Wilhermsdorfer Heimatforscher graben sich in Felsengänge

6.2.2021, 16:00 Uhr
Etwa 13 Meter hinter dem Zugang fand sich eine Abmauerung, die seitlich einen Blick dahinter erlaubte. Es geht auf gut 16 Metern geradeaus weiter, was dahinter liegt, soll vorerst eine ferngesteuerte Kamera erkunden.

© Foto: Walter Wolf Etwa 13 Meter hinter dem Zugang fand sich eine Abmauerung, die seitlich einen Blick dahinter erlaubte. Es geht auf gut 16 Metern geradeaus weiter, was dahinter liegt, soll vorerst eine ferngesteuerte Kamera erkunden.

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden die Felsengänge in Wilhermsdorf tatsächlich genutzt: Zuletzt vom vor Jahrzehnten stillgelegten örtlichen Brauhaus, zuvor im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzraum für bis zu 1000 Menschen und als Hilfslazarett. Der letzte Luftschacht ist vor etwa zehn Jahren zugeschüttet worden. "Dennoch gibt es nichts, weder Baupläne noch Aufzeichnungen", wundert sich Zipfel.

Deshalb war es eine "Riesenherausforderung, einen Zugang zu finden. Hinter welcher Mauer könnte einer sein?" Bei einem Hausbesitzer am Fuß des Hügels "sind wir auf offene Ohren gestoßen". Unter der Voraussetzung, den vorherigen Zustand wieder herzustellen, durfte das Vereinsteam eine Kellermauer aufbrechen, um in die Gänge dahinter zu gelangen.

Ist der Tunnel begehbar?

Vorher waren aber etliche Fragen zu klären: Welche Ausrüstung ist nötig? Ist genug Sauerstoff im Gang? Halten die Decken? Bei der Erst-Expedition ins Erdreich geholfen haben den Vereinsmitgliedern Maurermeister Fritz Ruf, Kreisheimatpfleger Thomas Liebert, Bürgermeister Uwe Emmert und die örtliche Feuerwehr.

"Uns hat der Pioniergeist gepackt. Zunächst haben wir ein rundes Loch gebohrt", erzählt Vereins-Vizevorsitzende Alexandra Zipfel. Dann folgte der erste Blick hinter den zugemauerten Eingang. Man sah einen 2,60 Meter breiten, 2,15 Meter hohen und 13,4 Meter langen, freien Gang, voll mit allem möglichen Unrat, danach eine Sperre.

Aus recht kleinen Sandsteinen gemauert sind die Wände, sie könnten aus dem Barock stammen, meint der Heimatpfleger. Teilweise sind sie mit Putz und Ziegeln ausgebessert.

Lasermessungen im Tunnel

Die komplette Öffnung des Zugangs war als nächstes dran, dann die vorsichtige Besichtigung bis zur Abmauerung nach 13 Metern. Dahinter schließt sich ein gerader, 16,5 Meter langer Weg an, mit einer angelehnten Tür auf der linken Seite. "Wohin die führt, wissen wir noch nicht." Ein Seitenarm geht 21 Meter nach rechts in den Berg bis zu einem Hindernis. "Weiter konnten die Laser nicht messen", erklärt Zipfel.

Fürs Erste war für die Heimathöhlenforscher damit Schluss. Denn um die Mauern und Geröllhaufen beseitigen zu können, müssen erst Statik und Sicherheit geprüft werden. Deshalb habe man sich nun ans Bergamt gewendet, das bereits Interesse bekundet habe, berichtet Alex Zipfel.

Ferngesteuerte Untersuchungen

Der Heimatverein hat ein ferngesteuertes Fahrzeug beschafft, das mit Kamera und Strahler ausgestattet ist. Damit soll die Erkundung zunächst ohne Gefahr für Leib und Leben fortgesetzt werden – aber erst nach der Abstimmung mit dem Bergamt. Bis dahin ist der Eingang wieder verschlossen. Wo genau er liegt, bleibt ebenfalls unter Verschluss, um "Höhlentourismus" zu unterbinden.

"Geduld, Ausdauer und Fördergelder" brauche der Verein nun, um "in kleinen Schritten voranzugehen", erklärt Zipfel. Der Verein will "dieses historische Gut von Wilhermsdorf" auf jeden Fall für die nächsten Generationen erhalten.

Denn die Ursprünge der Felsengänge sollen immerhin auf das 17. Jahrhundert und Wolfgang Julius von Hohenlohe zurückgehen, der mit dem Brauhaus oder einer Buchdruckerei "Merkantilismus" betrieben haben soll: Örtliche Produkte sollten im Ort verbraucht, der Überschuss "ins Ausland verkauft werden. Ausland war schon Langenzenn", klärt die Referentin auf.

Irgendwann sollen die Gänge zugänglich sein

Und irgendwann sollen die Gänge dann zugänglich gemacht werden, ähnlich wie der sanierte historische Felsenkeller in der Puchtastraße von Cadolzburg. Er soll womöglich schon in diesem Jahr für interessierte Besucher geöffnet werden.

Der Wilhermsdorfer Verein sucht derweil weitere Hausbesitzer, die vermauerte Eingänge zum Felsenlabyrinth in ihren Kellern haben. Alex Zipfel und Heimatvereins-Vorsitzende Irmi Weißfloch war jedenfalls die Begeisterung ins Gesicht geschrieben, als sie die Online-Gäste verabschiedeten: "Wir sprühen förmlich vor Ideen."

Wer mehr weiß über die Felsengänge, den bittet der Heimatverein Wilhermsdorf um Mithilfe und Informationen. Ansprechpartnerin ist Alexandra Zipfel, Telefon (0 91 02) 9 67 27, Mail: alex.zipfel@arcor.de

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