Weltweite Suche nach Pflegekräften

8.8.2020, 21:00 Uhr
Weltweite Suche nach Pflegekräften

© Foto: Ralf Jakob

Seine Begeisterung überträgt sich offenbar auf die Auszubildenden. Daniela Amm, die schon seit zwölf Jahren in verschiedenen Häusern als Hauswirtschafterin gearbeitet hat und in einem Jahr ihre Ausbildung zur Altenpflegerin beendet, sagt: "Nirgends gefällt es mir so gut wie hier."

Nach ihrer ersten Ausbildung zur staatlich geprüften Wirtschafterin in der Küche des Heinrich-Heinel-Heims hat sie einige Zeit später ihre Berufung in der Arbeit mit älteren Menschen gefunden und bereits jetzt eine feste Zusage für eine Übernahme im kommenden Jahr.

Als Tipp für Suchende und Zweifler empfiehlt Amm, nicht nur ein paar Tage, sondern mehrere Monate oder gar ein Jahr in den Pflegeberuf hineinzuschnuppern.

Das Gegenbeispiel ist Yulia Belyanskaya. Sie war vor zwei Jahren lediglich für ein paar Tage aus Weißrussland zu Gast und bat bereits nach zwei Tagen Praxiseinsatz um Aufnahme in den Mitarbeiterstab. Die mittlerweile 34-Jährige war schon seit ihrer Kindheit unter dem Einfluss ihrer Oma "in Deutschland verliebt" und hatte als ausgebildete "Spezialistin für interkulturelle Kommunikation" etwas ganz anderes als die streng strukturierte Büroarbeit gesucht.

Hier in Puschendorf hat sie das Gesuchte gefunden und vor knapp zwei Jahren die dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin begonnen: "Die Arbeit ist angenehm, die Bewohner sind nett und die Kollegen hilfsbereit."

Den unregelmäßigen Dienstplan mit wechselnden Schichten stuft sie sogar besser ein als bei ihrem früheren Bürojob. Ihr Privatleben komme dadurch keinesfalls zu kurz. Man habe vielfältige Möglichkeiten, sich im Beruf weiterzuentwickeln und könne "immer etwas für die Menschen machen". Das erfülle sie mit großer Freude.

Natürlich, das weiß die Weißrussin auch, waren ihre guten Deutschkenntnisse wichtige Grundvoraussetzung für ihre erfolgreiche Bewerbung. Wegen des riesigen Personalmangels in den Pflegeberufen schreibt Heimleiter Kufleitner seine Stellenangebote inzwischen weltweit aus. Doch gute Deutschkenntnisse sind seiner Meinung nach absolut notwendig, damit sich die Pflegekräfte mit den hauptsächlich fränkischen Heimbewohnern verständigen können. "Sonst bringt das nichts", sagt er klar.

Kolumbien, Indonesien und Togo

Wenn Kufleitner dann eine geeignete Kraft gefunden hat, scheut er auch den Bürokratieaufwand für die neuen Mitarbeiter nicht. Auf diese Weise ist es ihm gelungen, für den gelernten Deutschlehrer Noulafassi Gdagbe aus Togo zunächst eine Stelle als Bufdi nach dem Bundesfreiwilligendienst-Gesetz genehmigt zu bekommen. Wenige Monate später klappte es mit der Ausbildung zum Altenpfleger.

Kwami, wie er überall im Hause der Einfachheit halber genannt wird, erhält aus dem staatlichen Förderungsprogramm WeGebAU (die Abkürzung steht für "Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen") einen Zuschuss zu seinem Gehalt.

Deutlich jünger als die drei Genannten sind Sabine Geng und Nico Seewald, die jetzt im September die neue generalistische Ausbildung für die Pflegeberufe im Krankenhaus und der Altenpflege beginnen. "Pflegefachkraft mit Vertiefungsschwerpunkt stationäre Langzeitpflege" werden sie sich nach Abschluss der dreijährigen Ausbildung nennen dürfen.

Geng (26) kam im Januar als Quereinsteigerin aus dem kaufmännischen Bereich und hat sich zunächst "ganz spontan" für die Pflege interessiert. Ihr gefällt es, dass man den Menschen helfen kann und zugleich deren "Wärme und Dankbarkeit" spürt.

Seewald, der sich gerade in der Endphase als FSJ-ler (Freiwilliges Soziales Jahr) im Crossing-Team der Diakonie-Gemeinschaft befindet, sind in den vergangenen Monaten bei seinen Arbeitseinsätzen im Altenheim "die Leute ans Herz gewachsen". Er hat deswegen beschlossen, sein zuerst begonnenes Studium der Mathematik für diese Aufgabe aufzugeben.

Genau wie die drei anderen Auszubildenden, die gerade in Urlaub sind, können die jungen Leute nicht recht nachvollziehen, wieso der Pflegeberuf keinen so guten Ruf genießt. Sie sehen ihre Tätigkeit eher als Berufung und weniger als Job, gerade weil man damit "etwas für die Menschen tun" könne.

Die Bezahlung in der Ausbildung ist so schlecht auch wieder nicht, findet Heimleiter Kufleitner. 1000 Euro im ersten und 1400 Euro im dritten Lehrjahr können sich im Vergleich zu anderen Branchen sehen lassen.

Für das Jahr 2021 hat er bereits weitere vier Mitarbeiter aus Kolumbien, Indonesien und Togo gewinnen können. Mit der Installierung von festen "Schülertagen" außerhalb des festen Dienstplans möchten die Praxisanleiter im gesamten Haus künftig die Auszubildenden noch besser bei ihrer fachlichen und persönlichen Entwicklung unterstützen.

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