Wer wird Puschendorfs neuer Bürgermeister?

25.2.2020, 11:30 Uhr
Wer wird Puschendorfs neuer Bürgermeister?

© Ralf Jakob

Bei den letzten drei Urnengängen war Wolfgang Kistner (CSU) jeweils mit großer Mehrheit gewählt worden. Vor sechs Jahren allerdings als unabhängiger Kandidat, weil die Mehrheit des CSU-Ortsverbandes entschieden hatte, die damalige Vorsitzende und Fraktionssprecherin im Gemeinderat, Erika Hütten, ins Rennen zu schicken.

Der Kampf ums Rathaus ist in diesem Jahr daher spannend wie lange nicht mehr. Denn die etwa 1900 wahlberechtigten Puschendorfer haben trotzdem die Auswahl zwischen drei Kandidaten. Die Freien Wähler, die im jetzigen Gemeinderat fünf der 14 Räte und außerdem den 2. Bürgermeister stellen, haben Alexander Dörr (49) nominiert. Der Sparkassenbetriebswirt sitzt seit sechs Jahren im Gremium und hat sich im Bereich Finanzen im Gemeindeparlament bereits profiliert. Er betont seine Verwurzelung im Ort und seine Tätigkeit in mehreren Vereinen. Er ist zweiter Kommandant und jahrelanger Kassier der Freiwilligen Feuerwehr, spielt seit Jahrzehnten im Posaunenchor und war aktiv in der Fußballabteilung des SVP und als Jugendlicher bei den Ortsburschen.

Aufbauend auf die gute Vernetzung möchte er den Charakter des Dorfes erhalten und nötige Entwicklungen mit neuen Ideen weiterführen. Der Ausbau des Glasfasernetzes in der Gemeinde und die Barrierefreiheit am Bahnhof gibt er als erste Ziele seiner Arbeit an.

Erika Hütten (61) wirft ihre langjährige Erfahrung als Fraktionssprecherin der CSU und als 2. Bürgermeisterin von 2002 bis 2014 in die Waagschale. Nach ihrer Wahlniederlage gegen Amtsinhaber Kistner vor sechs Jahren hatte die Politikwissenschaftlerin ihre Parteiämter niedergelegt und sich weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Auch der CSU hatte sie wegen unterschiedlicher Auffassung in der Flüchtlingsfrage den Rücken gekehrt.

Nachdem sie "von Bürgern zur erneuten Kandidatur aufgefordert wurde", möchte Hütten ganz ohne Unterstützung einer Partei ihr Projekt "Puschendorf 2020" neu angehen und den Bürgermeistersessel erobern. Auch sie steht für die Schaffung eines barrierefreien Bahngleiszugangs und für einen Ausbau des ÖPNV.

Sie vertraut dabei auf ihr zupackendes Wesen und ihr großes Engagement. Ein breit gefächertes Kulturangebot und günstige gemeindeeigene Wohnungen bezeichnet Hütten als weitere Aufgabenfelder. Die gebürtige Niedersächsin freut sich auf die "themen- und lösungsorientierte Zusammenarbeit mit allen Fraktionen".

Dort könnten neben den bisherigen drei Fraktionen CSU, SPD und Freie Wähler auch die neue Gruppe der Grünen und die Wählerliste "Bürger für Puschendorf" vertreten sein. Die letztgenannte Initiative unterstützt Dieter Glaser (56) bei seiner Kandidatur für das Bürgermeisteramt. Der gelernte Kaufmann ist seit 23 Jahren in der Gemeindeverwaltung einerseits "rechte Hand des Bürgermeisters" und andererseits für die Öffentlichkeitsarbeit und die EDV zuständig. Er kennt alle Aufgaben eines Bürgermeisters "aus nächster Nähe". Glaser will "stets ein offenes Ohr für die Bürger haben, sich dabei um jedes Anliegen verantwortungsvoll kümmern" und für "frischen Wind" sorgen.

Neben dem Glasfasernetz und dem barrierefreien Bahnhof ist ihm die Schaffung einer "Freizeitanlage" am früheren Badeweiher vor dem Schützenhaus ein Anliegen. Denn, so argumentiert er, für ältere Jugendliche im Ort gebe es bis jetzt kein attraktives Angebot.

Auf zwei Podiumsdiskussionen mit insgesamt 500 Besuchern konnte keiner der Bewerber ein großes Plus in der Wählergunst verbuchen. Zu ähnlich klingen die Wahlprogramme der drei Anwärter. Im Umgang miteinander wirken sie sehr respektvoll. So wird möglicherweise die persönliche Ausstrahlung am 15. März den Ausschlag geben.

Dort, in der Wahlkabine, wartet nochmals etwas völlig Neues auf die Wähler. Anders als in allen Wahlen zuvor, kann man nicht mehr die doppelte Zahl an Stimmen vergeben, wie Gemeinderatssitze vorhanden sind. Statt 28 Stimmen wie bei den letzten vier Gemeinderatswahlen kann jeder Wählende nur 14 vergeben.

Dieses alte Verfahren ist noch auf die Zeit bis 1966 zurückzuführen, als es nur eine "Einheitsliste Dorfgemeinschaft" gab. Mit der doppelten Zahl an Bewerbern sollte sichergestellt sein, dass eine echte Wahl möglich war. SPD und CSU haben dieses Verfahren bis 2014 beibehalten. Für die Kommunalwahl 2020 gilt es nun, 14 Stimmen an 70 Bewerber um die Gemeinderatssitze zu vergeben – so viel Auswahl war noch nie.

Verwandte Themen


Keine Kommentare