Teichwirtschaft

Kahlschlag durch den Kormoran: Stress im Karpfenteich

30.4.2020, 06:59 Uhr
Unweit des Wilhermsdorfer Ortsteils Kreben haben etwa 50 Kormorane überwintert. Etwa 20 sind noch immer in der Gegend unterwegs und plündern die Fischweiher.

© Foto: Heinz Wraneschitz Unweit des Wilhermsdorfer Ortsteils Kreben haben etwa 50 Kormorane überwintert. Etwa 20 sind noch immer in der Gegend unterwegs und plündern die Fischweiher.

Das war nichts mit Überwintern: Dem Karpfenzüchter Erich Eberlein aus Altkatterbach haben die Kormorane diesen Winter den Weiher abgefischt.

Das war nichts mit Überwintern: Dem Karpfenzüchter Erich Eberlein aus Altkatterbach haben die Kormorane diesen Winter den Weiher abgefischt. © Foto: Heinz Wraneschitz

Als Teichwirt Erich Eberlein seinen Winterungsweiher nahe Altkatterbach leerte, dürfte ihm fast das Herz stehengeblieben sein: Von den etwa 5000 ein- und zweijährigen Jungkarpfen, die er im vergangenen Herbst zum Überstehen der kalten Jahreszeit in den Teich eingesetzt hatte, waren gerade noch 46 da, wenn auch "mehr tot als lebendig".

Und die anderen? An den insgesamt 1300 Kilogramm Jungkarpfen hatten sich offensichtlich Räuber über den milden Winter gütlich getan. "Dabei hatte ich die meisten Tiere eigentlich schon einem Fischhändler und an Privatleute verkauft." Den Rest wollte Eberlein selbst in seinen flacheren Weihern zu Speisekarpfen (K3) wachsen lassen, vor allem für die nächste Wintersaison. Der Land- und Teichwirt ist seit Jahrzehnten Lieferant vieler Gaststätten im Zenngrund und darüber hinaus.

Seine Wut auf die schlauen, schwarzen Vögel ist nicht neu. Die Kormorane seien "immer da, kommen inzwischen sogar nachts". Seine Vermutung: Sie fliegen aus den über zehn in Mittelfranken bekannten Kolonien an. "Seit drei Jahren finden die Karpfen im Winter keine Ruhe mehr", sagt Eberlein. "Doch so schlimm wie diesmal, das habe ich nicht erwartet." Den Fall aus Altkatterbach kennt auch Tobias Küblböck. Zwar wurde "das Kormoran-Management seit 2011 verstärkt und die Situation hat sich verbessert", erklärt der nordbayerische Kormoranbeauftragte der Landesanstalt für Landwirtschaft. Er gibt aber zu: "Lokal kann es schon zu größeren Problemen kommen."

Küblböck empfiehlt gerade für die oft kleinen Winterungsteiche die Überspannung mit Netzen, damit Kormorane, Grau- oder Silberreiher, See- und Fischadler nicht so leicht an die Karpfen kommen können. Damit ist er einer Meinung mit Thomas Vordermeier, Leiter der Fischerei-Fachberatung beim Bezirk Mittelfranken. "Wenn zweijährige Karpfen (K2) überwintern sollen, sollte der Weiher geschützt werden." Dafür gebe es sogar Förderung.

Bestand hat sich eingependelt

Fakt bei Kormoranen ist jedenfalls: Laut offizieller Statistik hat sich der Bestand an Brutpaaren im Bezirk seit 2010 bei etwa 600 eingependelt. Dass es nicht mehr werden, dafür haben gerade so genannte "Allgemeinverfügungen gesorgt: Die darin enthaltenen erweiterten Abschussmöglichkeiten haben viel Druck aus dem Kessel gelassen", sagt Tobias Küblböck.

Dass die Probleme gerade in Altkatterbach seit drei Jahren zugenommen haben, erklärt Roland Fischer, der Vorsitzende der Kreisgruppe Fürth im Landesbund für Vogelschutz, so: "Südöstlich des Nachbardorfs Kreben ist auf einem Baum eine kleine Schlafplatzkolonie entstanden. Dort haben um die 50 Kormorane den Winter verbracht." Mit den Brutpaaren hätten die aber nichts zu tun.

Dass Kormorane auch hier siedeln, ist nichts wirklich Neues: Sie wurden vor langer Zeit ausgerottet, weil sie damals wie heute den Fischern Konkurrenz machten. Als der Restbestand unter Naturschutz gestellt wurde, nahm die Population wieder zu. Deshalb empfiehlt Vogelschützer Fischer: "Man muss das vor Ort ansehen und eine Lösung finden." Und er bringt sogar Abschüsse ins Spiel.

Genau dies wünscht sich Teichwirt Eberlein vom örtlichen Jagdpächter. Der, Josef Marx (Name geändert) aus dem Landkreis Fürth, kennt diesen "Ruf nach Schießen. Doch an diesem Teich ist es aus Sicherheitsgründen schier unmöglich, mit der Kugel zu jagen. Und mit Schrot darf ich höchstens 35 Meter entfernt sein".

Marx kennt auch die Vögel von besagtem Baum nahe Kreben. Er habe sie vom Herbst bis Januar "gemäß der Kormoranverordnung bejagt", oft sogar mehrmals am Tag, wie er betont. Doch: "Wenn ich mit dem Auto hinfahre, sind die Vögel weg." Sie kennen sein Fahrzeug.

Gabi Schmidt, Vorsitzende des Fischerzeugerrings Mittelfranken, sieht neben Schutzmaßnahmen der Züchter vor allem "die Jagdpächter gefragt. Aber man kann nur darum bitten, dass sie Jäger schicken", gibt die Landtagsabgeordnete aus Uehlfeld zu. Doch Karpfen werden eigentlich nicht für Kormorane, sondern zum menschlichen Verzehr gezüchtet. Und so hofft Gabi Schmidt, dass die Leute während der Karpfensaison in den "R"-Monaten daran denken, "ihren Karpfen von hiesigen Fischzüchtern zu kaufen".

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