Wegen Corona: Weniger Ausbildungsplätze in und um Fürth?

19.5.2021, 05:55 Uhr
Wegen Corona: Weniger Ausbildungsplätze in und um Fürth?

© Foto: imago images/photography33

"Wir wollen Ausbildung auf jeden Fall weiter möglich machen", sagt Andreas Sauber von der gleichnamigen Schreinerei in Stein. Seine Werkstatt hat auch in Coronazeiten gut zu tun. Weil die Leute weniger in den Urlaub fahren, stecken sie ihr Geld lieber in die Verschönerung ihres Zuhauses. Jungen Menschen will und kann er deshalb weiterhin auch während der Pandemie eine Chance geben.

"Das ist eine Investition in die Zukunft. Wir brauchen den Nachwuchs ja." Er versteht aber auch Kollegen, die als Gaststättenausstatter oder Messebauer arbeiten: Mancher von diesen überlegt es sich derzeit zweimal, ob er Azubis einstellt, weil ihnen ein Großteil ihres Geschäftes weggebrochen ist und sie nicht wissen, wie es für sie weitergeht.

Die Folgen der Corona-Krise für junge Menschen zeichnen sich immer deutlicher ab: Inzwischen plant jeder zehnte Betrieb, aktuell weniger bis keine Lehrstellen anzubieten.Das zeigt eine neue Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Für den Ausbildungsjahrgang, der im September 2020 begonnen hat, sind in Stadt und Landkreis Fürth 14 Prozent der Plätze weggefallen.

In stark von der Corona-Krise betroffenen Branchen ist der Anteil der Unternehmen, die ihr Ausbildungsangebot zurückfahren, am größten:Im Gastgewerbe plant fast ein Drittel der ausbildungsberechtigten Betriebe, weniger oder keine Auszubildenden einzustellen. Die Firmen begründen den Schritt mit unsicheren Geschäftserwartungen aufgrund der Pandemie, mit ihrer finanziellen Situation oder mangelnden räumlichen und personellen Kapazitäten.

"Es ist in diesen zupackenden Berufen viel schwieriger, unter Pandemiebedingungen auszubilden. Wer im Hotel eine Lehre macht, muss mit Gästen zu tun haben. Es kommt auf praktische Erfahrungen an", sagt die Chefin der Industrie- und Handelskammer in Fürth, Maike Müller-Klier. "Im kaufmännischen Bereich ist es leichter, Know-how digital zu vermitteln."

Die Rückgänge im Hotel- und Gastgewerbe werden laut Müller-Klier – zum Glück – teilweise durch zusätzliche Ausbildungsangebote im Einzelhandel, hier vor allem im Bereich Lebensmittel, ausgeglichen.

Was das Zusammenfinden von Schulabgängern und Betrieben aktuell sehr erschwert: Ausbildungsmessen wie die Nacht der Ausbildung in Stein oder die Azubi-Messe in Langenzenn fielen pandemiebedingt aus. Letztere fand zwar digital statt, aber die Besucherfrequenz war mit dem Präsenzformat nicht zu vergleichen. "Auch wenn man es kaum glauben mag: Auch viele junge Menschen haben Probleme mit digitalen Formaten und tun sich beim Speeddating mit Arbeitgebern schwer, wenn sie den Ansprechpartner nicht wirklich vor sich haben", sagt die IHK-Chefin.

Pop-up-Messe in der Fürther Innenstadt

Sobald es die Kontaktbestimmungen wieder zulassen, will die IHK Fürth deshalb in Kooperation mit der Agentur für Arbeit in der Fürther Innenstadt eine Pop-up-Messe veranstalten, um wieder präsent und ansprechbar für junge Menschen zu sein. "Hier wollen wir den Jugendlichen klar sagen: Ihr werdet gebraucht!" so Müller Klier. Momentan hat sie nämlich das Gefühl, dass viele Schüler frustriert sind und fürchten, dass sie gerade keine Chance auf dem Ausbildungsmarkt haben.

Die Folge: Sie bewerben sich erst gar nicht. Das hat auch der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Fürth, Thomas Mörtel, festgestellt. Viele Jugendliche würden in Coronazeiten lieber eine weiterführende Schule besuchen, als nach einem Ausbildungsplatz zu suchen. Weiterbildung sei zwar immer gut, aber ein Azubi-Mangel könne in ein paar Jahren zu einer Verschärfung des Fachkräftemangels führen.

Andreas Sauber bekommt das deutlich zu spüren. Vergangenes Jahr haben sich so wenige junge Leute beworben wie noch nie. Und auch heuer ist die Auswahl eher ernüchternd. Er gibt aber die Hoffnung nicht auf, dass das bald wieder besser wird: "Das Handwerk hat goldenen Boden. Man wird nicht reich, aber der Beruf kann sehr erfüllend sein."

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