Vorsicht im weltweiten Netz

26.1.2009, 00:00 Uhr
Vorsicht im weltweiten Netz

© Hans-Joachim Winckler

und outet sich als Fan der Neuen Medien: «95 Prozent der Websiten sind toll, wir reden heute Abend also über fünf Prozent, die nicht in Ordnung sind.»

Ein kurzer Einführungsfilm macht dann deutlich, worum es ihm geht: Zu sehen ist, wie eine Hand voll finsterer Gestalten an der Haustür klingelt und nach Sohnemann Klaus fragt. Die Mutter von Klaus bittet die zwielichtigen Gäste freundlich herein, ebenso wenig später mehrere freizügig gekleidete Damen. Auch der wild um sich ballernde Krieger aus der Zukunft darf zu Klaus - obwohl er mit seinem Dauerfeuer gerade die Wohnzimmereinrichtung zerlegt. Klaus’ Mutter hat selbst mit dem schmierigen älteren Herrn kein Problem, der ihrer kleinen Tochter «mal einen richtigen Lolli» zeigen will.

Im realen Leben, meint Kabierske, wäre das eine absurde Vorstellung - im Internet aber würden Kinder oft pornografischen oder gewaltverherrlichenden Inhalten oder Nazi-Propaganda ausgesetzt, allein gelassen und ohne elterliche Kontrolle. Seine Botschaft: «Das gleiche Sicherheitsdenken, das im Alltag selbstverständlich ist, müssen wir auch auf die digitale Welt übertragen.» Beispiel Chat: «Es ist in Ordnung, wenn Ihr Kind mit Fremden chattet», betont Kabierske - schließlich kommuniziere es auch in der Realität mit Fremden, etwa beim Einkaufen beim Bäcker. Wichtig sei jedoch, dass es unterscheiden lerne, ob es sich bei dem jeweiligen Chat-Partner um einen Freund aus der Wirklichkeit oder um einen Unbekannten handelt und entsprechend vorsichtig mit der Weitergabe von Informationen ist.

Anschrift, Telefonnummer oder die bloße E-Mail-Adresse sollten an Fremde nicht weitergegeben werden, und auch die Webcam sollte ausgeschaltet bleiben, um böse Überraschungen zu vermeiden. Auch bei der Veröffentlichung von Fotos im Internet sei Zurückhaltung geboten.

Problematische Suchmaschine

Eltern sollen ferner darauf achten, welche Internetseiten ihre Kinder aufrufen. Bereits die Verwendung der Suchmaschine Google, um die kaum ein Internetnutzer vorbeikommt, ist laut Kabierske problematisch: «Als gute Suchmaschine findet Google alles» - eben auch Pornografie oder andere Inhalte, denen man ein Kind besser nicht aussetzt.

Eltern sollen darauf achten, dass ihre Kinder Alternativen benutzen. Suchmaschinen für Kinder wie blindekuh.de oder helles-koepfchen.de werden redaktionell betreut - sie liefern garantiert kindgerechte Ergebnisse. Mindestens aber sollten die Google-eigenen Inhaltsfilter eingeschaltet werden. Solche Filter gibt es auch in den meisten gängigen Browsern. Werden aber zu viele interessante Seiten herausgefiltert, würden die Kinder sich woanders - und damit unkontrolliert - Zugang zum Internet verschaffen, etwa bei Freunden. «Am besten ist der Verhaltensfilter», meint Kabierske. Dazu gehöre, offen mit dem Kind zu reden.

Einen kühlen Kopf zu bewahren rät der Experte für den Fall, wenn das Kind an eine Abzockseite gerät, auf der Handy-Klingeltöne oder Horoskope zum - kostenpflichtigen - Download bereitgestellt werden. Das BGB schütze in dem Fall Eltern wie Kinder: Bis zur Genehmigung durch den Erziehungsberechtigten sind Rechtsgeschäfte von Minderjährigen schwebend unwirksam, die Eltern müssen also nicht zahlen.

Teuer hingegen, so Kabierske, können Verletzungen des Urheberrechts werden, etwa wenn Musik- oder Filmdateien illegal aus dem Netz heruntergeladen werden. So genannte Peer-to-Peer-Programme wie «Azureus» sollten deshalb nicht verwendet werden, da diese zu illegalen Tauschaktionen regelrecht einladen.

Was das Thema «Computerspiele» angeht, hält Kabierske nichts von jenen «Killerspiel»-Debatten, die in regelmäßigen Abständen durch die Medien irrlichtern. «Das Thema hat eine ernsthafte Auseinandersetzung verdient.» Statt pauschaler Verurteilungen sollten sich die Eltern das fragliche Spiel anschauen und dann dem Kind sagen, was sie schlecht daran finden: «Das Problem ist nicht das Spiel an sich - Leute, die der Computersucht verfallen, haben meistens auch in der Realität Defizite.»