener sind alle." Heuer vielleicht sogar noch mehr als in den vergangenen beiden Jahren, in denen die Pandemie alle Mühe pulverisierte. Binder glaubt daran, dass diesmal einiges besser laufen wird. Auch wenn Corona noch nicht Geschichte ist, blickt er dem Schulstart diesmal etwas gelassener entgegen.

Im Vergleich zum vergangenen Herbst seien nun ausreichend Tests da. Alle Lehrer, die dies wollten, konnten sich impfen lassen. Ein Teil der Schüler über zwölf Jahren habe inzwischen eine Immunisierung erhalten, und auch digital sei seine Schule inzwischen besser aufgestellt.

Recht sinnvoll erscheinen ihm momentan die neuen Verordnungen der Staatsregierung: dreimaliges Testen, Masken vorerst auch am Platz und die Quarantäneregel, derzufolge nicht mehr eine ganze Klasse automatisch zuhause bleiben muss, wenn ein Infektionsfall auftritt. In Quarantäne müssen dann nur noch die unmittelbaren Kontaktpersonen und Ungeimpfte, und zwar für fünf Tage. Wie er diese Regel beim Ganztagsbetrieb an seiner Schule allerdings umsetzen soll, darüber grübelt Binder momentan noch. "In der Mittagspause lässt es sich kaum vermeiden, dass quasi alle Kontakt untereinander haben." Doch auch dafür werde sicher noch eine Lösung gefunden.

Erik Sengewald, Schriftführer beim Gemeinsamen Elternbeirat der Fürther Grund- und Mittelschulen und Vater zweier Kinder, die jetzt in die erste und fünfte Klasse starten, über die Gefühlslage der Eltern:

"Noch entspannt und sorglos." So beschreibt Sengewald die Stimmung in seiner Familie. Der Urlaub, ganz ohne Homeoffice und die Beschulung eines Kindes, sei harmonisch gewesen; eine Wohltat für alle.

Um den Schulstart seiner beiden Kinder an der Grundschule Kirchenplatz bzw. am Helene-Lange-Gymnasium macht sich Sengewald derzeit wenig Gedanken. "Die beiden haben vor allem während des ersten Lockdowns Großes geleistet, das schaffen sie jetzt auch." Dass es aber viele Eltern gibt, denen es momentan anders geht, weiß er freilich auch. Etwa jene, deren Kinder oder nahe Verwandten Vorerkrankungen haben oder nicht geimpft werden können und für die eine Corona-Erkrankung schlimme Folgen haben könnte. Für solche Fälle würde sich Sengewald wünschen, dass Fernunterricht ermöglicht wird – zumal er davon überzeugt ist, dass sich die Delta-Variante nun vermehrt unter Schülern verbreitet.


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Überhaupt hat er eine Liste an Dingen, die er nun, nach allem was die Pandemie zwischenzeitlich aufgedeckt hat, gerne umgesetzt wüsste. Der Lehrermangel fällt ihm da ein, aber auch das Raumangebot, das oft nicht ausreicht. Die Digitalisierung müsse fortschreiten und die Lücken, die Homeschooling gerissen hat, müssten gefüllt werden. "Schule muss ein Investitionsplatz sein, kein Kostenfaktor", sagt Sengewald.

Die Politik habe viele Versprechen gemacht, einige aber nicht eingehalten. Sätze wie "Die Schulen bleiben offen" mag auch er nicht mehr uneingeschränkt glauben. "Viele Eltern sind nervös und trauen dem Frieden nicht. Sie fürchten, dass am Ende doch wieder ein Kraftakt auf sie zukommt."

Birgit Glöckner, Leiterin der Langenzenner Realschule, über die Erfahrungen mit der Sommerschule:

Noch sind eigentlich Ferien, im Schulhaus in Langenzenn aber ist schon wieder einiges los. Bis Freitag findet dort die zweite Woche der "Sommerschule" statt; nach der ersten unmittelbar nach Schuljahresende. Mit freiwilligen Stunden sollten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, Wissenslücken zu schließen oder bei Kreativ- oder Sportangeboten wieder gemeinsam mit Klassenkameraden Spaß zu haben. Darüber hinaus gab es Workshops, in denen man etwa lernen konnte, richtig zu lernen.


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105 Anmeldungen hatte es gegeben. Aus Glöckners Sicht war das Angebot sinnvoll, um die "eine oder andere Unsicherheit oder Frage zu klären". Das habe gut funktioniert – und offensichtlich Spaß gemacht. Für das Sportprogramm gab es jedenfalls sogar einige zusätzliche Anfragen.

Dem neuen Schuljahr blickt sie mit positiven Gedanken entgegen. "Wir hoffen darauf, das ganze Schuljahr hindurch Präsenzunterricht abhalten zu können."

Brigitte Löffler, Rektorin der Grundschule Soldnerstraße, über den Start für die Erstklässler:

Seit einigen Tagen schon schaut Löffler immer mal wieder auf den Wetterbericht für kommenden Dienstag. Noch sieht es gut aus, denn: Ist es trocken und einigermaßen warm, kann die Einschulungsfeier für die vier ersten Klassen draußen stattfinden. Das würde in Pandemie-Zeiten für einige Erleichterungen sorgen, fällt im Freien doch die Maskenpflicht weg, und das Sicherheitsgefühl steigt.

Damit den Kleinen der Start in ihren neuen Lebensabschnitt leichter fällt, appelliert Löffler an die Eltern, ihre Sprösslinge doch schon mal mit den aktuellen Corona-Regeln vertraut zu machen. Wie trägt man die Maske richtig? Welchen Abstand muss ich einhalten? Wie wasche ich mir die Hände? Einen Test sollte man auch schon gemacht haben und das Ergebnis zum Schulstart mitbringen. Dann nämlich, so Löffler, sei man auf der sicheren Seite und es werde nicht so viel Zeit mit Testen verbracht. Schließlich will man den Schulbeginn ja möglichst unbeschwert feiern.

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