Wie aus Holz ein Füller wird

22.3.2019, 15:00 Uhr
Wie aus Holz ein Füller wird

© Foto: Wunder

"Als Waldbesitzer habe ich mir eines Tages gedacht, dass man aus all dem schönen Holz eigentlich was machen müsste." Kurzerhand meldete sich Wolfgang Ehlert zu einem Kurs bei einem Drechselmeister im Allgäu an. Er war begeistert und ist drangeblieben. "Das muss man auch", sagt der 52-Jährige, denn nur die Übung mache tatsächlich den Meister. "Der erste Kreisel, den ich gedreht habe, der war nicht gerade toll – aber wenn man mal 100 gemacht hat, dann werden sie perfekt."

Heute hat Ehlert, der im Brotberuf bei einer Krankenkasse angestellt ist, quasi fast seine gesamte Freizeit auf das Drechseln ausgelegt. Im Keller seines Hauses in Stein hat er eine kleine, aber effektive Werkstatt eingerichtet: "Es ist alles so platziert, dass ich es von der Drechselmaschine aus mit einem Handgriff erreichen kann", erzählt er. Dazu gehören Schleifpapier, verschiedenste Spannwerkzeuge, Bohrer in allen möglichen Durchmessern, Drehmeißel und -röhren. In jeder freien Ecke ist Holz an Holz gelagert: Buche, Eibe, Apfel, Essigbaum oder Olive, sein Lieblingsholz.

Vor kurzem erst hat er eine Absauganlage in die Werkstatt eingebaut. "Der Staub ist nicht zu unterschätzen, ich konnte eigentlich nur noch mit Mundschutz arbeiten", erklärt er.

Der Mittelpunkt des Raumes ist aber eine große Drechselbank.150 Kilogramm ist sie schwer und mit etlichen Gewichten zusätzlich beschwert.

Dass aus dem vierkantigen Stück Holz, das eingespannt ist und mit hoher Geschwindigkeit rotiert, tatsächlich mal ein edler Füllfederhalter wird, ist kaum zu glauben. Ein Blick auf Ehlerts Sortiment beweist es jedoch eindrucksvoll. Nicht ohne Stolz präsentiert er Bleistifte, Kugelschreiber, Tintenroller und Füller in den unterschiedlichsten Ausführungen und Holzmaserungen.

Nicht jedes Werk gelinge auf Anhieb. "Aber", sagt er mit einem Augenzwinkern, "es gibt für alles Tricks." Und die hat sich der Hobby-Drechsler durch Ausprobieren, in diversen Internetforen und -gruppen, aus Fachzeitschriften und vor allem bei den Drechselfreunden Franken (DFF) eingeholt und abgeschaut. "Wir treffen uns einmal im Monat in Gräfenberg, es gibt Vorträge und wir tauschen uns aus", erzählt er über den Stammtisch.

Nach nur sechs Jahren hat sich der Selfmade-Drechsler so viel Wissen und Erfahrung angeeignet, dass er selbst Vorträge hält und bei Veranstaltungen wie dem Stadtfest in Stein Vorführungen macht. Besonders viel Spaß macht es dem 52-Jährigen, wenn er andere mit seinem Handwerk begeistern und vor allem Kindern ein staunendes Lächeln ins Gesicht zaubern kann. "Letztes Jahr habe ich beim Kinderferienprogramm in Langenzenn mitgemacht — das hat mir viel Freude bereitet."

Wie viele Stunden Ehlert in seiner Werkstatt verbringt, vermag er nicht so genau zu sagen. "An einem freien Tag sind es schon mal sechs bis acht Stunden, oft bin ich nach der Arbeit noch mal zumindest kurz am Werkeln", berichtet er, "denn es sind so viele verschiedene Arbeitsschritte zu machen und die Nachfrage ist groß." Sein Portfolio reicht von Füllern und Kugelschreibern über Flaschenverschlüsse und Schalen bis hin zu Muskat-Mühlen, Windlichtern und ganz speziellen Sonderanfertigungen.

Mit viel Gefühl

Das Reizvolle, sagt Ehlert mit einem schelmischen Grinsen, sei es, "das Unmögliche zu schaffen". Also etwas, woran andere Drechsler gescheitert sind. Etwa aus schwierigen Hölzern die schöne Maserung herauszuarbeiten. Was es dazu braucht? "Durchhaltevermögen, handwerkliches Geschick, ein Gefühl für Holz, genaues Arbeiten – und viel Zeit", zählt Wolfgang Ehlert auf.

Seine komplette Produktpalette steht im Internat auf der Homepage www.drechselspass.de. In natura kann man sie am 12. und 13. April beim Ostermarkt im Forum Stein sowie beim Stadtfest in der Faberstadt am 19. Mai sehen.

Keine Kommentare