Wasserschutz hat absoluten Vorrang

2.5.2020, 14:00 Uhr
Stephan Zeilinger

© Foto: Jurga Graf Stephan Zeilinger

Wenn es um den Ausbau des Biberttalradweges zwischen Fürth und Zirndorf geht, heißt es im Zirndorfer Stadtrat seit Jahren, die infra Fürth mauere. Was hat es mit Ihrer Blockadehaltung auf sich?

Der Abschnitt, um den es da geht, führt – anders als auf Fürther Stadtgebiet – durch den sogenannten Fassungsbereich unserer Wassergewinnungsanlagen. Das ist noch vor der engeren und weiteren Schutzzone die höchste Kategorie, die wir im Wasserschutzgebiet haben. Hier gelten die restriktivsten Auflagen. Im Fassungsbereich liegen Flachbrunnen, die das Wasser aus einer Tiefe von lediglich bis zu zehn Metern gewinnen. Diese Wasservorkommen sind extrem anfällig für Einträge von der Oberfläche. Die Grasnarbe und die belebte Bodenzone haben hier eine wichtige Filterfunktion. Gemäß städtischer Wasserschutzverordnung für das Rednitztal müssten wir das Gebiet eigentlich einzäunen, der Zutritt Unbefugter ist laut Auflagen verboten, geschweige denn, dass Wege gebaut werden dürfen.

 

Soll heißen: Sie dulden die Radler nur?

Tatsächlich müssten wir das Gebiet absperren. Dass wir es nicht tun, ist zum einen auf eine Art Gewohnheitsrecht zurückzuführen – der Weg führt eben schon seit Jahrzehnten hier entlang – und zum anderen darauf, dass es an Alternativen für die Route mangelt.

 

Nun dürften aber die Radler nicht diejenigen sein, die schädliche Stoffe hinterlassen, oder?

Das Problem ist das Gefährdungspotenzial generell, das mag sicher nicht von Radlern herrühren, eher von motorisierten Verkehrsteilnehmern, die hier unerlaubterweise unterwegs sind. Fakt ist, wir haben schon Öl- und Benzinkanister an dem Weg gefunden. Einmal ist ein Laster vom Weg abgekommen und umgekippt. Platzt da die Ölwanne, können wir alle 25 Brunnen im Fassungsbereich dieser Zone I sperren, bis die Kontamination behoben ist, weil sie alle über ein Hebersystem laufen. Das ist knapp ein Viertel aller 108 Brunnenanlagen, aus denen die infra ihr Wasser schöpft. Und auch Zirndorfer bekommen von uns Wasser aus diesem Gebiet, umso mehr, nachdem erst vor kurzem ein Rohrbruch eine Hauptleitung der Zirndorfer Stadtwerke in der Jordanstraße lahmgelegt hat.

 

Ihren Worten zufolge dürfte sich also auch in Zukunft keine Chance auf eine bessere Befestigung des Biberttalradweges im Rednitztal ergeben?

Nein, aber das sind keine Neuigkeiten. Dass es für die Menschen, denen das Hintergrundwissen dazu fehlt, nicht nachvollziehbar ist, dass der Radwege-Ausbau aus unserer sachlich-fachlichen Sicht nicht machbar ist, kann ich verstehen. Und dennoch bitte ich um Verständnis. Wir beharren nicht deswegen auf diesen eigentlich zwingenden Schutzmaßnahmen, weil wir den Zirndorfern oder den Radlern Prügel zwischen die Beine schmeißen wollen, sondern weil wir unser Trinkwasser schützen müssen. Der Grundwasserschutz hat in einer derart sensiblen Zone absolute Priorität. Zumal wir als eine der trockensten Zonen in ganz Franken ohnehin schon an den Überleitungen von Main-Donau-Kanal und Fränkischem Seenland hängen.

 

Welche Möglichkeiten sähen Sie denn ansonsten für den Biberttalradweg?

Vorstellbar wäre eine Verlegung der Route außerhalb des Fassungsbereichs in die engere Wasserschutzzone, etwa parallel zur Verbindungsstraße West. Aber das wäre dann eine Route, die auch bergauf führen würde, das ist nicht ganz so bequem wie durchs Rednitztal. Billig wäre es sicher auch nicht. Das macht es alles nicht einfach. Grundsätzlich sind hier aber die Städte Zirndorf und Fürth sowie der Landkreis Fürth zuständig.

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