Warum die Fernseher von Metz laufen und laufen und laufen

23.11.2014, 10:00 Uhr
Warum die Fernseher von Metz laufen und laufen und laufen

© Hans-Joachim Winckler

Elfriede Seidel ist nicht vom Fach, aber als Zirndorferin besitzt die 68-Jährige „selbstverständlich“ einen Metz-Fernseher. Für einen Ladenpreis von 6000 Mark war das vor 16 Jahren eine große Anschaffung. Die Investition hat sich aus Seidels Sicht gelohnt. Denn der Metz funktioniert nach dem Prinzip VW Käfer: Er rollt und rollt und rollt. Stolz verkündet Seidel: „Der war nicht ein einziges Mal bei der Reparatur.“

Die Langlebigkeit, bestätigt Jürgen Korb, Prokurist beim Fürther TV- und HiFi-Geschäft Schnatzky, nach eigenen Angaben einer der bundesweit umsatzstärksten Metz-Händler, sei ein wesentliches Kriterium, das Metz-Produkte von der Konkurrenz aus Asien unterscheide. „Die Dinger laufen einfach, selbst nach 25 Jahren.“ Was für die alten Röhrengeräte gelte, zeichne sich auch bei den modernen Flachbildschirmen ab: „Da gibt es ganz, ganz wenig Ausfälle.“

„Wir reparieren hier ja alle Fabrikate“, erklärt Korb, der den Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers erlernt hat. „Und da fällt auf, dass bei den Asiaten viele Geräte im dritten Jahr, kurz nach Ablauf der Garantiezeit, ihren Geist aufgeben.“ Nicht selten gewinnen Korb und seine Kollegen beim Reparieren den Eindruck, es mit Sollbruchstellen zu tun zu haben. Kondensatoren oder Spulen seien „von der Leistung her knapp dimensioniert“. Jeder Defekt ziehe ein weiteres Problem nach sich: die mühsame Beschaffung von Ersatzteilen. „Die sind kaum zu kriegen“, sagt Korb, „und zum Teil unverhältnismäßig teuer“. Komme die Reparatur eines Geräts, das der Kunde für 600 oder 700 Euro gekauft hat, auf 400 Euro, stelle sich die Frage, ob sich das lohnt. „So wird viel Müll produziert.“

Als Qualitätsmarke ausgezeichnet

Radio- und Fernsehtechniker Peter Ströer, der bei Radio Müller in Stein arbeitet, einem weiteren „Premium-Plus-Partner“ von Metz, weiß, dass sich viele Leute vor einer Kaufentscheidung im Internet schlau machen. In TV-Tests finden sich dort immer neue Rankings, in denen es nur so wimmelt von Namen wie Samsung, Sony, Panasonic, Toshiba. . . Metz wurde zwar auf einem Portal jüngst als Qualitätsmarke ausgezeichnet, in vielen Testberichten allerdings taucht der Name gar nicht auf. Geht es um die günstigsten Schnäppchen, mag das angesichts der Made-in-Germany-Firmenphilosophie kaum überraschen. Aber sonst?

Ströer sagt: „Ich versteh’ die Testberichte nicht.“ Unbegreiflich sei ihm, wieso beispielsweise Samsung immer wieder so gut abschneide. Bei diesen Produkten lasse die Verarbeitung oft zu wünschen übrig. „Schon das Gehäuse — windiges Plastikzeug.“ Und die Bildqualität sei „auch nicht überragend. Da sehen Menschen aus wie rosa Schweinchen.“ Ströer räumt ein, dass das eher auf Modelle der unteren Preisklassen zutreffe. „Bei Metz aber“, versichert der 57-Jährige, „haben Sie immer eine natürliche Gesichtsfarbe.“ Außerdem: „Einen Metz-Fernseher kann jeder selber installieren.“ Ströer begründet das mit der „simplen“ Menüführung. „Bei Samsung kriegen Sie das ohne Bedienungsanleitung kaum hin.“

Wie Schnatzky bietet auch das Steiner Geschäft einen Reparaturservice an. Doch an der Asien-Ware lässt sich laut Ströer meist nicht viel machen. „Die haben eine Hauptplatine drin, wenn sie die bestellen müssen, kriegen Sie für das Geld zwei neue Fernseher.“ Metz-Geräte hingegen enthielten verschiedene Platinen und die ließen sich, zumindest bisher, problemlos beschaffen. Bei einer Tonstörung werde dann nur die betreffende Leiterplatte ausgetauscht.

Dass der Zirndorfer Familienbetrieb pleite ist und ums Überleben kämpft, mag auch damit zusammenhängen, dass das Gros der Käufer an der falschen Stelle spart. Nach wie vor aber gibt es jene Klientel, deren Vertrauen in Metz nicht zu erschüttern ist. Am Tag nachdem die Firma Insolvenzantrag gestellt hat, gingen bei Schnatzky vier oder fünf Metz-Fernseher über den Ladentisch. Korb: „Wir waren selbst ganz überrascht.“ Der Vorgang bestätigt ihn in seinem Optimismus, denn Korb glaubt, „dass es die Firma Metz schaffen wird“ und dass damit auch den Beschäftigten im Fachhandel nicht bang vor der Zukunft sein muss.

Hiesige Politiker wie Christian Schmidt (CSU), Petra Guttenberger (CSU) und Landrat Matthias Dießl zeigen sich „tief betroffen“ von der Metz-Pleite. Alle drei haben angekündigt, sich bei Bund und Land für den Erhalt der Firma und der 540 Arbeitsplätze einzusetzen. Elfriede Seidel kennt nicht viele Menschen bei Metz persönlich. Aber sie betet für sie.

Mehrere Investoren haben bereits Interesse an dem insolventen Unternehmen angemeldet.

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