Wie geht es mit dem Einkaufsschwerpunkt weiter?

29.7.2011, 13:00 Uhr
Wie geht es mit dem Einkaufsschwerpunkt weiter?

Wer steckt dahinter?

MIB, 1994 gegründet, hat seinen Stammsitz in Berlin und ist mit fünf Niederlassungen und 60 Mitarbeitern ausschließlich in Deutschland tätig. Damit ist MIB ein relativ kleiner Fisch in der Shopping-Center-Branche. Dafür hat das Unternehmen viel Erfahrung im Umgang mit historischer Bausubstanz, wie ein Blick auf Projekte zeigt (www.mib.de).

Man investiere „ausschließlich in Städte mit hoher Aufenthaltsqualität“, sagt Geschäftsführer Uwe Laule. In der Region zeichnet MIB für die Neugestaltung des ehemaligen AEG-Areals an Nürnbergs Fürther Straße verantwortlich — offenbar zur großen Zufriedenheit im Rathaus der Nachbarstadt. Sein Nürnberger Amtskollege Ulrich Maly habe sich äußerst positiv über MIB geäußert, sagte der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung unserer Zeitung.

Planungspartner von MIB ist das Londoner Architekturbüro DunnettCraven (www.dunnettcraven.com). Fürth sei eine „ganz besondere Stadt mit besonderem Charakter und unglaublicher historischer Struktur“, meinte James Craven bei der Vorstellung seiner Pläne Anfang Juli.

Was ist eigentlich ein Geschäftshaus-Modell?

MIB setzt in Fürth auf das sogenannte Geschäftshaus-Modell. Dessen Charakteristikum: Der Zugang in einzelne, voneinander getrennt zu betrachtende Häuser erfolgt jeweils von der Rudolf-Breitscheid-Straße aus. Bei einem klassischen Mall-Konzept dagegen ist der Einzelhandelskomplex eher in sich geschlossen, alle Gebäudeteile sind miteinander verknüpft, die Geschäfte befinden sich entlang neu geschaffener Wegeverbindungen im Inneren.

Der Zugang zum Wölfel-Areal soll bei MIB über die historischen Häuser an der Breitscheidstraße möglich sein, die man erhalten möchte. An sie werden sich verglaste Lichthöfe anschließen, die zum dreigeschossigen Neubau in den bisherigen Hinterhöfen führen, wo großflächiger Handel vorgesehen ist. Anstelle des jetzigen Kinoeingangs ist ein transparenter Kubus geplant, über den die rückwärtigen Geschäfte angebunden sind.

Welche Geschäfte sind geplant?

Viel dringt noch nicht durch und Mietverträge sind offenbar noch nicht unterzeichnet. Nach Informationen der FN ist MIB jedoch mit den größeren Textilfilialisten im Gespräch, infrage käme beispielsweise „Zara“; auch von einem Sportartikel-Anbieter soll die Rede gewesen sein. Die Stadt jedoch legt Wert darauf, dass die in der Fußgängerzone bereits vorhandenen Ketten – etwa H&M und „New Yorker“ — nicht in den neuen Einkaufsschwerpunkt abgezogen werden und Lücken hinterlassen.

Im Untergeschoss schwebt MIB ein Lebensmittelmarkt vor — allerdings der gehobenen Art, etwa nach dem Muster des „Feinkoststadels“ im Nürnberger Karstadt. Ein Vollsortimenter á la Edeka oder Rewe soll dem Marktkauf-Gebäude und/oder dem City-Center vorbehalten bleiben.

Wie geht’s weiter?

Die Stadt gestaltet in den kommenden Monaten den Vertrag mit MIB aus, in dem unter anderem der Kaufpreis für die städtischen Grundstücke — 6,36 Millionen Euro — festgezurrt wird. Wie sich bereits im Stadtrat andeutete, wird auch noch die eine oder andere Korrektur verlangt — etwa bei den Stellplätzen. Wie berichtet, sieht MIB nur 66 davon vor, und die sollen nicht Kunden, sondern ausschließlich Mietern des Einzelhandelskomplexes zur Verfügung stehen. Viele drängen hier auf Nachbesserung. Im Herbst wird der Stadtrat dann den Vertrag absegnen.

Sollten die Verhandlungen scheitern — womit niemand rechnet — würde die Firma ATP/Ten Brinke nachrücken. Sie landete bei der Bewertung durch die Kommune auf Platz zwei. Nach der Vertragsunterzeichnung schließt sich der Architekturwettbewerb an, dessen Zweck die Suche nach ansprechenden Neubaufassaden anstelle von Fiedler-Haus und Park-Hotel ist. Laut Vorgabe der Stadt ist der Baubeginn erst im Frühjahr 2013 vorgesehen, die Fertigstellung ein Jahr später; doch das gilt als vorsichtige Variante. Der Startschuss könnte schon 2012 fallen.

Was passiert, wenn der Investor pleite geht?

Nach den Worten des Fürther Oberbürgermeisters wird man sich entsprechend absichern. Gedacht ist etwa an eine „Vertragserfüllungsbürgschaft“. Im Klartext: Sollte die Firma MIB die Flinte ins Korn werfen, müsste die Bausumme — man geht von rund 50 Millionen Euro aus — über diese Bürgschaft an die Kommune fließen, die das Projekt dann weiterverfolgen könnte.

 

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