Wilhermsdorf: Die CSU will nicht mehr teilen

18.5.2020, 10:26 Uhr
Wilhermsdorf: Die CSU will nicht mehr teilen

© Heinz Wraneschitz

Dass ein Marktgemeinderatsmitglied noch vor der Abstimmung über die Tagesordnung in einer "persönlichen Erklärung dazu" seinem Ärger Luft macht – an solch eine Situation kann sich niemand in Wilhermsdorf erinnern. Doch bei der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Ratsgremiums passierte genau das.

Wilhermsdorf: Die CSU will nicht mehr teilen

© Foto: Heinz Wraneschitz

Frieder Kleefeld hatte noch nicht einmal den Amtseid abgelegt, da erklärte er schon: "Mit einem Ja zur Tagesordnung würde ich gegen den Amtseid verstoßen." Denn: "Ich habe keine Unterlagen für die nichtöffentliche Sitzung erhalten. Die Punkte konnte ich nicht vorbereiten." Der fehle aber jetzt, so der Sprecher der neuen Grünen-Gruppe im Rat.

Die Antwort von Bürgermeister Uwe Emmert (CSU) fiel zwiespältig aus: Ratsmitglieder bekämen ihre Rechte und Pflichten üblicherweise erst mit der Vereidigung übertragen, erklärte er, ergänzte aber: "Kürzlich im Kreistag wurde das anders gehandhabt."

CSU-Sprecher Hans Peter Mahr wiederum brachte sich mit einem barsch vorgetragenen "von einem Antrag weiß ich nichts" in die Diskussion ein. Worauf Emmert zugab, er habe diesen Antrag zwar bekommen, aber aus besagten Gründen als nicht behandlungswürdig bewertet. Für Frieder Kleefeld war Emmerts Erklärung offensichtlich stimmig: Jedenfalls stimmte er der Tagesordnung danach genauso zu wie alle anderen Ratsmitglieder.

Zunächst ging es friedlich weiter – es standen die Verabschiedung der alten und die Vereidigung der neuen Bürgervertreter auf dem Plan. Doch dann kam es zu den Abstimmungen über die Besetzung der ehrenamtlichen Posten von 2. und 3. Bürgermeister. Hier zeigten sich deutliche Risse zwischen der von elf auf zwölf Köpfe gewachsenen CSU-Mehrheitsfraktion und den insgesamt acht Mitgliedern der drei anderen Parteien im Rat. Wenig überraschend wurde der bisherige "Vize" Wolfgang Bernreuther (CSU) wiedergewählt: Er erhielt 13 Stimmen. Sein Konkurrent, der FW-Sprecher und bisherige 3. Bürgermeister Fritz Ruf, musste sich mit acht Stimmen begnügen. Bernreuther nahm die Wahl mit den Worten an: "Danke, dass die Fraktion das Vertrauen in mich setzt."

 

Im ersten Wahlgang durchgesetzt

 

Wer erwartet hatte, die CSU werde, wie in der vergangenen Wahlperiode, beim 3. Bürgermeisterposten ihre Macht ein wenig teilen, sah sich getäuscht: Die Fraktion schlug ihr Mitglied Lore Forstmeier vor. Die setzte sich gleich im ersten Wahlgang gegen ihre zwei Kontrahenten Fritz Ruf (fünf Stimmen) und Doris Wagner-Levin (Grüne, zwei) durch.

Mit 14 Stimmen bekam Forstmeier sogar eine mehr als die CSU-Ratsmitglieder plus Uwe Emmert Köpfe zählen. Der "Dritten" wird nach Aussage des ersten Bürgermeisters vor allem die Aufgabe zufallen, "Jubiläen zu übernehmen".

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