Wangerooger Schilf und die Bäume des Central Parks

3.6.2014, 11:00 Uhr
Wangerooger Schilf und die Bäume des Central Parks

© Tim Händel

Vor die Kamera nahmen die Künstler Plätze in Fürth, die sie an ungleich größere, andere Orte erinnern. So finden sich Paris, New York und die Nordseeküste filmisch wieder – aber auch Poppenreuth taucht erkennbar auf. 13 Kunstsalon-Mitglieder zeigen musikalisch, tänzerisch und darstellerisch eine interdisziplinäre Stadterkundung als Mischung aus Live-Auftritten und Projektionen der gefilmten Wirklichkeit.

Über die zwei Leinwände des Kulturforums flimmern der Hauptbahnhof oder die Kleine Freiheit mit dem Paradiesbrunnen; der wird gezeigt und besungen als Sommer-Bade-Paradies, das auch deutlich südlicher von Fürth liegen könnte. Im nächsten Moment befinden sich die Zuschauer in einer Paris-Szenerie mit Eiffelturm, zwischen dem Schilf an der Küste von Wangerooge oder unter den Bäumen des Central Parks in New York wieder. Irgendwo in der Kleeblattstadt spielen sich unter modernen Stelzen-Hochparterre-Balkonen filmische Nachbarschaftsszenen ab, die auf der Bühne lebendig werden und schließlich wieder mit der Leinwand verschmelzen.

Die Spielhandlung dominieren ein grantiger Fürther und ein in Fürth lebender Argentinier, die auf dem Heimweg von der Arbeit an einer Bushaltestelle miteinander ins Gespräch kommen. Bühnen- und Filmszenen wiederum begleiten anmutige Tänzer und eine dauerjoggende, dynamische Braut. Es tanzen, spielen und musizieren Barbara Engelhard, Christine Maass, Dorothea Weiß, Johanna Moll, Julian Bossert, Irene von Fritsch, Marco Pflamminger, Mario de Diago, Michael Herrschel, Peter Fulda, Sigi Wekerle, Sophie Habenicht und Eleanora Allerdings, die zusammen mit Cherima Nasa, Emanuel Werbik und Max Baumer auch das Video- und Fotomaterial zusammenstellte.

Die Idee zum „anstadt“-Projekt hatte übrigens Musikerin Irene von Fritsch. Die Kernfrage der Cellistin, die unter anderem Mitglied des Elisen Quartetts ist, lautet: Was kann Fürth alles sein? „Eigentlich findet sich überall ein Stück Fürth. Das Schilf auf Wangerooge erinnert ans Rauschen des Schilfs im Stadtpark, und der Stadtpark wiederum ist auch ein kleiner Central Park“, erklärt Allerdings.

Auch diese Arbeit des Kunstsalons, die vor eineinhalb Jahren begann, zeichnet sich dadurch aus, dass alle Akteure gemeinsam agieren, einander herausfordern, mit allen verfügbaren Mitteln spielen. „Wir arbeiten ohne Regie, dafür mit Emotion, Kampf und vielen Gesprächen“, scherzt die Tänzerin und Choreografin. „Die beteiligten Künstler suchen einen künstlerischen Nenner – jeder soll in dem Bereich arbeiten, der für ihn wichtig ist, und jeder soll entsprechenden Raum haben, sich einzubringen.“ Mit „anstadt“ ist dies einmal mehr eindrucksvoll gelungen.

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