Wenn die Miete in die Schuldenfalle treibt

1.6.2019, 16:00 Uhr
Mit der Aktionswoche der Schuldnerberatung mit dem Titel "Albtraum Miete" soll das Thema stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.

© Foto: Peter Steffen, dpa Mit der Aktionswoche der Schuldnerberatung mit dem Titel "Albtraum Miete" soll das Thema stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.

Seit etwa fünf Jahren beobachten die Mitarbeiter der Schuldnerberatung der Fürther Diakonie, dass die gestiegenen Kosten für Wohnraum auch hier immer mehr Menschen vor Probleme stellen. Betroffen sind längst nicht mehr nur Geringverdiener oder diejenigen, die auf Unterstützung vom Staat angewiesen sind. Auch der Mitte der Gesellschaft setzt es zunehmend zu, dass das Wohnen immer teurer wird.

Das Thema will auch die bundesweite "Aktionswoche der Schuldnerberatung" stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken, die nächste Woche stattfindet. Sie trägt heuer den Titel "Albtraum Miete". Bei einem Pressetermin machte nun die Diakonie darauf aufmerksam.

"Schwierig wird es immer dann, wenn die Kosten für ein Dach über dem Kopf inklusive der Nebenkosten über einem Drittel des Einkommens liegen", sagt Dorothea Eichhorn, Leiterin der Sozialarbeit bei der Diakonie. Und das erlebe man immer häufiger.

Wer nach einer Trennung, dem Tod des Partners oder dem Verlusts des Arbeitsplatzes eine neue Wohnung zu einem angemessenen Preis sucht, wird kaum noch fündig. Ältere Mietverträge seien meist bezahlbar gewesen – bei neuen aber sehe es meist ganz anders aus, so Eichhorn.

Erschwerend hinzu kommt, dass oft keine passende Wohnung zu finden ist. Große Objekte für Familien sind ebenso Mangelware wie kleine für den Single-Haushalt. Aus diesem Grund bleibt manchmal ein Senior in seiner Vier-Zimmer-Wohnung, weil sie günstiger ist als eine mit zwei Räumen.

Auch Ursula Weser, Leiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung bei der Diakonie, hätte einige Vorschläge, wie sich desolate Situationen verbessern ließen. Etwa, indem das Sozialamt auch mal den Spielraum für das Wohngeld anpasst, also die Miete auch übernimmt, wenn sie leicht über dem Regelsatz liegt – wenn nichts anderes zu finden ist.

 

Keine Wahl

In Einzelfällen konnte Weser dies im Gespräch mit den Behörden schon klären. Ansonsten, so ihre Erfahrung, bliebe vielen Menschen nichts anderes übrig, als die Differenz von ihrem Hartz-IV-Satz zu begleichen – und so schnell große Schuldenberge aufzutürmen.

Außerdem kritisiert Weser, dass viele potenzielle Mieter aussortiert werden, weil sie einen Eintrag bei der Schufa haben. Dieser sage aber oft nichts über die Zahlungsmoral bei der Miete aus. Wer bei der Schuldnerberatung Hilfe suche und seinen Verpflichtungen nachkomme, dem solle nicht gekündigt werden können, so Weser: "Eine Räumungsklage ist schließlich auch für den Vermieter eine langwierige und teure Angelegenheit."

InfoWer Hilfe bei Verschuldung sucht, findet sie bei der Diakonie unter der Rufnummer (09 11) 7 49 33 18.

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