Weniger Konflikte: Fürth gewöhnt sich an den Ordnungsdienst

16.11.2019, 06:00 Uhr
Weniger Konflikte: Fürth gewöhnt sich an den Ordnungsdienst

© Foto: Tim Händel

Zu streng, zu ruppig: Es knirschte reichlich im ersten Frühjahr mit dem Fürther Ordnungsdienst, im Mai 2018 häuften sich die Klagen über die neue Truppe. Manche kamen von Hundehaltern, die die Ermahnungen und Verwarnungsgelder für überzogen hielten. Vor allem aber beschwerten sich junge Menschen über die Kontrolleure.

Bei der Protestwoche der "Aktion Protestgarten" warfen sie der Stadtspitze vor, dass es ohnehin schon zu wenig Freiräume und Treffpunkte in Fürth gebe. Nun fühlten sie sich noch mehr vertrieben.

Die Wut der jungen Fürther setzte einiges in Bewegung. Zwar verteidigte Rechtsreferent Mathias Kreitinger den Ordnungsdienst umgehend. Das Team habe den Auftrag, jedem Verstoß nachzugehen, erklärte er, und es vermittle den Eindruck, dies "mit Augenmaß" zu tun. Skrupellose Sheriffs wolle auch die Stadt nicht.

Zugleich aber signalisierte die Stadtspitze auch Verständnis für die Unzufriedenheit der Jugendlichen. Das Problem sei weniger das Verhalten des Ordnungsdienstes, vermutete Kreitinger schnell, sondern dass manche der Regeln, deren Einhaltung er kontrollieren soll, nicht mehr zeitgemäß seien. Die Grünanlagensatzung kam auf den Prüfstand.

Was folgte, war ein Testlauf: Bis November 2019 wollte man Erfahrungen mit einigen Lockerungen und mit zwei neuen Grillplätzen sammeln. Nach dem Probejahr wirkt Kreitinger zufrieden. Gerade werte man die Erkenntnisse von Umwelt- und Grünflächenamt, Polizei und Ordnungsdienst aus.

Ende November will man sich noch mit den Anwohnern des Grillplatzes an der Siebenbogenbrücke austauschen, die sich seit langem mehr Ruhe wünschen. Am 18. Dezember dann befasst sich der Stadtrat mit der Frage, ob es bei den Neuerungen bleibt. Nach derzeitigem Stand wird Kreitinger dies empfehlen.

Der Grillplatz beim Mehrgenerationenspielplatz am Flussdreieck habe sich tagsüber zu einem Familiengrillplatz entwickelt, sagt er. Auch abends – gegrillt werden darf bis 21.30 Uhr, der Aufenthalt aber ist unbegrenzt möglich, was den Platz besonders für junge Menschen interessant machen soll – habe es keine größeren Probleme gegeben. Alles sei "im Rahmen", auch das Müllproblem. Lärmbeschwerden gab es nicht.

Der Grillplatz auf der Hardhöhe dagegen werde noch kaum angenommen. Viele Familien in der Umgebung haben Gärten. Weil aber neben dem Grillplatz ein Jugendspielbereich mit Pumptrack, einem Parcours für Fahrräder, entstehen soll, möchte die Stadt ihn weiter anbieten.

Die große Frage war, ob die neuen Areale den Grillplatz an der Siebenbogenbrücke entlasten. Bis der Ordnungsdienst eingeführt wurde, klagten Anwohner vehement über spätabendlichen Lärm. Ein "Ort der Friedfertigkeit" sei die Anlage nicht geworden, resümiert Kreitinger, nach wie vor gehe es dort "lebhaft" zu. Es sei auch weiter regelmäßig zu Ordnungsstörungen (etwa Sachbeschädigungen, laute Musik, Vermüllung) gekommen, allerdings in der Regel während der Nutzungszeit (bis 21.30 Uhr) – und nicht danach.

Beschwerden über nächtliche Störungen seien im Sommer weder bei der Polizei noch bei der Stadt eingegangen. Das anstehende Gespräch mit den Anwohnern soll das Bild noch komplettieren.

Inzwischen ist Alkohol erlaubt

Dass die Satzung inzwischen Alkoholkonsum auf den Grillplätzen erlaubt, hat Kreitinger zufolge nicht zu spürbar mehr Störungen geführt. Die Satzung erlaube es überdies weiterhin, "angetrunkene oder sichtbar betrunkene" Gäste auszuschließen. Besäufnisse toleriere man wie gehabt nicht.

Die Ausdehnung der Benutzungszeit bestimmter Freizeitareale hat sich offenbar bewährt. Wie der Grillplatz durften auch der Skatepark, Basketball- und Bolzplätze und der Mehrgenerationenspielplatz bis 21.30 Uhr genutzt werden (vorher 20 Uhr). Zum Beginn der Nachtruhe um 22 Uhr war es hier ruhig, so Kreitinger.

Anders als 2018 habe es heuer so gut wie keine Beschwerden über den Ordnungsdienst gegeben, sagt der Rechtsreferent. Die Änderungen hätten sicher einen großen Anteil daran. Zudem habe sich alles ein wenig eingespielt. Das Team sei erfahrener und die Bevölkerung habe sich daran gewöhnt, dass die Einhaltung der städtischen Regelungen – anders als früher – überprüft wird. "Die gegenseitige Akzeptanz ist gestiegen."

Das merke man etwa auch daran, sagt Kreitinger, dass Verstöße von Hundehaltern seltener beobachtet werden. Kontrolliert wird unter anderem, ob sie Kotbeutel dabei haben und die Anleinpflicht erfüllen. Rücksichtslose Radler hat der Ordnungsdienst, der jüngst von fünf auf sechs Personen aufgestockt wurde, ebenfalls im Blick. Und auch in der Gustavstraße sieht man die Mitarbeiter. Vor dem Hintergrund des Gerichtsstreits dokumentierten sie über einen längeren Zeitraum intensiv, ob sich die Wirte an die Sperrzeiten halten. Zuletzt zeigten sich die Kläger zufrieden mit den Bemühungen der Stadt.

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