Welt aus den Fugen

7.11.2012, 16:00 Uhr
Welt aus den Fugen

© Fürther Bagaasch

Einfach ist es nicht, einen Stoff umzusetzen, der so oft inszeniert, über den so viel geschrieben, geforscht und gehirnt wurde. Aber gerade das mache „Macbeth“ so reizvoll, meint Bagaasch-Chefin Ute Weiherer, die in ihrer Deutung das Trauma der Hauptfiguren hervorheben will; jenes Trauma, das sie erst zu dem gemacht hat, was sie sind: skrupellose Tyrannen. „Sie haben durch brutale Kriege, schreckliche Verbrechen und Erlebnisse die Überzeugung verloren, dass die Welt verlässlich ist.“

Das Baby der Lady

Uwe Weiherer spielt Macbeth. Sein Wandel vom Königstreuen zum machtgierigen Tyrannen vollzieht sich ganz leise und dadurch umso eindringlicher und überzeugender. Jörg Scheiring überzeugt als Macbeths Freund und Kriegskumpan Banquo, der bald dessen Opfer wird. Lady Macbeth, hervorragend von Tatjana Sieber gespielt, ist traumatisiert durch den schmerzlichen Verlust ihres Kindes. Stoisch packt sie zu Beginn die Babysachen in eine Kiste – mehr muss nicht gezeigt werden, um zu verstehen, wie es ihr geht.

Etliche Bagaasch-Darsteller haben hier gleich mehrfach die Rollen zu wechseln, ein Charakter-Tausch, der stets gelingt. So ist Bert-Peter Wendt zum einen als König Duncan, zum anderen als Macduff zu sehen. Rike Frohberger spielt Malcolm, Sohn des von Macbeth ermordeten Königs Duncan, eine der Hexen, schließlich einen der Mörder Banquos. Maria Rupp schlüpft gekonnt in die Rolle einer Hexe, eines Hauptmanns, des Kochs und des Pförtners, um schließlich als Lady Macduff zu enden.

Besonders wandlungsfähig: Ursula Hähner als Hexe, Soldat, Fleance, Sohn Banquos, Mörder und als Sohn des Macduff. Beim Schlussapplaus mag man es kaum zu glauben, dass mit sieben Personen wirklich alle Spieler auf der Bühne stehen.

Wuchtige Geschichte

Auf die wichtigsten Szenen eingedampft, erzählt Ute Weiherer das Drama in knapp zwei Stunden. Sie benötigt erfreulicherweise auch keine Unmengen an Theaterblut und Schlachtszenen, um die Gewalt und Wucht der Geschichte auf die Bühne zu bringen.

Für die Darsteller zwei Stunden harte Arbeit, für das Publikum eine lohnende und kurzweilige Inszenierung des berühmten Shakespeare-Dramas, das so, wie es im Fürther Bildungs- und Kulturzentrum Lindenhain (BiKuL) zu erleben ist, auch größeren Theatern gut zu Gesicht stünde.

„Macbeth“: Bildungs- und Kulturzentrum Lindenhain (BiKul), Kapellenstraße 47. Weitere Termine am 8./9./15./16./29. und 30. November, jeweils 20 Uhr. Tickets im Vorverkauf (www.frankentipps.de) 12/8 Euro, Abendkasse 14/10 Euro, Reservierung unter Tel. 9232106.

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