Zu spät gewarnt?

Vorwürfe gegen die Feuerwehr? Veitsbronner SPD nach Hochwasser in der Kritik

3.8.2021, 21:24 Uhr
Vorwürfe gegen die Feuerwehr? Veitsbronner SPD nach Hochwasser in der Kritik

© Foto: Feuerwehr Veitsbronn

Es ist ein Satz in der parteieigenen Publikation, dem "Info Nr. 44", der für erregte Diskussionen sorgt. Um diese Formulierung mit Blick auf das Hochwasser-Szenario vom 9. Juli geht es: "Obwohl die Feuerwehr schon mehrere Stunden vorher wusste, was sich im Zenngrund anbahnt, wurde die Bevölkerung nicht gewarnt." Nicht wenige Menschen verstanden das als Vorwurf gegenüber den ehrenamtlichen Helfern, beziehungsweise gar als Angriff der Sozialdemokraten auf die örtlichen Wehren.

Die Kommentare der Facebook-User lassen jedenfalls an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: "Absolute Frechheit", heißt es da oder "Schöne Schweinerei". Es sei "sehr enttäuschend", wie hier Ehrenamt und privates Engagement mit Füßen getreten werde. Ein Wahlkampfmanöver, "auf dem Rücken der Opfer und Retter" wird vermutet und die Frage gestellt, warum der nun geforderte "nachhaltige Umbau des Wiesengrundes" nicht schon in Zeiten von SPD-Bürgermeister Peter Lerch angegangen wurde. Verlangt wird: Die Genossen sollten sich bei der Feuerwehr entschuldigen, oder – noch besser – die politischen Amtsträger geschlossen dort Mitglied werden.

Reagiert haben auch die Kommandanten der drei örtlichen Feuerwehren mit einer Stellungnahme: Besagte Formulierung werten Mario Paldino (Veitsbronn), Dieter Waber (Raindorf) und Andreas Röschlein (Retzelfembach) als "Andeutung", die sie "schockiert und bestürzt".

Nach der Alarmierung durch die Integrierte Leitstelle Nürnberg an jenem Freitag sei die Mannschaft zunächst zur Unterstützung nach Wilhermsdorf beordert worden, schildert das Trio die Ereignisse. Dort sei entschieden worden, dass der Einsatz im eigenen Gemeindegebiet erfolgen sollte. Über Lautsprecherdurchsagen habe man die Anwohner der Hauptstraße vor Hochwasser der Stufe 3 gewarnt und dazu aufgefordert, Fahrzeuge sowie sonstige Gegenstände, bei denen die Gefahr bestand, dass sie weggespült würden, in Sicherheit zu bringen.

Nachdem die Einsatzkräfte feststellen mussten, dass einige Bewohner die Durchsagen "zum Teil belächelt und sich darüber belustigt" hätten, wurden die Anstrengungen verstärkt. Zudem seien an verschiedenen Stellen im Ort Sandsäcke verbaut worden. Die Kommandanten verweisen auf zahlreiche Dankesschreiben von Familien aus der Hauptstraße und bedauern es, sich in dieser Angelegenheit "rechtfertigen zu müssen".

Der Autor rudert zurück

Der Verfasser des Artikels im SPD-Info, Werner Haußmann, zeigt sich in einer Stellungnahme auf Facebook verwundert darüber, "was aus diesem Satz konstruiert wird" – ein Angriff auf die Feuerwehren oder die Infragestellung ehrenamtlicher Arbeit. "Dies steht weder hier, noch war es in irgendeiner Form beabsichtigt." Viel mehr gehe es darum, wie man den Hochwasserschutz bei künftigen Katastrophen-Ereignissen verbessern könne. Zugleich rudert der SPD-Gemeinderat zurück: Es hätte "nicht hinreichend gewarnt" heißen müssen, schreibt er. Und weiter: "Ich gebe zu, dass der Dank an die Feuerwehren nicht gebührend zum Ausdruck gebracht wurde. Das war ein Fehler, für den ich mich entschuldige."

Bürgermeister Marco Kistner (CSU), selbst bei der Feuerwehr, sagt, man könne den Satz zwar als "kritisierend" verstehen, "ich glaube aber nicht, dass die SPD das aussagen wollte". Insgesamt sei die Formulierung aber "zu pauschal und unglücklich".

Mobile Sirenen als Ergänzung?

Um künftig bei der Gefahr durch Hochwasser besser gewappnet zu sein, hat Veitsbronns Rathauschef bereits mit Kommandant Paldino über das Thema "Mobile Sirenen" gesprochen. Montiert auf Fahrzeugen und kombiniert mit Warndurchsagen könne das eine sinnvolle Ergänzung sein. Allerdings müssten erst noch Kosten erörtert und die Angelegenheit im Gemeinderat diskutiert werden. Wie Frühwarnsysteme am besten verknüpft werden können, auch darüber will man sich in der Gemeinde Gedanken machen. Webcams im Wiesengrund aufzustellen, wie von der SPD ebenfalls gefordert, das sei, sagt Kistner, aus Gründen des Datenschutzes schwierig.

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