#WeVsVirus: So entstand das Video des Fürther Gymnasiums

16.4.2020, 10:30 Uhr

Wir gegen das Virus – das ist das Motto der Schüler und Lehrer des Hardenberg-Gymnasiums Fürth (HGF). Da nicht nur die Schule, sondern auch der Schüler- und der Lehrerchor ausfallen, haben die Leidtragenden umdisponiert – und kurzerhand ein Musikvideo produziert. Das Ergebnis, auf YouTube zu finden unter "Viva la vida (Cover by Hardenberg-Gymnasium-Fürth)", hat schon viel virtuellen Applaus bekommen.

Die Idee stammt von der Oberstufenkoordinatorin des HGF, Birgit Grasser. "Wir haben einen Lehrerchor, der sich hobbymäßig einmal die Woche trifft", erzählt sie. Und der könnte doch eine kleine Botschaft für die Schüler aufnehmen, dachte sie sich. Also schickte Grasser eine Mail an die Musiklehrer der Schule.

"Ich war sofort begeistert", sagt Markus Piller. Er ist Mathe-, Religions- und Musiklehrer – und darüber hinaus ambitionierter Hobby-Musiker. "Ich habe die Produktion übernommen, da hatte ich schon Vorerfahrung." Piller schickte die Noten samt Anweisungen an den Lehrer- aber auch an den Schülerchor, verbunden mit der Bitte, ihm gesungene oder mit dem Instrument eingespielte Videoschnipsel zuzusenden.

Das Lied wurde vorher schon geprobt

"Herr Hofstädter, der den Schulchor leitet, hat das Arrangement für den Chor noch angepasst", erklärt Piller. "Es hätte zu der Zeit ja auch das Schuljahreskonzert stattfinden sollen." Das Video sei eine gute Gelegenheit für alle Beteiligten, den ohnehin schon geprobten Coldplay-Song "Viva la Vida" zur Geltung kommen zu lassen.

Erstaunlich viele Videoschnipsel habe er aber auch von Lehrerkollegen bekommen, die gar nicht im Chor seien. "Das hat mich begeistert", sagt der Musiklehrer. Alle 1200 Schüler habe er leider nicht mit einbeziehen können.

Als Piller dann alle Videos beisammen hatte, begann für ihn die Produktion. Zwei Wochen und über 80 Stunden Arbeit habe er in das Projekt gesteckt. Oft habe er bis nachts um drei Uhr Tonspuren angepasst – und sei dennoch am nächsten Morgen seiner Lehrtätigkeit nachgekommen.

Die Erste, die ihr Video zuschickte

Die Videos selbst hat Piller allerdings nicht groß bearbeitet – denn "eigentlich ist es so, wie es ist, authentisch", findet er. Clara Lehmeyer ist die erste Sängerin, die erscheint. "I used to rule the world" singt sie fröhlich. Klavierspielende Hände und ihr beatboxender Musiklehrer begleiten sie. Dann hat sie Gesangspause und lächelt ein wenig verlegen in die Kamera.

Ihre Ehrenposition als erste Solistin erhielt sie schlicht, weil sie die erste war, die Piller ihr Video zugesendet hat. "Ich war sofort überzeugt und habe es gleich verwendet", sagt ihr Lehrer. "Mega krass, ich wusste das gar nicht", berichtet Lehmeyer. Ihre Freunde hätten ihr davon erzählt, bevor sie selbst das Video zu sehen bekam.

Lehmeyer war zunächst reichlich geknickt, weil das Sommerfest, auf dem sie im Schulchor "Viva la Vida" zum Besten geben wollte, virusbedingt ausfallen musste. Jetzt aber ist sie wieder obenauf: "Voll cool, dass wir das Lied jetzt trotzdem singen konnten", schwärmt sie. Dass die Lehrer mitgesungen haben, kam für sie unerwartet. "Aber das ist sehr witzig", findet die Schülerin.

Das fertige Video lud Piller auf seinem privaten YouTube-Kanal hoch und bettete es in die Website der Schule ein. Die Resonanz sei überwältigend, sagt Piller. "Wir haben damit wohl einen Nerv getroffen." Das Werk soll ein Zeichen setzen: für Verbundenheit und Wertschätzung. "Der Hashtag #WeVsVirus bedeutet für mich, weiterhin soziale Kontakte zu pflegen", so Piller.

Virtuelle Schule in "Minecraft"

Das täten seine Schützlinge zurzeit aber sowieso: So hat ein Schüler gleich zu Beginn der Krise eine virtuelle Schule im Computer-Baukasten-Spiel "Minecraft" errichtet. Dort können sich nun Jugendliche und Lehrer besprechen, es gibt verschiedene Klassenräume, in denen man sich treffen kann. "Ich habe schon mitbekommen, wie sich die Schüler hier zu bestimmten Fächern austauschen. Das ist toll!"

Und vermutlich seien die Pädagogen auch nicht nur aus Interesse am Austausch online, sagt Lehmeyer augenzwinkernd: "Viele Lehrer von uns sind voll die Zocker", meint sie und lacht. Aber auch offline hat Markus Piller ähnliche Interessen wie seine Schüler – vor allem die Musik.

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