Faire Wochen: Wie Textilien made in Tunesien entstehen

17.9.2019, 17:45 Uhr
Die Fairen Wochen 2019 finden vom 13. bis 27. September 2019 bundesweit mit rund 2000 Veranstaltungen statt.

© Seilkopf Die Fairen Wochen 2019 finden vom 13. bis 27. September 2019 bundesweit mit rund 2000 Veranstaltungen statt.

Begleitet wurde Houda el Fadhels von Theresa Utrecht von Femnet, die den Abend moderierte. Der Verein setzt sich insbesondere in Tunesien für bessere Arbeitsbedingungen von Frauen und Mädchen in der Textilindustrie ein und unterstützt sie bei rechtlichen und sozialen Problemen.

Houda el Fadhel begann mit 16 Jahren als Näherin in einer der vielen Textilfabriken in der Region Monastir östlich von Tunis zu arbeiten. Lange Arbeitszeiten, wenige oder keine Pausen, unbezahlte Überstunden, geringer Lohn, mangelnde Hygiene und diskriminierende Beleidigungen waren neben den unerträglichen Arbeitsbedingungen zusätzliche Belastungen. Die Liste der Ungerechtigkeiten, die sie schildert, ist lang. Und am Ende hielt Houda doch die Entlassung in den Händen.

Auf der Straße gelandet

Die Firma meldete Konkurs an und verschwand einfach. Auch in zwei weiteren Fabriken musste sie unter ähnlichen Bedingungen ihre Arbeit verrichten. Jedes Mal landete sie wieder auf der Straße. Schließlich schaffte sie es, mit einer Freundin eine eigene kleine Polsterei auf die Beine zu stellen.

Die zweite Gastrednerin des Abends ist Amani Allagui. Sie ist Projektkoordinatorin beim tunesischen Forum für wirtschaftliche und soziale Rechte (FTDES) und kennt viele Geschichten, die der von Houda gleichen. In der Region Monastir sind viele kleine und mittlere Textilfirmen angesiedelt. 90 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, zum Teil Alleinverdiener, alleinerziehend, ungebildet, arm. Viele kommen aus dem Landesinneren und müssen das Wenige, das sie verdienen, an ihre Familie schicken. Sie leben am Existenzminimum, sind auf den Verdienst angewiesen und in der Regel nicht gewerkschaftlich organisiert.

Wertigkeit im Blick

Der Appell der beiden Gastrednerinnen richtete sich an die Verbraucher der europäischen Länder, die Wertigkeit der Produkte mehr in den Fokus zu stellen und einfach den Preis zu bezahlen, der dem Kleidungsstück entspricht. Gütesiegel gewährleisten faire Rahmenbedingungen der Herstellung und faire Arbeitsplätze.

Das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit) ist einer der Sponsoren der Kampagne "Faire Wochen" und errichtete in der Region Monastir ein Ausbildungszentrum, in dem junge Tunesier die Möglichkeit haben, von qualifizierten Trainern unter guten Arbeitsbedingungen eine zeitgemäße Ausbildung zu bekommen.

Die "Fairen Wochen" im Landkreis: Donnerstag, 19. September, Innenhof der Burg Cadolzburg, ab 18 Uhr Fahrradkinofestival – "Warum Glück erfahrbar ist"; Freitag, 20. September, 20 Uhr, Gemeindehaus am Martin-Luther-Platz in Stein, Modenschau mit Faire Couture zum "Fair"lieben; Samstag, 28. September, 19 bis 21 Uhr, Kulturhofkneipe Langenzenn, Hindenburgstraße 32, Wie schmeckt die Welt? Fünf-Gänge-Menü mit Musik und guten Gesprächen.

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