Weniger einsatzfähig? Fürths Feuerwehren widersprechen

19.6.2019, 06:00 Uhr
Bei großen Unglücken – wie hier beim Brand auf dem Gelände der Firma Veolia am Hafen 2018 – unterstützen die Freiwillen Feuerwehren die Berufsfeuerwehr. Gerne würden sie auch bei anderen Einsätzen helfen.

© Foto: Thomas Scherer Bei großen Unglücken – wie hier beim Brand auf dem Gelände der Firma Veolia am Hafen 2018 – unterstützen die Freiwillen Feuerwehren die Berufsfeuerwehr. Gerne würden sie auch bei anderen Einsätzen helfen.

Es ist insbesondere dieser Satz, der die Wehren in Aufruhr versetzt hat: "Generell kann man festhalten, dass die Einsatzfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehren in den letzten zehn Jahren abgenommen hat."

Zu Papier gebracht hat ihn Christian Gußner, Chef der Fürther Berufsfeuerwehr, in einem 16-seitigen Dokument, das jüngst dem Stadtrat vorgelegt wurde. Es handelte sich um das "Personalkonzept – Berufsfeuerwehr 2025", mit dem das städtische Amt für Brand- und Katastrophenschutz begründete, warum die Berufsfeuerwehr dringend mehr Personal brauche. Der Stadtrat gab grünes Licht für fünf Planstellen.

Zur Situation der Freiwilligen Wehren hatte sich Gußner nur in einem Absatz geäußert – doch gerade diese Passage sorgt für Wirbel. Er hatte unter anderem festgestellt, dass zwei der zwölf Freiwilligen Wehren in Fürth die gesetzliche Mindeststärke momentan nur auf dem Papier erfüllen. Und er erinnerte an einen Vormittag, an dem nach Alarmierung zweier Wehren nur drei Kräfte zur Verfügung standen.

Eine Reihe von Vertretern der Freiwilligen Feuerwehren widerspricht nun heftig: In Briefen an die FN zeigen sich die Kommandanten der Wehren Fürth-Stadt, Sack, Ronhof-Kronach, Poppenreuth, Unterfarrnbach und Mannhof ebenso wie der Stadtbrandrat und einige weitere Aktive irritiert über die Darstellung ihrer Mannschaften.

"Das ist demotivierend"

Was da geäußert wurde, könne man nicht so stehen lassen, heißt es übereinstimmend, es werde ein falscher Eindruck erweckt. Dazu seien die Aussagen "demotivierend" für die vielen Mitglieder, die sich in ihrer Freizeit für die Sicherheit der Bürger engagieren. Betont wird in jedem Brief allerdings auch: Die personelle Verstärkung der Berufsfeuerwehr begrüße man, schon mit Blick auf die gewachsene Einwohnerzahl.

"Ein Absinken der Einsatzfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehren" können sie aber nicht erkennen, schreiben etwa Peter Dennerlein, Kommandant der FFW Fürth-Stadt, und sein Stellvertreter Adrian Thoma. Die Kollegen aus den anderen Stadtteilen formulieren es ähnlich.

In den 40 Jahren, die er aktiv sei, habe er mehrfach ein Auf und Ab der Mitgliederzahlen erlebt, sagt Dennerlein. Die Grundlehrgänge seien wieder sehr gut besucht, der Zulauf in den Jugendgruppen als auch bei den Erwachsenen sei positiv, berichten die Verantwortlichen.

Tagsüber ist es schwieriger geworden

Richtig sei, dass es tagsüber schwieriger geworden ist, Einsatzkräfte zu versammeln, so Stadtbrandrat Werner Ruffus. Schließlich arbeiten die wenigsten Feuerwehrleute heute in dem Ortsteil, in dem sie Dienst leisten. Viele Arbeitgeber können oder wollen ihre Mitarbeiter nicht gehen lassen, ergänzt der Mannhofer Kommandant Antonio Loisi.

Die Zeiten, da zur Feuerwehr viele Landwirte gehörten, die jederzeit einsatzbereit waren, seien vorbei. Das Problem aber sei lösbar, betonen die Kommandanten: indem die Berufsfeuerwehr "zugweise", also Wehren aus mehreren Vororten gleichzeitig alarmiere. Außerhalb der Arbeitszeiten sei man ohnehin zuverlässig zur Stelle.

Zudem verweisen sie auf die großen Unglücksfälle der vergangenen Jahre: den Sturm im August 2017, Großbrände wie den bei Veolia am Hafen, den Bombenfund an der Stadtgrenze im Februar oder die Hilfe in den Schneemassen in Südbayern Anfang des Jahres: All dies habe doch gezeigt, "dass die FFW einsatzfähig sind und ohne sie diese Einsatzlagen nicht zu bewältigen gewesen wären", so Thoma.

Wichtig aber wäre es, so Dennerlein, die Freiwilligen viel häufiger als bisher zum Zug kommen zu lassen. Oft würden leider lieber die dienstfreien Kräfte der Berufsfeuerwehr einbestellt und die Alarmierung der Freiwilligen aufgehoben. "Das vernichtet die Motivation." Seine Leute, die jeden Mittwoch üben, stellten sich irgendwann zwangsläufig die Frage, wofür sie das tun – wenn sie ihr Wissen kaum anwenden können.

"Die Rolle muss klar definiert werden"

Wichtig wäre es in Fürth, so Dennerlein, die Rolle der Freiwilligen Feuerwehren und die Anforderungen an sie klar zu definieren. Und es brauche den Willen, sie "mit der Berufsfeuerwehr auf Augenhöhe nach festen Regeln einzusetzen".

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