Walter Schäfer will mit sozialen Kompetenzen punkten

22.7.2019, 15:57 Uhr
Walter Schäfer will mit sozialen Kompetenzen punkten

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Allen voran Fraktionschef und Kreisrat Wolfram Schaa: Er wäre womöglich sogar ein viertes Mal ins Rennen um den Bürgermeister-Posten gegangen, hätte ihm die Altersgrenze, die für hauptamtliche Bürgermeister Bayerns gilt, nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht: Er wird sechs Wochen vor Beginn der neuen Legislaturperiode 65, womit er als Bewerber ausscheidet.

Interesse meldete auch Werner Schmidt an, altgedientes Grünen-Mitglied und langjähriger Aktivist der Fürther Ortsgruppe des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Er zog seine Bewerbung allerdings zurück, als ein dritter Kandidat erklärte, er würde gern antreten: Nun ist Walter Schäfer bei zwei Enthaltungen und ohne Gegenstimmen nominiert.

Schäfer, 57, ist in Zirndorf kein Unbekannter, wobei sein Name den Menschen lange Jahre eher als Besitzer und Chef der alteingesessenen Metzgerei Schäfer denn als Stadtrat ein Begriff gewesen sein dürfte. Die Metzgerei mit bis zu 55 Mitarbeitern führte er 22 Jahre lang erfolgreich, bevor ihn der Umstieg auf Produkte aus tiergerecht gehaltenen Beständen aus der Region 2015 in die Insolvenz trieb. Der Tierschutz, sagte Schäfer damals, "wurde uns nicht honoriert". Sein Konzept wurde zwar wiederholt prämiert, doch genügend Kundschaft, die bereit gewesen wäre, den entsprechend höheren Preis für nachhaltig erzeugte Wurst- und Fleischwaren zu bezahlen, fand sich nicht. Der Konkurs kostete Schäfer alles, was er sich über fast drei Jahrzehnte als selbstständiger Mittelständler erarbeitet hatte, selbst seine Rentenansprüche.

Er suchte einen Neuanfang in einem ganz anderen Metier: Als Student der Sozialen Arbeit schreibt er gerade seine Bachelorarbeit zum Thema "Mitgefühl und Achtsamkeit in der Palliativpflege". Mitte Januar ist Abgabetermin, gerade rechtzeitig, um sich mit voller Energie in den Bürgermeister-Wahlkampf zu stürzen. Nebenbei finanziert er sich und den Unterhalt für seinen Sohn mit Teilzeitjobs im Roncallistift, einem Seniorenheim der Caritas in Erlangen, und als Koordinator für einen Studiengang an der Ohm-Hochschule in Nürnberg.

Selbst wenn er seine Chancen bei der Bürgermeister-Wahl als eher schlecht einstuft – Amtsinhaber Thomas Zwingel von der SPD schaffte bei der Bürgermeisterwahl vor acht Jahren selbst bei drei Mitbewerbern gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit von 57 Prozent – sagt Schäfer: "Wenn’s klappt, würde ich es gerne machen, ich weiß, dass ich es kann."

Angesichts seiner Lebenserfahrung und seines Studiums sieht er sich bestens aufgestellt. "Ich konnte mir jetzt vier Jahre lang Soft Skills erarbeiten", so Schäfer. Soziale Kompetenzen also, etwa Teamfähigkeit oder den Umgang mit Menschen. Der Schwerpunkt lag auf Soziologie, Psychologie und Pädagogik, außerdem hat er Module zu Stadtentwicklung und Stadtraumgesellschaft belegt. "Heute geht es weniger um Fakten-, denn um Erfahrungswissen", gibt er sich überzeugt. Und das bringe er reichlich mit. Allen voran das, was in der Psychologie unter Resilienz firmiert: die Fähigkeit also, auch mit Krisen umgehen zu können.

Kommunikation, Partizipation, Transparenz –, das sind Schlagworte, über die sich Schäfer "viele Gedanken macht", wie er sagt. "Politik", meint er, "muss die Menschen mitnehmen; sie wollen an dem, was in der Stadt passiert, teilhaben und mitgestalten." Das funktioniere "nur im Dialog, im Zuhören und im Ringen um gemeinsame Lösungen". Sie gelte es, in Zirndorf auf verschiedensten Feldern zu suchen: Bei der Ansiedlung neuen Gewerbes etwa, bei den Leerständen in der Innenstadt oder in puncto Verschuldung des Bibert-Bades.

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