Wettbewerb um das Ticket nach Berlin

26.9.2009, 00:00 Uhr
Wettbewerb um das Ticket nach Berlin

Christian Schmidt (52) konnte sich bei den vergangenen Wahlen mühelos behaupten. Der Bäckersohn aus Obernzenn, der mit Frau und zwei Töchtern in Fürth lebt, hat bei der CSU eine reibungslose Parteikarriere hingelegt: Seit 1990 ist er Bundestagsabgeordneter, vor vier Jahren wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretär im Verteidigungsministerium befördert. Sicherheit und die Bundeswehr sind das Leib- und Magenthema des Mannes, der für einen Politiker ungewohnt leise auftritt und sich mit profundem Fachwissen einen guten Ruf erworben hat. In seiner Heimat hatte Schmidt zehn Jahre lang die starke Position des CSU-Kreisvorsitzenden inne, die er aber im vergangenen April aufgegeben hat. gap

Marlene Rupprecht (61) hat die Kinder zu ihrem Thema gemacht. Die frühere Lehrerin aus Tuchenbach ist Kinderbeauftragte ihrer SPD-Bundestagsfraktion und Mitglied der Kinderkommission, die Jugendhilfe gilt als Schwerpunkt ihrer Arbeit. Die gebürtige Schwäbin streitet mit Herz, Hartnäckigkeit und rustikalem Charme für die Schwachen und Benachteiligten - nicht erst seit sie 1996 ins Parlament eingezogen ist oder seitdem sie dort Petitionen bearbeitet. Rupprecht, die als Energiebündel gilt, hat auch das Frauenhaus in Fürth gegründet und leitet das Kuratorium des Müttergenesungswerkes in Stein. Auf der anstrengenden Wahlkampftour wird sie von ihrem Mann chauffiert, die Tochter ist längst erwachsen. gap

Uwe Kekeritz (55), im Allgäu geboren und in Uffenheim zu Hause, tritt für die Grünen an. Der Diplom-Volkswirt gehört der Partei seit 20 Jahren an und war seit den Anfängen in der Anti-Atomkraft-Bewegung aktiv. Kekeritz war bis 1988 selbstständiger Unternehmensberater, danach zwei Jahre lang mit seiner Frau und den beiden Kindern in Kamerun, wo er Entwicklungshilfe leistete. Von 1990 bis 2000 war der Grünen-Bewerber Hausmann und auf selbstständiger Basis im Bereich der Erwachsenenbildung tätig. Seit 2001 arbeitet er für das Berufsförderungswerk Nürnberg, Geschäftsstelle Würzburg, im Bereich der beruflichen Rehabilitation. Kekeritz ist seit 1996 Kreisrat im Landkreis Neustadt/Bad Windsheim und seit 2008 Stadtrat in Uffenheim. hän

Agnes Meier (44) wirft für die Liberalen den Hut in den Ring. Meier stammt aus Ingolstadt und lebt seit 13 Jahren in Stein. Sie hat katholische Theologie studiert, arbeitete in der Steiner Pfarrei Albertus Magnus als Pastoralassistentin und ist seit 1999 als Klinikseelsorgerin am Nürnberger Süd-Klinikum. Ihre Aussichten, aus Stein in den Berliner Bundestag einzuziehen, sind nicht groß, auf der Bayern-Liste der FDP steht sie auf Platz 19. Doch die Steiner Stadträtin sieht den Wahlkampf als Herausforderung, sich in verschiedene Themen einzuarbeiten und mit den unterschiedlichsten Menschen zu sprechen. Bei ihrer Bewerbung zur Direktkandidatin setzte sie

sich in den Parteigremien der Liberalen nicht zuletzt wegen ihres Akzents auf das Soziale durch. bd

Anny Heike (61) bewirbt sich nach 2005 bereits zum zweiten Mal um ein Bundestagsmandat. Damals trat die gebürtige Fürtherin, die eine erwachsene Tochter hat, noch für die WASG an, die später mit der PDS fusionierte. Vor einem Jahr trat sie für die Linke dann zur Landtagswahl in den Ring.

Als Gewerkschaftssekretärin der IG Metall erhält Heike seit 1990 Einblick in die Sorgen und Nöte der Menschen. Die Gewerkschaftsarbeit und das Engagement im Fürther Friedensforum haben die Politikerin geprägt. Sie gehört dem Bündnis gegen Rechtsradikalismus und Faschismus in Fürth sowie dem Sozialforum an und ist Mitbegründerin des Fürther Frauenhauses und Frauennotrufs. di

Bastian Saffer (26), in Fürth geboren und in Cadolzburg zu Hause, tritt, nachdem die Freie Union auf Grund einer fehlenden Unterschrift ihrer Vorsitzenden Gabriele Pauli nicht zur Wahl zugelassen wurde, als Einzelkämpfer an. Der gelernte Zimmermann war zwölf Jahre lang Mitglied der SPD. Der Wunsch nach einer «ehrlicheren und menschlicheren Politik» führte den Inhaber einer kleinen Firma für Transportgestellbau zur Freien Union. Seit Juli ist Saffer deren stellvertretender Bezirksvorsitzender. Der aufgeschlossene Vielredner findet schnell Kontakt und tanzt auch auf Bierbänken. heh

Alexander Wunschik (29) erlebt beim ersten Wahlkampf auch gleich den ersten Frust. Kleine Parteien wie seine Piratenpartei, sagt der Direktkandidat, kämen kaum zu Wort. Dabei geht es dem Softwareentwickler, der sich gerade mit eigenem Büro in der Fürther Altstadt selbstständig gemacht hat, um wichtige Themen. Das Recht etwa, über die eigenen Daten selbst zu bestimmen. Um eine Lockerung des Urheberrechts und um mehr Geld für Bildung - auch, damit sich junge Menschen besser im Internet zurechtfinden. Der Survival-Fan und Rettungsschwimmer wünscht sich, dass das globale und vernetzte Denken der Computergeneration auch in der Bundespolitik ankommt. gap

Außerdem tritt für die rechtsextreme NPD Richard Vahlberg aus Roßtal an.