Wilhermsdorf: Störche sollen Kirchgänger nicht mehr stören

21.2.2019, 16:00 Uhr
Wilhermsdorf: Störche sollen Kirchgänger nicht mehr stören

© Foto: Wraneschitz

Fertignester ignorierte das Storchenpaar, das sich 2017 für Wilhermsdorf entschied. Lieber baute es sich etwas Eigenes auf der Kirchen-Balustrade am Wilhermsdorfer Marktplatz. Nur: Es suchte sich dafür ausgerechnet den Mauerabsatz über dem Hauptportal aus.

Man durfte es ahnen: Kirchgänger mussten fortan befürchten, dass im Flug etwas herabfallen und ihr Sonntagsgewand beschmutzen könnte. Neben Kot konnte jederzeit auch Nistmaterial herunterfliegen, im Sommer wurde bereits eine Seite der Treppe für Besucher gesperrt.

Das neue Zuhause ist bereit

Jetzt setzt die Kirchengemeinde auf eine andere Lösung: Sie ließ ein Holzgestell mitten auf das große, steile Dach des Gotteshauses montieren. Per Hubsteiger haben Arbeiter das von den Störchen ausdauernd gebaute Nest dort hineingesetzt. Und nun warten alle Beteiligten darauf, dass das Paar aus dem Süden, das sich 2018 über Nachwuchs freuen durfte, zurückkommt. Ob es das um einige Meter versetzte Zuhause akzeptieren wird, bleibt freilich abzuwarten.

Gemeinhin gelten die Tiere als standorttreu, wenn sie ein Nest einmal besetzt haben. Vorausgesetzt, ihnen stößt nichts zu, kehren Storch und Störchin zuverlässig alle Jahre wieder dorthin zurück.

Genau dies könnte in Vach heuer noch für Aufregung sorgen. Nachdem die FN berichteten, dass der erste Gustavstraßen-Storch wieder gesichtet wurde, meldete sich eine Vacherin, die das dortige Nest gut im Blick hat. Dieses sei mitnichten leer, erzählte sie, vielmehr teilen es sich seit Anfang Februar zwei Störche. Bereits im Dezember habe sie immer wieder einen Storch gesehen. "Ab Januar war er fast ständig im Vacher Horst."

Naturschutzwächter Herbert Schlicht hegt große Zweifel, dass es sich dabei tatsächlich um die "Vacher Störche" handelt. Diese seien bisher im Winter stets in wärmere Gegenden ausgewichen.

Gibt es Zoff im Vacher Horst?

Er vermutet eher, dass es sich hier fremde Tiere aus der Region gemütlich gemacht haben, die ihr Zugverhalten verloren haben und auch in den kälteren Monaten in Franken bleiben. Sollte es so sein, könnte es "gewaltigen Zoff" geben und zum Kampf kommen, wenn das Vacher Paar zurückkehrt, sagt Schlicht. Eine Gelegenheit, die Tiere anhand ihrer Beringung zu identifizieren, hatte er noch nicht.

Und wie sieht es in den anderen Nestern der Umgebung aus? In Langenzenn hat Roland Schönfelder, zweiter Vorsitzender des Heimatvereins, den ersten "Kloster-Rückkehrer" just gestern entdeckt. Im vergangenen Jahr wurden auf dem Kloster vier Jungtiere groß. Ein zweites Paar hatte das neu eingerichtete Nest auf der Hopfensiegelscheune in Beschlag genommen; mit dem Nachwuchs allerdings klappte es 2018 bei den beiden noch nicht.

Auch Veitsbronn verlegt das Nest

In Veitsbronn arbeitet man gerade daran, den Störchen ein verlockenderes Quartier als bisher zu bieten – an einem neuen Standort. Der zehn Meter hohe Holzmast, auf dem es sich befand, sei zu niedrig, sagt Günter Löslein, Vorstandsmitglied im Landesbund für Vogelschutz (LBV).

Nachdem in der Vergangenheit ein Paar nach Langenzenn abwanderte, soll das Nest versetzt werden. Es wird momentan renoviert, wie Löslein sagt, demnächst soll es auf einer über 20 Meter hohen Lärche montiert werden: "Im Neustädter Bereich hat man damit schon gute Erfahrungen gemacht, da wird das gut angenommen."

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