Wilhermsdorfer Badfreunde ziehen den Stöpsel

22.4.2020, 06:58 Uhr
Wilhermsdorfer Badfreunde ziehen den Stöpsel

© Foto: Heinz Wraneschitz

Wilhermsdorfer Badfreunde ziehen den Stöpsel

© Foto: Heinz Wraneschitz

Bei Wilhermsdorfs erstem Bürgerentscheid in Sachen Hallenbad im Jahr 2017 hatten sich mehr als zwei Drittel der Teilnehmer für den Erhalt der über 40 Jahre alten Freizeiteinrichtung ausgesprochen. Kurz danach gründeten eine Reihe aktiver Unterstützer den Verein "Badfreunde e. V." Doch jetzt, gut zwei Jahre später, beschloss die Hauptversammlung einstimmig: Der Verein wird wieder aufgelöst.

Denn am 24. November 2019 hatte es, wie berichtet, einen zweiten Bürgerentscheid zum Thema Hallenbad gegeben. Dabei hatte sich eine erkleckliche Mehrheit für einen Neubau einer Schwimmhalle auf dem Schulgelände und damit gegen die Renovierung des alten Bades ausgesprochen.

Und so ist auf der Facebook-Seite des Vereins zwar nachzulesen: "Vielen außerordentlichen Dank für die tatkräftige Unterstützung der Helfer wie auch an die Wähler, die sich für den Standort und die Sanierung unseres attraktiven und erhaltungswürdigen Bades eingesetzt haben." Doch die waren augenscheinlich die Minderheit im Ort.

Der Badfreunde-Vorsitzende Ludwig Schröer ist darüber immer noch ziemlich enttäuscht. Denn mit der Entscheidung pro Neubau hätten sich Sinn und Zweck des Vereins erledigt: die Unterstützung für den Erhalt des alten Hallenbads. Mit dem neuen Bad haben wir nichts am Hut", sagt der Noch-Vereinschef.

56 Mitglieder hatten die Badfreunde zuletzt, 10 von ihnen kamen zur Versammlung am 31. Januar und stimmten samt und sonders für die – laut Schröer – "mittellose Auflösung". Denn das ohnehin überschaubare "Vermögen" sei bei Aktionen für den Erhalt des Bads aufgebraucht worden. "Und auch die Abwicklung des Vereins koste "noch einiges Geld".

Bürgermeister Uwe Emmert (CSU) findet es "schade, dass man nach einem Bürgerentscheid, der klar für ein künftiges Hallenbad im Ort ausgegangen ist, den Verein so schnell auflöst". Er hätte "ein weiteres Engagement sehr gut gefunden". Denn bis das neue Gebäude stehe, dürften noch etwa fünf Jahre ins Land gehen, schätzt Emmert.

Mehr Kursangebote

In dieser Zeit werde ja das alte Bad weiter betrieben: "Wir haben sogar die Zahl der Kursangebote erhöht. Und in der wegen Corona verordneten Pause führen wir die Reinigung durch, damit es im Sommer offen bleiben kann", so der Rathauschef. Demnächst wird auch ein neues Gas-Blockheizkraftwerk für 170 000 Euro eingebaut. Das soll laut Emmert später ins neue Bad umziehen – gewissermaßen eine Investition in die Zukunft.

Ein Hauptnutzer des jetzigen und wohlauch des künftigen Bads ist der Ortsverein der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Dessen Vorsitzender Walter Schießl war "vor allem wichtig, dass der laufende Trainingsbetrieb erhalten bleiben kann". Außer in der Corona-Pause kommen Montag für Montag bis zu 150 DLRG-Mitglieder ins Bad, um Schwimmen zu lernen, für Wettkämpfe zu trainieren oder sich zu Rettungsschwimmern ausbilden zu lassen.

Schießl hatte große Bedenken, dass das alte Bad im Zug der Renovierung mindestens zwei Jahre geschlossen worden wäre, verbunden mit einen ebenso langen Nutzungsstopp: "Ob wir danach den Trainings- und Ausbildungsbetrieb wieder aufnehmen hätten können, daran habe ich meine Zweifel. Gerade, weil etliche unserer Trainer von außerhalb kommen, bis aus Nürnberg."

Diese hätten sich womöglich woanders hin orientiert, so seine Vermutung. "Denn Ausweichmöglichkeiten hätte es für uns keine gegeben." Zumal das Bad in der Nachbarstadt Langenzenn ebenfalls marode ist.

Für Vereinschef Schröer hat Walter Schießl einen Rat, sollte doch noch der eine oder andere Euro übrig bleiben: "Damit könnte man dringend benötigte Schwimmgeräte für die Schule beschaffen." Schießl wird ohnehin noch einmal auf die Finanzlage schauen müssen: Er ist Kassenprüfer der "Badfreunde".

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