Wenn es kriselt, kommen die Paten

26.6.2016, 21:00 Uhr
Wenn es kriselt, kommen die Paten

© Leberzammer

„Die Nachfrage steigt, die Zahl der Familienpaten stagniert“, bringt die zuständige Projektleiterin beim Mütterzentrum, Anette Weingarten, die derzeit größte Herausforderung auf den Punkt: „Wir brauchen ganz dringend weitere Ehrenamtliche.“ Derzeit sind rund 20 Frauen und Männer in Fürther Familien aktiv.

Was sie tun und welche Bedeutung ihr Wirken in den Familien hat, berichteten bei der kleinen Feier im Casino der Sparkasse beide Seiten. Reinhard Bock etwa, ein 67-jähriger Pensionär, der seit einigen Jahren als Pate aktiv ist. „Ich habe ja selbst zwei Kinder und zwei Enkel“, erzählt er, „von dieser Lebenserfahrung wollte ich etwas weitergeben.“

Problematisch werde es stets dann, so Bock, wenn sich eine Patenschaft ihrem Ende nähert, beispielsweise weil die Familie wegzieht. Zwei Jahre lang hat er eine alleinerziehende Mutter mit ihrem zuletzt zehnjährigen Sohn unterstützt. „Mir sind die beiden ans Herz gewachsen und es ist eben schade, wenn man sich dann nicht mehr sieht.“ Kontakt hält er mit den beiden aber bis heute.

In der Regel besuchen die Paten ihre Familie ein Mal in der Woche. „Man unterhält sich über die Schule, macht Ausflüge oder verbringt einfach so Zeit miteinander“, erläutert Anette Weingarten. Konflikte innerhalb der Familie gelte es dabei möglichst auszugleichen.

Reinhard Bock war darin wohl recht erfolgreich. In seiner zweiten Patenfamilie sei ein Kind nämlich ziemlich geschickt darin gewesen, die Erwachsenen gegeneinander auszuspielen. „Zuletzt hat es dann schon immer gefragt: ‚Wann gehst du wieder?‘“ Bock verbuchte das als Erfolgserlebnis, wie er augenzwinkernd erzählte.

Wie hilfreich der Einsatz der Familienpaten sein kann, berichtet auch Ulrike Eller. Ihr Mann war nach langer Krankheit gestorben. „Eigentlich wollte ich einen Leih-Opa, der die fehlende männliche Seite der Elternschaft ein wenig ausgleicht“, erinnert sie sich. Eller wandte sich an die Erziehungs- und Beratungsstelle der Stadt – sie arbeitet bei den Familienpatenschaften eng mit dem Mütterzentrum zusammen – und wurde dort erst auf die Möglichkeit einer Patenschaft aufmerksam gemacht. Nun verbringt ihr 13-jähriger Sohn regelmäßig Zeit mit dem Paten – „und ich habe das Gefühl, dass es ihm gut tut“, sagt Ulrike Eller. Für sie sind die Familienpatenschaften „eine tolle Sache und absolut unterstützungswürdig“.

Wer sich engagieren möchte, erhält über das Mütterzentrum und die Erziehungs- und Beratungsstelle zunächst einen mehrtägigen Lehrgang, regelmäßige Treffen und kompetente Betreuung folgen. Ziel sei es grundsätzlich, die sozialen Kontakte aller Familienmitglieder zu stärken, so Weingarten. Besonders wichtig sei zudem, sich gegenseitig zu achten. „Also keine Belehrung von oben herab, wie man es richtig machen soll.“

Informationen im Internet unter www.muetterzentrum-fuerth.de

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