Willy-Brandt-Anlage: Grün soll wieder Vorfahrt haben

18.7.2017, 16:00 Uhr
Willy-Brandt-Anlage: Grün soll wieder Vorfahrt haben

© Archivfoto: Scherer

Über 50 Frauen und Männer hatten sich schon Ende Mai darüber den Kopf zerbrochen, wie es mit der Willy-Brandt-Anlage aufwärts gehen könnte. Dass die Ergebnisse erst jetzt einsehbar sind, hat einen Grund: Auf Anregung hatte Moderatorin Alexandra Schwab die erarbeiteten Vorschläge zusammengefasst und an alle Teilnehmer geschickt. Sie sollten Kreuzchen an den Stellen setzen, die ihnen besonders wichtig erscheinen – "priorisieren" nennt sich dieser Arbeitsschritt.

21 Fragebögen kamen zu Schwab zurück, was einer Rücklaufquote von 33 Prozent entspricht. Fast uneingeschränkte Zustimmung erfuhr dieser Satz: "Die Grünanlage darf nicht zu einem Hundeklo verkommen." Von der Stadt erwarten die Menschen außerdem, den langgestreckten Park wieder "als Grünraum und als grüne Wegeverbindung" aufzuwerten.

Gewünscht wird ein "Wohlfühlraum, ein parkähnlicher Erholungsraum, ein Flanierweg", dessen historische Bedeutung – hier verlief die Trasse der ersten deutschen Eisenbahn – entsprechend dargestellt und gewürdigt werden sollte.

Mit diesen Aussagen dürften die Bürger ganz auf der Wellenlänge von Stadtbaurat Joachim Krauße liegen. Er träumt schon lange von einer besseren Zukunft für die Anlage, die sich weitgehend zwischen den Prachtstraßen Hornschuchpromenade und Königswarterstraße erstreckt.

Im Detail klaffen die Meinungen aber mitunter auseinander. Als "teilweise kontrovers, aber alles in allem konstruktiv" beschreibt Alexandra Schwab den Abend und betont: "Es wurde wirklich unglaublich viel erarbeitet." Die Teilnehmer diskutierten an vier moderierten Themen-Tischen. Nach 20 Minuten wurde gewechselt, wodurch am Ende jeder etwas zu allen vier Themenfeldern beisteuern konnte: Grünraum, Verkehrsraum, Bedeutung des Ortes und Unterhalt bis zur Umgestaltung.

Eine Mehrheit will keine parkenden Autos mehr entlang der Anlage und schon gar nicht mehr zwischen den Bäumen sehen. Einzelne Bürger fordern aber genau das Gegenteil, um den Parkdruck nicht noch weiter zu erhöhen. Die Auto-Gegner verweisen indes auf das große Parkhaus, das die Stadt in Laufweite an der Gebhardtstraße errichten wird, und fordern vom Rathaus, die Straßen konsequent zu überwachen und Knöllchen zu verteilen. Auch eine Anwohner-Parkregelung für die Abend- und Nachtstunden ist im Gespräch.

Zum Miteinander von Fußgängern und Radfahrern gibt es ebenfalls unterschiedliche Meinungen. Eine Minderheit befürwortet einen Mischverkehr in der Anlage, die Mehrheit sieht die Radler auf der Straße. Apropos: Während sich manche wünschen, dass Anlage und Straßenzüge gestalterisch auf Zeitreise ins 19. Jahrhundert gehen, samt Kopfsteinpflaster und historisierten Laternen, wollen die anderen etwas Zweckmäßiges. Die Freischankfläche eines Restaurants in der Grünanlage empfinden einige wiederum als störend, andere als belebend.

Auseinandersetzen muss sich damit nun die Stadtverwaltung. Sie soll aus dem Meinungsbild ein Konzept erarbeiten, über das die Fürther dann im Herbst bei einem zweiten Workshop beratschlagen können. Fest steht: Vor 2019 wird die Sanierung der Anlage nicht beginnen.

Ein Ergebnis aus dem ersten Workshop wird jedoch schon sehr bald umgesetzt. Vor Ort wurde darüber abgestimmt, ob die Trampelpfade in der Anlage noch vor der eigentlichen Sanierung verschwinden oder erhalten bleiben sollen. 22 Teilnehmer sprachen sich gegen die Wege aus, 15 dafür. Auch auf dieser Grundlage beschloss der Bauausschuss im Juni (wie berichtet), dass die kahlen Flächen noch in diesem Jahr neu angesät und mit einem Absperrgeländer auf Knöchelhöhe geschützt werden.

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